Korschenbroich Viele Blinde warten auf die Augenhilfe

Korschenbroich · Die in Korschenbroich gegründete "Augenhilfe Afrika" ist ein Erfolgsprojekt. Aber viele bedürftige Blinde warten in Kamerun noch auf Heilung. Spenden für Operationen sind Hilfe zur Selbsthilfe in politisch bewegten Regionen.

Korschenbroich: Viele Blinde warten auf die Augenhilfe
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Rund 2500 Menschen - viele von ihnen blind, alle notleidend - sind herbeigeströmt, als der Kameruner Augenarzt Dr. Raoul Cheuteu in diesem Sommer zu einer Operationskampagne in seine Heimatregion Dschang kam. Nicht alle konnten er und sein Kollege Dr. Gilles Kagmeni untersuchen und operieren. Wie immer waren es die schwersten Fälle, denen die Ärzte ehrenamtlich und mit den Spenden aus Korschenbroich und Umgebung helfen konnten. Umso glücklicher waren diejenigen, die nach der Operation wieder sehen konnten - und auch diejenigen, die vor Ort eine Brille bekamen.

Denn seit diesem Jahr gehört zur mobilen Augenklinik auch eine mobile Optikerwerkstatt. Für 218 Brillen konnten bereits vor Ort die Gläser mit dem mobilen Schleifstein angefertigt werden. So wird durch die Spenden der Augenhilfe Afrika in Kamerun tatsächlich Hilfe zur Selbsthilfe ermöglicht. Denn Ausbildung und Arbeitsplätze sind mit der Optikerwerkstatt und dem mobilen Einsatz bei den Operationskampagnen unmittelbar verbunden.

Insgesamt 1552 Augenuntersuchungen wurden in diesem Jahr vorgenommen, 181 am Grauen Star Erblindete oder fast Blinde wurden operiert und können nun wieder sehen. Außerdem konnten sieben Patienten am Grünen Star und zwölf an anderen Augenleiden operiert werden. Bereits im Januar soll die nächste Operationskampagne starten. Mindestens vier sind für dieses Jahr geplant, wofür die "Augenhilfe Afrika" aber weiterhin auf Spenden aus Korschenbroich und Umgebung hofft.

Die mutigen und engagierten Augenärzte kommen mit ihrem Team notgedrungen auch immer wieder in Regionen, die politisch nicht ungefährlich sind. Aber gerade dort leben die ärmsten Menschen in Afrika, die zugleich auch von der medizinischen Versorgung am weitesten abgeschnitten sind. Indem diesen Menschen durch die "Augenhilfe Afrika" das Sehen und damit auch Bildung ermöglicht werden, wird auch mehr und mehr politisch Positives bewirkt: Denn gebildete Menschen sind nicht anfällig für extremistische muslimische Strömungen, wie es Unwissende sind.

Zudem hat sich die "Augenhilfe Afrika" zu einem wirkungsvollen Instrument entwickelt, notleidenden und vormals auf fremde Hilfe angewiesenen Menschen in Kamerun zu einer wirtschaftlichen Selbstständigkeit zu verhelfen. Und diese Menschen müssen ihr afrikanisches Heimatland nicht wie viele Flüchtlinge verlassen.

Das Erfolgsprojekt "Augenhilfe Afrika" soll aber kein Strohfeuer sein: Raoul Cheuteu möchte gerne nach Dschang zurückkehren und die vielen von den 2500 Hilfesuchenden, die er dieses Mal abweisen musste, noch behandeln. Das gilt auch für viele andere Regionen in Kamerun. Die beiden Augenhilfe-Ärzte möchten 2016 mit Hilfe der Spenden aus Deutschland nach Möglichkeit noch mehr Menschen von der Blindheit heilen und damit einen weiteren Meilenstein gegen Armut und Vertreibung in und aus Afrika setzen.

(NGZ)
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