Korschenbroich Verein will Turnhalle langfristig pachten

Korschenbroich · Nach Protesten gegen die Unterbringung von Flüchtlingen in der Lüttenglehner Turnhalle will ein neues Gremium mit der Stadt einen neuen Nutzungsvertrag aushandeln. Bürger und Heimatverein wollen den Treffpunkt nicht aufgeben.

 Frank Eigen vom "Hallengremium" (l.) und Thomas Brendel vom Heimatverein (r.) übergaben Bürgermeister Heinz Josef Dick ein Konzept, das als Basis für eine Übernahme der Turnhalle dienen soll. Diese soll jetzt geprüft werden.

Frank Eigen vom "Hallengremium" (l.) und Thomas Brendel vom Heimatverein (r.) übergaben Bürgermeister Heinz Josef Dick ein Konzept, das als Basis für eine Übernahme der Turnhalle dienen soll. Diese soll jetzt geprüft werden.

Foto: cka

Wenn in Lüttenglehn Tischtennis gespielt wird oder es Mal wieder einen Anlass zum Feiern gibt, dann ist die alte Turnhalle an der Schmiedstraße für die Bewohner des 550-Seelen-Örtchens die Anlaufstelle Nummer Eins. Seit vielen Jahren spielen sich in dem städtischen Gebäude wichtige Teile des dörflichen Lebens ab - und das soll, wenn es nach den Bürgern und dem Heimatverein geht, auch so bleiben.

Aus dem Verein heraus gründete sich deshalb im November ein 14-köpfiges Gremium, das möglichst kurzfristig eine Art Hallen-Nutzungsvertrag für die nächsten Jahre mit der Stadt Korschenbroich abschließen will. Bei einem eigens einberufenen Neujahrsempfang mit rund 70 Besuchern übergab der Heimatverein Bürgermeister Heinz Josef Dick gestern ein Konzept, das als Basis für eine langfristige Pachtung der Turnhalle dienen soll. Damit soll gewährleistet werden, dass die Bürger "ihre" Halle weiterhin für Aktivitäten nutzen können.

Ein Rückblick: Anfang Oktober geriet die Stadt Korschenbroich durch rasant ansteigende Flüchtlingszahlen in Bredouille. Es fehlte an Unterbringungsmöglichkeiten für die vom Land zugewiesenen Flüchtlinge, weshalb die Stadtverwaltung die von ihr betriebene Turnhalle Lüttenglehn übergangsmäßig zu einer Asylunterkunft umbauen lassen wollte. Das sorgte für starke Proteste im Ort und es drohte ein Rechtsstreit auszubrechen, weil die Bürger die Turnhalle für sich behalten wollen, um sie weiterhin für Veranstaltungen und den Vereinssport nutzen zu können. Die Stadt zog ihre Pläne kurze Zeit später wieder zurück, verzichtete auf eine Unterbringung in der Halle. Nicht zuletzt auch deshalb, weil ein Glehner Landwirt einige Asylsuchende auf seinem Hof aufnahm und die Situation damit entschärfte.

"Wir sind keine fremdenfeindliche Gemeinschaft. Aber wir mussten uns positionieren, wollen die Halle nach wie vor nicht aufgeben", erklärte Frank Eigen, Sprecher des Arbeitskreises "Turnhalle Lüttenglehn, ein Ort, der verbindet" gestern beim Neujahrsempfang in der Turnhalle. Das gab der schon seit Jahren im Raum stehenden Übernahme der Turnhalle durch den Heimatverein einen neuen Anstoß, der mit einem 30-seitigen Konzept zumindest aus Sicht des Heimatvereins jetzt ganz konkret wird. "Wir haben zwischenzeitlich insgesamt knapp 3800 Euro bei den Bürgern gesammelt. Dieses Geld ist für die Deckung der laufenden Kosten vorgesehen - vorausgesetzt, ein Nutzungsvertrag mit der Stadt kommt zustande", berichtet Frank Eigen.

"Das Engagement der Bürger in Lüttenglehn ist sehr vorbildlich", sagte Bürgermeister Heinz Josef Dick, der die Absicht des Heimatvereins, die Halle zu übernehmen, grundsätzlich begrüßt. Aber Dick machte auch deutlich, dass er nicht garantieren kann, dass auch künftig keine Flüchtlinge in der Halle untergebracht werden. Momentan sei die Stadt was Unterkünfte betrifft gut aufgestellt, doch für unerwartete Notfälle komme die Turnhalle, die über Duschen und Toiletten verfügt, weiterhin für eine vorübergehende Unterbringung infrage. Mit einem verbindlichen Nutzungsvertrag könnte sich das allerdings ändern.

(NGZ)
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