Korschenbroich Züchter haben ein aussterbendes Hobby

Korschenbroich · Es gibt sie noch, die Vogelfreunde in Glehn: Sechs Mitglieder zählt ihr Verein, der damit so klein ist wie nie zuvor. Der Verein wird jetzt 50 Jahre alt. Vorsitzender Torben Höveler erzählt von seltenen Arten und dem Ziel des alten Hobbys.

 Der Zebrafink auf dem Zeigefinger von Torben Höveler hat vor einem Tag sein Nest verlassen und ist handzahm. Der Glehner Züchter geht gemeinsam mit den fünf anderen Mitgliedern des Vereins einem Hobby nach, das langsam ausstirbt.

Der Zebrafink auf dem Zeigefinger von Torben Höveler hat vor einem Tag sein Nest verlassen und ist handzahm. Der Glehner Züchter geht gemeinsam mit den fünf anderen Mitgliedern des Vereins einem Hobby nach, das langsam ausstirbt.

Foto: lber

Sie sind oft kleiner als ein Zeigefinger, aber für Menschen wie Torben Höveler aus Glehn bedeuten die Federtiere auch einen Ausgleich zum stressigen Berufsalltag. Der 40-Jährige züchtet gemeinsam mit seinem Bruder Jürgen exotische Vögel und fachsimpelt mit anderen Züchtern als Vorsitzender im 1966 gegründeten Verein "Vogelfreunde Glehn". Der Verein besteht jetzt seit 50 Jahren, stirbt aber langsam aus. "Wir sind nur noch zu sechst", sagt Torben Höveler, der bei sich zuhause ungefähr 60 Elterntiere exotischer Arten hält. "Viele junge Menschen wollen sich nicht mehr binden", erklärt sich Höveler den Mitgliederschwund. "Wer Vögel züchten will, muss sie aber jeden Tag versorgen. Das gehört zum Hobby dazu."

Obwohl der Verein immer kleiner wird, ist von Endzeitstimmung keine Spur. "Unser Verein nimmt einmal im Jahr an einer Ausstellung des Niers-Schwalmtal-Verbands teil, wo wir unsere schönsten Vögel präsentieren", erzählt Höveler, der in diesem Verband zweiter Vorsitzender ist. Zuhause in Glehn ist der 40-Jährige das jüngste Vereinsmitglied. "Bis vor zwei Jahren haben wir in unserer Vereins-Gaststätte Trauscheit regelmäßig selbst Ausstellungen organisiert", berichtet der Vereinsvorsitzende. Der organisatorische Aufwand sei zu groß gewesen. Dennoch treffen sich die verbliebenen Mitglieder einmal pro Monat in ihrem Vereinslokal.

Die Mitglieder züchten laut Höveler überwiegend Liebhabervögel wie den Kapsperling. "Ich schätze, dass es in Deutschland 100 Paare gibt. Drei Paare sind bei uns in Glehn zuhause", erzählt Torben Höveler von dem kleinen Vogel, der ursprünglich aus Afrika stammt und sich durch seine weiß-beige Grundfarbe und die schwarze Kopfplatte auszeichnet.

Zu den Exemplaren, die in der umgebauten Garage des Vereinsvorsitzenden leben, zählen auch japanische Mövchen, Wellenastrilde und Gouldamadinen aus Australien sowie einige Zebrafinken-Paare. "Uns Züchtern geht es in erster Linie darum, reinrassige Vögel zu züchten, die zum Beispiel in Farbe und Typ den bekannten Standards entsprechen. Außerdem wollen wir die Arten schützen", erklärt Höveler, der gemeinsam mit seinem Bruder Jürgen mehrmals im Jahr zusätzlich an verschiedenen Ausstellungen im Bundesgebiet und dem benachbarten Ausland teilnimmt. "Wir Züchter haben ein großes Netzwerk und sind quasi wie eine große Familie."

Bei den Ausstellungen wollen sich die Glehner mit anderen Züchtern messen. Denn die schönsten Vögel erhalten entsprechende Auszeichnungen. Andere Vereinsmitglieder wie sein Vater Ewald Höveler, Hans-Dieter Fischer, Wolfgang Klein oder Alfred Trost züchten Vögel, die in Deutschland heimisch sind, Farbkanarienvögel, Sittiche und andere exotische Arten.

(cka)
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