Korschenbroich Turnhalle wird nicht zum Asylheim

Korschenbroich · Die Stadt Korschenbroich wird die Lüttenglehner Vereinshalle zunächst nicht - wie ursprünglich geplant - in ein Asylantenwohnheim umrüsten. Das bestätigte gestern der Erste Beigeordnete Bernd Dieter Schultze auf Anfrage.

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Foto: dpa, jst fdt

"Wir sind nach wie vor der Meinung, dass die Bedenken der Dorfgemeinschaft nicht ausreichen und sich die Turnhalle durchaus als provisorische Unterkunft eignet", so Schultze.

Dennoch sieht der offizielle Verwaltungsvertreter von Bürgermeister Heinz Josef Dick von seinem eigentlichen Vorhaben ab, in der Turnhalle Schmiedestraße ab kommendem Dienstag 15 Asylsuchende für sechs bis zwölf Monate unterzubringen. "Wir wollen so jedwede Eskalation, die durch die Bevölkerung entstehen könnte, verhindern", betonte Schultze weiter. Das habe er den Anwälten geschrieben, die zwischenzeitlich das Mandat sowohl für den Heimatverein auf einstimmigen Vorstandsbeschluss hin als auch für den TTC übernommen haben.

Dem Beigeordneten liegen zwei Schreiben aus der Düsseldorfer Anwaltskanzlei Kapellmann vor, zu der auch der Lüttenglehner Professor Klaus Eschenbroich gehört. "Das Vorgehen der Stadt Korschenbroich ist rechtswidrig", heißt es in dem einen Schreiben. "Aufgrund einer mündlichen Vereinbarung besteht ein Mietvertrag." Im zweiten Anwaltsschreiben werden Bedenken zur Bauplanung und zur Bauordnung geltend gemacht. Zudem hatte die Kanzlei Kapellmann der Stadt bis gestern 12 Uhr eine Frist gesetzt. Sollte die Stadt nicht für eine alternative Unterbringung der 15 Männer sorgen, würde sie "gerichtlichen Rechtsschutz" beantragen.

Bernd Dieter Schultze ist persönlich enttäuscht: "Für die Haltung der Lüttenglehner habe ich wenig Verständnis." Zurzeit versucht er, Privatwohnungen anzumieten. Erste Gespräche gibt es, aber bislang noch keine Zusagen. Schultze hofft bis Montag auf ein Ergebnis, schließlich sei die Stadt Korschenbroich verpflichtet, für die Flüchtlinge aus Kriegs-und Krisengebieten eine menschenwürdige Unterkunft vorzuhalten.

Erleichterung macht sich derweil bei den Lüttenglehnern breit. "Wir sind alle froh, dass unsere Anwälte erst einmal die Aktion stoppen konnten", sagt Thomas Brendel. "Dass dies nur ein Teilerfolg ist, dessen sind wir uns bewusst." Zum Hintergrund: Die Stadtverwaltung hatte am Dienstag ohne Vorwarnung Thomas Brendel zur Räumung der Turnhalle aufgefordert, mit der Absicht, die Halle ab 14. Oktober als Flüchtlingsunterkunft für 15 Männer zu nutzen. Unberücksichtigt blieb bei der Entscheidung im Korschenbroicher Rathaus, dass sich das komplette Dorfleben des 550-Seelen-Dorfes in der Gymnastikhalle abspielt, da Lüttenglehn über keinerlei Infrastruktur verfügt. Die Lüttenglehner liefen Sturm, der Heimatverein entschied sich - falls erforderlich - für den Klageweg.

(NGZ)
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