Politik in Krefeld 106 Mitglieder bei SPD-Vollversammlung

Krefeld · Premiere in Krefeld: Zum ersten Mal traf sich am Samstag die SPD mit der Basis und diskutierte das Wahlprogramm. Die Parole an diesem Tag: Wir haben keine Angst vor der Kommunalwahl und sind gut aufgestellt.

 Erste Mitgliedervollversammlung der SPD in der Kufa. Chef Ralph-Harry Klaer stimmt die Genossen auf den Wahlkampf ein.

Erste Mitgliedervollversammlung der SPD in der Kufa. Chef Ralph-Harry Klaer stimmt die Genossen auf den Wahlkampf ein.

Foto: Klaer

Die Kufa ist an diesem Samstag Schauplatz von etwas, was es bisher so nicht gab: einer Mitgliedervollversammlung der Krefelder SPD. Zur Diskussion steht das Wahlprogramm für die Kommunalwahl im kommenden Jahr. „Dafür haben wir eigens unsere Satzung geändert. So können wir mit euch allen direkt reden und nicht nur über den Umweg von Delegierten“, erklärt Parteichef Ralph-Harry Klaer. Er klingt optimistisch, sieht die Krefelder Sozialdemokraten dem Bundestrend zum Trotz auf einem guten Weg. „Wir empfinden Rückenwind.“

106 Mitglieder sind an diesem Vormittag gekommen. Damit wurden die Erwartungen der Organisatoren übertroffen, die weniger Stühle aufgestellt hatten. Gespannt warten die Zuhörer auf das Zugpferd der Partei, den Oberbürgermeister, der für seine geschliffenen Reden bekannt ist. Und so ist es auch an diesem Tag. Mit präzise gesetzten Worten, mehrfach von Applaus unterbrochen, schwört Oberbürgermeister Frank Meyer seine Parteigenossen auf die kommende Wahl ein. Er hebt wie erwartet die Erfolge der laufenden Legislaturperiode hervor, die sich die SPD gerne auf ihre Fahne schreibt.

„2014 betrug das strukturelle Defizit 70 Millionen Euro. Im kommenden Jahr planen wir mit sechs Millionen Euro Überschuss. Wir haben angefangen, Straßen zu erneuern, wir haben ein großes Schulsanierungsprogramm ins Leben gerufen, die Verwaltung reformiert oder die Ehrenamtskarte eingeführt. Die SPD ist in Krefeld die Partei für Krefeld“, ruft Meyer den Mitgliedern zu und erntet dafür einen Jubelsturm. Für die kommende Legislatur stellt er das Thema ,bezahlbaren Wohnraum’ in den Mittelpunkt und betont, dass angelaufene Reformen weiter geführt werden müssen. „Die SPD ist die Partei des Ermöglichens“, schließt er.

Das Thema „Wohnen“ dominiert die Veranstaltung. Unter den Gästen ist denn auch Thomas Siegert, der Vorsitzende der Wohnstätte. „Wohnen ist das zentrale Thema der kommenden Zeit. Es ist ebenso wichtig wie Brot oder Wasser“, sagt SPD-Chef Klaer und spricht vielen Parteimitgliedern damit aus dem Herzen. Einer davon ist Wil Stacke, der seit 1979 Mitglied und im Ortsvorstand Fischeln aktiv ist. Er erklärt: „Zum ersten Mal haben wir in Krefeld die Möglichkeit, direkt und ohne den Filter durch Delegierte auf die Zielrichtung der Partei Einfluss zu nehmen. Da will ich dabei sein.“ Eine solche Veranstaltung sei bereits vor zwei oder drei Jahren angestoßen worden und ist aus Stackes Sicht ein wichtiger Prozess. „Es ist der Einstieg ins Kommunalwahlprogramm. Wir müssen für genug bezahlbaren Wohnraum sorgen. Durch Lückenschluss und Nachverdichtung auf der einen, durch Ausbau in den Vororten auf der anderen Seite.“

Rainer Löwe wiederum nutzt diesen Vormittag, um die SPD seines Wohnortes kennenzulernen. „Ich bin seit 48 Jahren in der SPD und wohne seit rund zwei Jahren in Krefeld. Noch möchte ich mir kein Urteil über die Krefelder SPD erlauben. Darum bin ich hier, um einfach die Akteure kennenzulernen.“ Voller Optimismus ist Tim Derks. „Ich denke, wenn so ein Format ins Leben gerufen wird, ist es Pflicht, auch zu kommen. Wir alle wollen etwas bewirken. Ich erhoffe mir gute Diskussionen, wie wir Krefeld verbessern können. Die SPD ist nicht umsonst die stärkste Fraktion und arbeitet erfolgreich. Sie tut viel für Jugendliche, und das finde ich toll“, sagt der Abiturient, der seit eineinhalb Jahren in der Partei und seit drei Jahren im Jugendbeirat aktiv ist.

Die fruchtvollen Diskussionen, die der junge Mann sich erhofft, sieht Klaer als eine der großen Stärken der Veranstaltung. „Ich denke, wir haben sehr intensiv diskutiert. Aber eigentlich gab es keine Kontroversen. Wir waren uns in der Sache stets einig und haben vor allem über das Wie gesprochen. Wir wollen den eingeschlagenen Weg für Krefeld weiterführen und vor allem das Thema ,bezahlbaren Wohnraum’ in den kommenden Jahren mit einer hoffentlich starken Mehrheit in Krefeld angehen“, zieht er ein erstes Resümee.

Eins wird an diesem Vormittag klar: Die Sozialdemokraten lassen sich nicht vom deprimierenden Bundestrend die Laune verderben. Sie sind von ihren Leistungen in Krefeld überzeugt. Oder, wie Meyer es ausdrückte: „Die Wahlversprechen, die wir gegeben haben, haben wir sämtlich eingelöst und dazu Dinge erreicht, die wir nicht versprochen haben. Das wollen wir in den kommenden Jahren bestätigen.“ Diesen Ansagen will die Partei im Herbst 2020 Taten folgen lassen.

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