Krefeld 100. Todestag von Jagdflieger Werner Voß

Krefeld · Es ist der 23. September 1917. Der gebürtige Krefelder Werner Voß, Fluglehrer der Fliegerstation Butzweilerhof in Köln, befindet sich mit seiner Maschine über Belgien. Voß gehört zu den besten Kampfpiloten seiner Zeit. Trotzdem wird seine Maschine an diesem Tag abgeschossen. Der 20-Jährige hatte zuviel riskiert.

Die Brüder Voß aus Krefeld. Am Tag des Absturzes hatten sie sich noch zum Essen getroffen und ein Foto gemacht. In der Mitte steht Werner Voß.

Foto: Stadtarchiv Kr

Der Krieg hatte sein Leben geprägt. Am 13. April 1897 in Krefeld geboren, trat der 17-jährige Voß direkt bei Kriegsausbruch freiwillig in das 2. Westfälische Husaren-Regiment Nr. 11 in Krefeld ein. Bekannt war dieses Regiment in ganz Deutschland auch unter dem Spitznamen "Krefelder Tanzhusaren". Voß erkannte schnell, dass die Kavallerie in einem modernen Krieg keine Zukunft hat.

Werner Voß freundete sich auf der Fliegerstation Butzweilerhof mit Manfred von Richthofen (l.) an.

Foto: Stadtarchiv KR

Aus diesem Grund meldete er sich zur Fliegertruppe und wurde am 6. März 1915 Mitglied der Flieger-Ersatz-Abteilung 7 (FEA 7) auf der Fliegerstation Butzweilerhof in Köln. Drei Monate später, im Juni 1915, begann dort auch der junge Manfred von Richthofen seine Ausbildung zum Luftbeobachter.

Im November wurde Werner Voß zu der berühmten Jasta 2 (Jagdstaffel 2) versetzt. Zu dieser Zeit war die Jasta 2 die beste Fliegerstaffel des Deutschen Reichs mit den Fliegerassen Manfred von Richthofen, Carl Bolle, Erwin Böhme und Max von Müller. Werner Voß freundete sich mit Manfred von Richthofen an, genannt "Der rote Baron".

Werner Voß neben seiner Dreidecker Fokker DR1, mit der er am 23. September 1917 abstürzte.

Foto: Stadtarchiv Kr:

Der junge Krefelder legte Wert auf korrekte Kleidung und trug bevorzugt ein Seidenhemd unter seinem Overall. Er scherzte gerne, dass er, falls er gefangen genommen werden sollte, gegenüber den Damen in Paris einen guten Auftritt haben möchte. Während seiner Freizeit schraubte er gerne mit seinen beiden Monteuren Karl Timms und Christian Rueser an seinem Motorrad herum. Voß war ja nicht nur ein sehr guter Pilot, sondern interessierte sich auch für die Technik, weshalb er als technischer Berater wertvolle Informationen liefern konnte. Das nutzte die Bickendorfer Firma "Flugmaschinen Rex" (heute Firma Siemens), um für Werner Voß einen eigenen Flugzeugtypen - die D 17 - zu konstruieren.

Am 29. Mai 1917 besuchte Voß zum letzten Mal seine alte Flugschule Butzweilerhof und trug sich mit "29. 5. 17 Werner Voß (Brüderchen)" in das Gästebuch der Fliegerstation ein. Kurz danach kehrte er wieder an die Front zurück.

An seinem Todestag bekam er Besuch von seinen Brüdern Max und Otto Voß. Die drei Brüder aßen noch zusammen zu Mittag - es sollte das letzte gemeinsame Mahl werden. Nach dem Mittagessen nahm Werner Voß mit Kamera und Selbstauslöser noch das Gruppenbild auf. Danach brach er auf zu seinem letzten Einsatz. Aufgrund der hohen Geschwindigkeit seiner Dreidecker Fokker DR1 verlor er schnell den Kontakt zu seiner Jagdstaffel.

Gegen 18.30 Uhr traf er über Poelkapelle auf sieben britische S.E.5 der 56th Squadron, einer Elite-Staffel mit guten Piloten. Zum Erstaunen der Briten setzte sich die deutsche Maschine aber nicht ab, um im Bereich der deutschen Front durch Flak geschützt zu werden, sondern griff im Alleingang die sieben britischen Flieger an. Zwei der britischen Flugzeuge schoss Werner Voß ab und verbesserte damit seine Statistik an Luftsiegen auf 48. Während seines letzten Gefechts flog er geschickt. Jede der britischen Maschinen musste Treffer einstecken.

Dann wurde Voß' Dreidecker getroffen und schlug gegen 18.40 Uhr nördlich einer Pflaumenplantage bei Frezenberg in Belgien auf. Der Aufprall war so heftig, dass nur sein Seitenruder intakt blieb. Nach dem Luftkampf erklärte Lt. James McCudden, der am höchsten dekorierte britische Flieger: "...Solange ich lebe, werde ich mit Bewunderung an jenen deutschen Flieger zurückdenken, der zehn Minuten lang als einzelner gegen sieben von uns gekämpft hatte und dabei jeder unserer Maschinen Treffer beigebracht hat. Seine Flugfertigkeit war wundervoll und sein Mut erstaunlich. Nach meiner festen Überzeugung ist er der tapferste deutsche Flieger, den ich je den Vorzug hatte, kämpfen zu sehen."

Die Maschine stürzte zwischen den Fronten ab. In den nächsten Tagen wurde dieses Gebiet von Artillerie umgepflügt. Nach Aussagen von britischen Soldaten wurde Voß' Leichnam in einem Schützengraben beigesetzt. Die Lage des Grabs ist unbekannt. Um trotzdem Werner Voß zu gedenken, steht sein Name auf einer großen Grabplatte in Langenmark in Belgien, zusammen mit den Namen anderer deutscher Soldaten.

Während seiner fliegerischen Laufbahn wurde dem Krefelder das Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern, und das Eiserne Kreuz 1. und 2. Klasse verliehen. In Krefeld ist die Werner-Voß-Straße in Gartenstadt nach ihm benannt. Werner Voß wurde 20 Jahre alt.

Die Geschichte von Werner Voß findet sich im Internet unter www.luftfahrtarchiv-koeln.de; unser Text basiert auf Informationen des Historischen Luftfahrtarchivs Köln.

(bk)