Korschenbroich Vom Kloster zum Technologie-Zentrum

Korschenbroich · Erst Konvent, Waisen- und Krankenhaus, dann Altenheim und schließlich Technologie-Zentrum: Die historischen Räume in dem alten Gebäude wurden vielfach genutzt. Heute wird in ihnen Kommunikationstechnologien gelehrt.

 Norbert Kothen, Geschäftsführer des Technologie-Zentrums, vor dem ehemaligen Krankenhaus: Heute wird in den historischen Räumen Kommunikationstechnologie unterrichtet.

Norbert Kothen, Geschäftsführer des Technologie-Zentrums, vor dem ehemaligen Krankenhaus: Heute wird in den historischen Räumen Kommunikationstechnologie unterrichtet.

Foto: Lothar Berns

Fast 100 Jahre alt ist die Birke, die in dem kleinen Park rechts neben dem Technologie-Zentrum steht. Dankbar hat ein junger Soldat sie 1917 gepflanzt, weil ihn die Schwestern des Klosters so gut gepflegt hatten, dass er wieder genas. Damals wurde das Glehner Krankenhaus 50 Jahre alt.

Dass es überhaupt errichtet wurde, geht auf eine Initiative von Franz Arnold Weidenfeld zurück, dem Gutsbesitzer des Ritterguts Birkhof. Er wandte sich 1865 an den Glehner Kirchenvorstand und schlug ihm eine großzügige Stiftung vor: Falls die Mädchen aus Glehn von geistlichen Ordensschwestern unterrichtet werden sollten, würde er für die Ordensschwestern ein Kloster bauen, heißt es im Protokoll des Kirchenvorstandes. Das Gebäude sollte aber nicht nur als Wohnung dienen, sondern - so die weitsichtigen Überlegungen von Franz Arnold Weidenfeld - auch als Kranken- und Waisenhaus. Eine Schule, in der die Mädchen lernen konnten, gab es allerdings nicht. Hier schuf die Zivilgemeinde Glehn Abhilfe und erklärte sich bereit, nebenan eine Schule zu bauen. Im Herbst 1867 war es endlich soweit: Vier Schwestern der Armen Dienstmägde Jesu Christi trafen in Glehn ein. Zwei von ihnen waren Lehrerinnen, die beiden anderen zuständig für die Hausarbeit und die Krankenpflege. Aber fertig war das Klostergebäude da noch nicht: Weil immer noch Handwerker ein und aus gingen, konnte die Einsegnung erst am 8. Januar 1868 erfolgen. Die Baukosten betrugen damals 6000 Taler.

Im Mai 1885 wurde die neugotische Kapelle eingeweiht. Hermann Buchkremer, früher stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes St. Pankratius, kann sich noch gut an seine Zeit als Messdiener erinnern. "Um sechs Uhr morgens wurde die Messe in der Kapelle gehalten. Danach bekamen wir ein großes Butterbrot und gingen nebenan zur Schule", erzählt er. In der Wand, die dem Altar gegenüber liegt, fällt eine zugemauerte Nische auf. "Dahinter lag das Zimmer der Oberin. So konnte sie der Messe beiwohnen, ohne die Kapelle betreten zu müssen", erläutert Norbert Kothen, Geschäftsführer des Technologie-Zentrums. Dass heute moderne Kommunikationstechnologie in historischen Räumen unterrichtet wird, ist für ihn kein Widerspruch. "Das Gebäude strahlt eine besondere Atmosphäre aus, in der Lehren und Lernen gut gelingt", sagt er. 117 Jahre lang blieben die Armen Dienstmägde Jesu Christi in Glehn, bevor das Kloster 1985 schloss. Die Funktion des Hauses wurde von zeitpolitischen Geschehnissen und später von wirtschaftlichen Überlegungen bestimmt: 1877 erteilte der Neusser Landrat die Konzession für ein Krankenhaus. Eine Kleinkinder-Bewahrschule kam hinzu, Operationssäle wurden mehrfach erweitert und neue Krankenzimmer gebaut. Die Schwestern übernahmen auch die ambulante Krankenpflege im Dorf.

Bis 1962 lief der Krankenhausbetrieb, danach richteten sie ein Altenheim ein. Dass die Birke heute noch steht, hätte den ehemaligen Soldaten sicherlich erfreut. 1971 kam er noch einmal nach Glehn, um nach seinem Baum zu schauen.

(NGZ)
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