Korschenbroich Tröstliches zur Endlichkeit des Lebens

Korschenbroich · Andreas-Chor und Sinfonisches Ensemble führen das "Deutsche Requiem" von Johannes Brahms auf.

 Begeisterten mit Brahms Requiem in der Pfarrkirche: der Andreas-Chor und das Sinfonische Ensemble.

Begeisterten mit Brahms Requiem in der Pfarrkirche: der Andreas-Chor und das Sinfonische Ensemble.

Foto: Lothar Berns

War Johannes Brahms ein Atheist? Diese Frage taucht immer wieder auf, doch wenn man sich in die vom Komponisten selbst der Bibel entnommenen Texte seines "Deutschen Requiems" vertieft, ist das nur schwer vorstellbar. Darin ist immer wieder von Gottes Barmherzigkeit und Güte die Rede und von den "seligen Toten, die in dem Herren sterben". Die vom Andreas-Kirchenmusiker Martin Sonnen in wohlüberlegter, sorgsamer Interpretation geleitete Aufführung des siebenteiligen oratorischen Werkes unterstrich einmal mehr diese - dem Komponisten wohl eher gerecht werdende - Sicht.

Bereits der wie aus dem Nichts erstehende und sich kontinuierlich steigernde Beginn des ersten Satzes "Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden" nahm die Zuhörer in der fast voll besetzten Andreas-Pfarrkirche am frühen Sonntagabend sogleich gefangen.

Martin Sonnen achtete genauestens auf dynamische Vielfalt und gute Durchhörbarkeit - seine hoch motivierten Sängerinnen und Sänger folgten ihm aufmerksam und bestachen durch Homogenität, Klangfülle und makellose Intonationssicherheit, selbst in extremen Lagen (Soprane!). Auch den komplizierten Fugen und der Doppelfuge im vierten Satz wurden die Vokalisten mit bewundernswerter Sicherheit gerecht. Niemals ließ die Spannung nach, nicht einmal im extrem langsam genommenen zweiten Satz. Kleine Wackler bei den dort tückischen Tempowechseln störten den guten Gesamteindruck in keiner Weise.

Edel besetzt war das sinfonische Ensemble, das so einfühlsam wie klangprächtig agierte, aber sich vom umsichtigen Dirigenten auch immer wieder, wenn nötig, zu dezentem Begleiten auffordern ließ. Herausgehoben sei das wunderschöne Spiel der Solooboe. Susanna Martin verstand ihr tröstliches Solo im fünften Satz "Ihr habt nun Traurigkeit, aber ich werde Euch wiedersehen und Euer Herz wird sich freuen"- im Miteinander mit den Choristen - nicht, wie oft zu hören, als durchgängigen Pianogesang. Sie setzte ihren leuchtenden, höhensicheren Sopran recht kraftvoll, aber voller Ausdrucksintensität, Empfindung und Wärme ein. Thomas Peters wohlige, überlegt geführte Bassfülle mit freier Höhe mahnte, "dass ein Ende mit mir haben muss" und verkündete das Geheimnis, "dass wir alle verwandelt werden".

Nach begeistertem Applaus, der glücklicherweise erst nach einer Zeit der Stille einsetzte, verließen die Zuhörer reich beschenkt das Korschenbroicher Gotteshaus.

(NGZ)
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