Korschenbroich Totengedenken und Mahnung zum Frieden

Korschenbroich · Bei der Landesfeier zum Volkstrauertag betonte Minister Lutz Lienenkämper in der Aula des Gymnasiums die Bedeutung der Erinnerungskultur. Schüler der Realschule mahnten das Recht auf Frieden und Freiheit an.

 Der frühere NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD), NRW-Finanzminister Lutz Lienenkämper (CDU) und NRW-Landtagspräsident André Kuper (vorne von links) bei der Kranzniederlegung in Korschenbroich.

Der frühere NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD), NRW-Finanzminister Lutz Lienenkämper (CDU) und NRW-Landtagspräsident André Kuper (vorne von links) bei der Kranzniederlegung in Korschenbroich.

Foto: Detlef Ilgner

Die Zahl der Menschen, die den Krieg nicht mehr aus eigenem Erleben kennen, wächst. Und doch ist der Volkstrauertag unverzichtbarer Teil der Erinnerungs- und Gedenkkultur. Das betonte André Kuper, Präsident des nordrhein-westfälischen Landtags, zur Begrüßung bei der Landesfeier zum Volkstrauertag in Korschenbroich. Die zentrale Gedenkfeier von Landtag, Landesregierung und Volksbund fand diesmal in der Aula des Gymnasiums statt.

Vor dem offiziellen Teil hatte Bürgermeister Marc Venten die Vertreter der Landesregierung in die Alte Schule gebeten. Dort trugen sich NRW-Finanzminister Lutz Lienenkämper, der frühere Justizminister Thomas Kutschaty, Vorsitzender des Landesverbandes NRW des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, sowie Kuper und Landtags-Vizepräsidentin Carina Gödecke in das Buch der Stadt ein.

Nach dem anschließenden Besuch des Ehrenfriedhofes versammelten sich Politiker, Vertreter von Kirchen, Religionsgemeinschaften, Bundeswehr, Hilfsorganisationen und Bürger zur Gedenkstunde in der Aula. "Kriegsgräber zeugen von unendlichem Leid. Meist von jungen Männern, die um viele Jahre ihres Lebens gebracht wurden. Von toten Zivilisten und Opfern von Gewalt. Und immer auch von einem Scheitern von Menschen, einem Scheitern der Politik", betonte Lienenkämper. Er erinnerte an die ausgestreckte Hand François Mitterrands, die Helmut Kohl 1984 auf dem deutschen Soldatenfriedhof von Verdun ergriff. In der Geste erkannte der Minister das Symbol für eine Politik im Guten und das Zeichen einer Menschlichkeit, die mit Empathie, Vergebung und Freundschaft Kriege verhindert. Er hob hervor: "Der Volkstrauertag hat auch über 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges nicht an Bedeutung verloren. Wir müssen uns ein Paradoxon bewusst machen: Kriege sind zutiefst unmenschlich. Sie werden aber von Menschen geführt." Lienenkämper forderte auf, die Freiheit im Großen und im Kleinen zu verteidigen. Dabei sei es wichtig, auf einander acht zu geben, gute Nachbarn zu sein und Zivilcourage zu zeigen. Thomas Kutschaty verlas das Totengedenken.

Die Orchestergemeinschaft Korschenbroich gestaltete unter Thomas Lindts Dirigat musikalische Beiträge. Der von Thomas Kamphausen geleitete MGV Arion 1923 Pesch und Schüler der von Eva Hermanns betreuten Geschichtswerkstatt Realschule verbanden Gesang, Wort- und szenische Beiträge. Zur Interpretation von Biermanns Lied "Soldat" durch den Chor schritten die Jugendlichen mit Transparenten zur Bühne, um ihre Tafeln mit Ausrufezeichen und Worten zum Artikel Drei der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, "Du hast das Recht auf Leben, Sicherheit und Freiheit", zu reihen. Die Schüler ließen die Gedenkstunde in hoffnungsvoller Aufforderung ausklingen: Sie überreichten jedem Besucher eine Rose mit einer Banderole, auf der Gandhis Spruch zu lesen war: "Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg."

(NGZ)
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