Korschenbroich Wie der Kommerhof zum Tatort wurde

Korschenbroich · Auf der historischen Hofanlage in Steinforth-Rubbelrath wurden bereits zwei Kriminalfilme für das öffentlich-rechtliche Fernsehen gedreht. Über mehrere Tage gingen die Dreharbeiten. Das Erdgeschoss wurde optisch auf den Kopf gestellt.

 Am Kommerweg stehen gleich zwei Denkmale nebeneinander. Zum einen der Kommerhof und zum anderen die imposante Blutbuche, die vor dem Wohnhaus der historischen Hofanlage steht.

Am Kommerweg stehen gleich zwei Denkmale nebeneinander. Zum einen der Kommerhof und zum anderen die imposante Blutbuche, die vor dem Wohnhaus der historischen Hofanlage steht.

Foto: D. Ilgner

Eine Leiche gab es auch schon auf dem Kommerhof in Steinforth-Rubbelrath - aber zum Glück nur im Film. Das war im Jahr 2011, als die Soko Köln sowohl auf dem Hof als auch im herrschaftlichen Wohnhaus eine Folge drehte. Fünf Tage lang war das Filmteam zu Gast, und die Requisite hatte das ganze Erdgeschoss auf den Kopf gestellt. "Sie haben Lampen und Vorhänge ausgetauscht und das Schlafzimmer dort eingerichtet, wo eigentlich unser Wohnzimmer liegt", erzählt Doris Jäger, während sie Fotos von den Dreharbeiten zeigt. Aber sie hatte bereits Erfahrung: Schon 2004 wurde dort für eine Folge des Kölner Tatorts gedreht.

Ihr ganzes Leben hat sie auf dem Kommerhof verbracht, der heute in der sechsten Generation von ihrem Sohn Tim-Oliver Jäger bewirtschaftet wird. Ihr Ururgroßvater Johann Lambert Quack hatte die Hofanlage 1842 für 25.819 Taler erworben. Kurz darauf riss er ein altes Fachwerkwohnhaus ab und errichtete 1845 jenes Herrenhaus, das Doris Jäger und ihrem Mann Helmut ebenso wie der Familie ihres Sohnes als Zuhause dient. Dass es überhaupt noch steht, verdankt es einer glücklichen Fügung:

Im März 1884 brannten die angrenzenden Wirtschaftsgebäude und Stallungen vollständig ab. Das gesamte Vieh kam dabei um. Das Wohnhaus aber blieb verschont. Dem Brand zum Opfer fiel auch das kurfürstliche Wappen, das an den Stallungen angebracht war. Der Kommerhof war seit dem 17. Jahrhundert ein kurfürstlicher Hof, da er die Bewohner der Burg Liedberg zu versorgen hatte. "Vermutlich lag das an der Lage des Hofs", sagt Doris Jäger: Am Kommerbach an dem zu Liedberg hin gelegenen Ufer. Nach der Franzosenzeit gelangte der Hof in die Hände der preußischen Regierung, wurde dann von einem Düsseldorfer Regierungsrat erworben und verpachtet, bis ihn Doris Jägers Ururgroßvater kaufte. Die frühe Geschichte des Hofes reicht bis weit in die Frankenzeit zurück, als die Franken in dieser Gegend die römische Herrschaft beendeten, und der historische Kommerhof zu einem Sal- oder Fronhof wurde. Die heimische Bevölkerung war dem Salherren untertan und siedelte sich in der Nähe des Hofes an. Sogar bis nach Russland reichte sein Ruf.

Im Jahr 1988 traf der zentralrussische Ministerpräsident Worotnikow in Steinforth-Rubbelrath ein, um sich auf dem Kommerhof über landwirtschaftliche Produktionsverfahren zu informieren. Begleitet wurde er von elf bewaffneten Leibwächtern sowie einer Motorradeskorte der Polizei. "Der ganze Ort war abgesperrt", erinnert sich Doris Jäger.

Eigentliches Wahrzeichen des Hofes aber ist die imposante Blutbuche, die längst das stattliche Herrenhaus überragt und deren rote Blätter schon von weitem leuchten. Robert Quack, Doris Jägers Großvater, hat sie einst als junger Mann gepflanzt. Aber wann genau das war, weiß heute von der Familie niemand mehr.

(NGZ)
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