Korschenbroich TZG: Bewerber-Visitenkarte jetzt mit Video

Korschenbroich · Sie sollen Arbeitssuchenden die Bewerbung deutlich vereinfachen: Kärtchen im Scheckkarten-Format, auf denen ein Code aufgedruckt ist, der sofort zum Bewerberprofil führt. Das Technologie-Zentrum hat seine Erfindung perfektioniert.

 Sind gespannt, ob Andreas Herdick (rechts im Bild) mit seiner Visitenkarte Erfolg hat (v.l.): Projektmanagerin Brigitta Nattermann-Voigt, Geschäftsführer Norbert Kothen und Job-Coach Martina Steube.

Sind gespannt, ob Andreas Herdick (rechts im Bild) mit seiner Visitenkarte Erfolg hat (v.l.): Projektmanagerin Brigitta Nattermann-Voigt, Geschäftsführer Norbert Kothen und Job-Coach Martina Steube.

Foto: cka

Mit acht mal fünf Zentimetern ist sie genauso groß wie jede normale Visitenkarte - und überhaupt wirkt sie auf den ersten Blick nicht anders als andere Kärtchen mit Kontaktadressen. Doch der erste Eindruck täuscht, denn die Visitenkarten, die Andreas Herdick jetzt an potenzielle neue Arbeitgeber verteilt, haben es in sich. Das zeigt sich auf der Rückseite, auf der in aller Kürze in Stichpunkten seine Stärken aufgelistet sind und auf der sich ein sogenannter QR-Code befindet. Wer diesen mit seinem Smartphone einscannt, erhält alle für eine Bewerbung relevanten Daten inklusive Lebenslauf, Fotos und Arbeitsproben aufs Mobiltelefon. Die "Super-Visitenkarte" ist eine Erfindung "made in Korschenbroich", mit der das vom Rhein-Kreis Neuss betriebene Technologie-Zentrum in Glehn (TZG), das Menschen auf den Wiedereinstieg ins Berufsleben vorbereitet, bereits vor gut drei Jahren Schlagzeilen gemacht hat.

Das Zentrum hat das Visitenkarten-Projekt jetzt auf neue Beine gestellt und erhofft sich durch das überarbeitete Konzept noch mehr Erfolg. "Neu ist, dass Bewerber ihren Unterlagen mit unserer Hilfe jetzt auch Videos beifügen können, in denen sie sich vorstellen. Das kann Bewerbern entscheidende Vorteile bringen", sagt TZG-Geschäftsführer Norbert Kothen. Was genau neuen Schwung in das Projekt gebracht hat? "Die Begegnung mit Andreas Herdick", sagt er. Im November vergangenen Jahres hatten sich die beiden auf einer Messe für 3D-Druck in Frankfurt kennengelernt. Dort hatte sich Herdick, der sich nach seiner Elternzeit beruflich neu orientieren will, bei einigen Unternehmen vorgestellt, bei denen der Modellbaumeister Karrierechancen witterte. "Er musste jedem Unternehmen einzeln erzählen, was er für Fähigkeiten hat. Da ist mir unsere Visitenkarte eingefallen", erinnert sich Norbert Kothen. Zuvor war das Projekt ins Stocken geraten, jetzt wird es wiederbelebt.

Andreas Herdick zählt zu den ersten, die das in den meisten Fällen von der Arbeitsagentur geförderte "Komplett-Programm" des TZGs in Anspruch genommen haben. Er hat sich unter anderem von Martina Steube in Sachen Bewerbung, Kontaktaufnahme und Bewerbungsgespräch fortbilden lassen und unter Leitung von Jo Emich (er zählt wie Norbert Kothen und Christian Schmitz zu den Entwicklern) in der TZG-Medienwerkstatt ein Video gedreht, in dem er sich seinen potenziellen neuen Arbeitgebern persönlich vorstellt. Die Dateien hat er zuvor freigegeben - sie sind jetzt in seinem persönlichen Bereich auf der Internetseite www.blitzbewerbung24.de gespeichert - ein Name, den sich das TZG hat rechtlich schützen lassen. "Jeder, der bei uns einen Zugang zu der Seite beantragt, kann sich dort die Dateien, die zu seiner Bewerbung gehören sollen, selbst hochladen", erklärt Projektmanagerin Brigitta Nattermann-Voigt, die jetzt Ansprechpartnerin für alle Interessenten ist. Sie wirbt für die einzelnen Fortbildungsmodule, die das TZG anbietet. "Die sind aber keine Pflicht." Wer sich bei der Agentur für Arbeit als arbeitssuchend meldet, könne damit rechnen, dass das Blitzbewerbungsprogramm auch finanziell gefördert wird. Selbstzahler hingegen müssten zwischen 380 und 2000 Euro einplanen - je nach Wunsch seien laut Job-Coach Martina Steube aber auch bis zu 45 Beratungsstunden im Programm enthalten.

TZG-Geschäftsführer Norbert Kothen hofft jetzt, dass die in Korschenbroich erfundene Visitenkarte für Bewerber auch in anderen Regionen bekannt wird und sich als die moderne Form der Bewerbung etabliert. "Wichtig ist nur, dass die Bewerber auch mit potenziellen Arbeitgebern in Kontakt treten und ihre Karten verteilen." Andreas Herdick ist von dem Konzept überzeugt. Er hat vom TZG einen Karton mit seinen Visitenkarten und bereits frankierten Postumschlägen erhalten, mit denen er die Kärtchen auch verschicken kann. "Ich sehe den großen Vorteil, dass meine Bewerbung aus der Masse heraussticht", sagt er und gibt sich zuversichtlich.

(cka)
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