Krefeld 16-jähriger Krefelder schwimmt in elf Stunden durch den Ärmelkanal

Krefeld · Der 16-jährige Krefelder Alard Schröder ist vermutlich der jüngste Deutsche, der jemals durch den Ärmelkanal geschwommen ist. Er war elf Stunden und 33 Minuten unterwegs, um die Strecke von Dover nach Calais zu bewältigen. Im Begleitboot betreuten ihn sein Bruder Bernold Schröder und die 50-jährige deutsche Extremschwimmer-Legende Christof Wandratsch.

 Alard Schröder durchschwimmt den Ärmelkanal. Im Hintergrund ist eines der rund 500 Schiffe zu sehen, die die Wasserstraße zwischen Frankreich und England täglich passieren.

Alard Schröder durchschwimmt den Ärmelkanal. Im Hintergrund ist eines der rund 500 Schiffe zu sehen, die die Wasserstraße zwischen Frankreich und England täglich passieren.

Foto: Bernold Schröder

Starke Nerven zeigte der junge Krefelder Alard Schröder vor seiner sportlichen Herausforderung: Wegen des schlechten Wetters musste der Start für seinen Versuch, den Ärmelkanal zwischen England und Frankreich zu durchschwimmen, immer wieder verschoben werden. Doch der 16-Jährige ließ sich von den widrigen Umständen nicht beeindrucken. Zum einen verfügt der Extremsportler, der mit seinen Eltern in Singapur lebt, trotz seiner Jugend über bereits enorme Erfahrung, und zum anderen wusste er mit seinem Bruder Bernold und seinem väterlichen Freund und Trainer Christof Wandratsch routinierte Kräfte an seiner Seite.

 Die Karte zeigt den tatsächlich geschwommenen Weg und die kürzeste Strecke von Dover nach Calais.

Die Karte zeigt den tatsächlich geschwommenen Weg und die kürzeste Strecke von Dover nach Calais.

Foto: Bernold Schröder

Der 50-jährige Wandratsch hat die Distanz von 33 Kilometer Luftlinie von Dover nach Calais vor mehr als zehn Jahren in der Weltrekordzeit von sieben Stunden, drei Minuten und 52 Sekunden absolviert. Sein junger Schützling benötigte einige Stunden mehr. Wegen der starken Strömung und den Gezeiten geriet seine Strecke 21 Kilometer länger. Nach 54 Kilometern sowie elf Stunden und 33 Minuten ging Alard Schröder an Land.

Die Liebe zum Schwimmen wurde dem begeisterten Sportler quasi mit in die Wiege gelegt, denn seine Mutter Amber Lee war, obwohl nie dem Leistungssport zugetan, eine sehr gute Schwimmerin. Im Alter von drei Monaten verließ Alard die Seidenstadt, da sein Vater eine führende Position in der Hotelbranche auf den Malediven inne hatte. Was folgte, waren weitere Orte wie Bangkok, Shanghai und Singapur, wo er aktuell mit seinen Eltern lebt und auch dort die internationale Schule besucht. Schon in Bangkok wurde das Talent des jungen Alard frühzeitig erkannt. Mit Hilfe eines Förderprogrammes ging es vor und nach dem Schulunterricht ins Wasser. Zeitweise wechselte Schröder zum Triathlon über, wo er ebenfalls mit guten Zeiten auf sich aufmerksam machte.

 Alard Schröder verewigt sich im White House Pub, in dem die Unterschriften vieler Kanalschwimmer stehen.

Alard Schröder verewigt sich im White House Pub, in dem die Unterschriften vieler Kanalschwimmer stehen.

Foto: Bernold Schröder

Auf die Herausforderung Ärmelkanal hatte sich der junge Mann im oberbayerischen Landkreis Altötting - nämlich in Burghausen - mit Trainer Wandratsch gewissenhaft vorbereitet. Als es dann ernst wurde begleitete ihn das Schiff "Mighty Mo" durch eine der mit etwa 500 Schiffen pro Tag meistbefahrenen Wasserstraßen der Welt. Dies ist für die Schwimmer nicht unproblematisch. Erschwerend kommt hinzu, dass auch im Sommer die Wassertemperatur kaum über 17 Grad Celsius ansteigt und dadurch Unterkühlung droht. Mit an Bord befand sich ein unabhängiger Beobachter (Observer) der Channel Swimming Academy. Alle 30 bis 60 Minuten durfte Alard Schröder eine Pause machen, um zu essen und zu trinken. Dabei durfte er das Boot nicht berühren.

Rund fünf Wochen vor dieser herausragenden Leistung hatte der 16-Jährige bereits ein weiteres sportliches Ausrufezeichen gesetzt: Er durchschwamm den Bodensee von Lindau in Deutschland in das schweizerische Rorschach und von dort nach Bregenz in Österreich. Obwohl ihm wenige Meter vor dem Ziel heftige Muskelkrämpfe in den Beinen große Probleme bereiteten, zog er sein Vorhaben mit der notwendigen Professionalität durch. Nach 32,35 Kilometer hatte er sein Ziel in neun Stunden, 14 Minuten und 46 Sekunden erreicht.

Nicht minder bemerkenswert war sein Auftritt im Alter von 14 Jahren. Nachdem er sich seinerzeit beim Schwimmverein Bayer Uerdingen fit gemacht hatte, wartete er beim Bosporus-Cross-Continental-Langstreckenschwimmen mit einer tollen Leistung auf. Der Wettbewerb wurde vom Türkischen Olympischen Komitee ausgerichtet. In seiner Altersgruppe von 14 bis 19 Jahren wurde Alard Schröder Dritter. Innerhalb der 1385 teilnehmenden Männer erreichte er den 14. Platz und wurde bester Deutscher. Die Schwimmstrecke von Asien nach Europa beträgt 6,5 Kilometer.

(sti)
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