Korschenbroich Vera Bolten spielt im "Wunder von Bern"

Korschenbroich · Ab 23. November trägt sie Kittelschürze, kurz gewelltes Haar und heißt Christa Lubanski. Die Musical-Darstellerin Vera Bolten spielt im "Wunder von Bern" die Hauptrolle. Heute beginnen für die Pescherin die ersten Proben in Hamburg.

 Heute laufen für die Pescher Musical-Darstellerin Vera Bolten (Mitte) die Proben als Christa Lubanski im "Wunder von Bern" an: Die Weltpremiere im neuen Stage Theater an der Elbe findet am 23. November statt.

Heute laufen für die Pescher Musical-Darstellerin Vera Bolten (Mitte) die Proben als Christa Lubanski im "Wunder von Bern" an: Die Weltpremiere im neuen Stage Theater an der Elbe findet am 23. November statt.

Foto: Stage Entertainment

Wenn der ICE heute gegen Mittag im Hauptbahnhof Hamburg einläuft, beginnt für Vera Bolten (37) eine neue Zeitrechnung. Nicht nur, weil die erfolgreiche Musical-Darstellerin dann für zunächst zwölf Monate - und das vier Tage pro Woche - in Hamburg auf der Bühne stehen wird. Bolten, die große Erfolge mit "We will rock you", "Cabaret" oder "Les Misérables" feierte, wird im Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in das legendäre WM-Jahr 1954 zurückversetzt.

Sie wird zu Christa Lubanski, der Mutter (38), die im "Wunder von Bern" eine Familie in Nachkriegs-Deutschland ohne ihren Mann Richard managt, der als vermisst gilt. Ihre Aufgabe ist es - wie in dem prämierten Filmerfolg -, als eine Art Brückenbauerin ihrem Sohn Mattes, aber auch ihrem Ehemann gerecht zu werden, der überraschend nach zehn Jahren Kriegsgefangenschaft als traumatisierter Heimkehrer in Essen vor der Haustüre steht.

Energiegeladen, packend und zutiefst berührend: "Das Wunder von Bern" erzählt vor dem Hintergrund der Fußball-WM 1954 eine bewegende Vater-Sohn-Geschichte. Es geht um eine Familie, die sich findet, eine Mannschaft, die über sich hinauswächst und einen kleinen Jungen mit großen Träumen. Wenn Vera Bolten von den Vorbereitungen zu ihrer neuen Rolle spricht, werden ihre Augen ganz groß, ihre Stimme überschlägt sich. "Es ist eine ganz tolle Rolle. Ich bin selbst Mutter und spiele eine Mutter."

Allerdings lassen sich die Zeiten - damals und heute - nicht vergleichen. Um das Gefühl für diese außergewöhnliche Rolle zu bekommen, hat Vera Bolten mit Zeitzeugen in ihrem Umfeld gesprochen. "Oma Lotte Hein war dabei ganz wichtig für mich", erzählt sie. Und dann wird sie still. Streicht sich über die Arme, um die erkennbare Gänsehaut in den Griff zu bekommen. "Ja, die Zuschauer müssen schon wissen, dass sie das Musical tief berührt. Es lässt die deutsche Geschichte ganz nah an uns ran", sagt die Profi-Musikerin offen und gibt dem Publikum schon einen dezenten Hinweis: "Ein Päckchen Tempos sollte jeder dabei haben."

Doch bis zur Weltpremiere am 23. November im neuen Stage Theater an der Elbe hat sie noch Zeit, um sich auf ihre neue Familie einzustellen. Ihren Musical-Mann Detlef Leistenschneider kennt Vera Bolten noch aus ihrer Studienzeit. Anders ist es mit Sohn Mattes (11). Hier greift der Kinderschutz: "Die Kinderrollen werden täglich neu besetzt." Wichtig ist für Vera Bolten auch Kollegin Sonja Farke: "Wir haben acht Shows die Woche, zwei davon übernimmt sie." Das war für die Vollblut-Musikerin aus Pesch Voraussetzung. Schließlich ist sie mit einem vielbeschäftigten Rockmusiker verheiratet. "Wir werden das schaffen", betont sie und wirkt dabei beschwörend. Denn die gemeinsamen Kinder, Jona (6) und Moritz (12), haben für beide Priorität.

Und so wurde im Hause Bolten zunächst über einen Umzug nach Hamburg nachgedacht. "Aber nicht lange", verrät die 37-Jährige. "Wir fühlen uns in Pesch so wohl, haben tolle Nachbarn und die Eltern direkt um die Ecke." Eine Kinderfrau und die Zusage der Schwiegereltern, bei Engpässen sofort aus Karlsruhe anzureisen, machen den Organisationsplan von Vera und Alex perfekt. "Die Kinder wissen, dass ich nicht immer zu Hause sein kann."

Wie Vera Bolten den Spagat zwischen Hamburg mit Proben und Aufführungen und Pesch mit Haushalt und Familie unter einen Hut bekommen will, ist für sie nur eine Frage der Organisation. Dass sie ab jetzt Stammkunde der Deutschen Bahn wird, macht ihr dabei keinen Kummer. Im Gegenteil: "Ich habe das Glück, setze mich in einen Zug und kann sofort schlafen, bis ich in Hamburg aussteigen darf."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort