Korschenbroich Stadt lehnt Karate-Projekt ab

Korschenbroich · Großmeister Dieter Haas vom Verein "Sandokan" möchte am Waldfriedhof eine Kampfsporthalle samt Wohnhaus bauen. Er will mehr als eine Million Euro investieren und Arbeitsplätze schaffen. Die Stadt pocht auf Paragraphen.

Familie Haas hat sich dem Kampfsport verschrieben. Karate-Großmeister Dieter Haas senior hat Vereine in Korschenbroich, Mönchengladbach, Düsseldorf, Neuss und in der Eifel, woher er stammt, aufgezogen. Durch einen Parter wird er demnächst sogar in Dubai ein Standbein haben. Mit der Zeit stiegen die Söhne Dieter junior und Benjamin ein, erweiterten das Angebot zum Beispiel um Hiphop-Tanz und das brasilianische Capoeira.

Um dem Zulauf Herr zu werden und die Zukunft der beiden Söhne abzusichern, möchte Dieter Haas senior am Korschenbroicher Waldfriedhof eine Kampfsporthalle samt Wohnkomplex für drei Familien bauen. Die Stadt will aber nur ein Haus für eine Familie zulassen. Nun ruht das Projekt. Und Dieter Haas ist auf dem Sprung nach Kaarst.

Kein Entgegenkommen

"Da will jemand 1,5 Millionen Euro in die Hand nehmen, und die Verwaltung zeigt kein Entgegenkommen. Das verstehe ich nicht", sagt Haas' Architekt Detlef Lenschen und fügt ironisch hinzu: "Und das ausgerechnet in der ,Sportstadt' Korschenbroich." Der Krefelder spricht von einem Renommierprojekt und davon, dass am Waldfriedhof "eventuell auch architektonisch ein Vorzeigeobjekt" entstehen könnte. Lenschen ist ein Fachmann für energiesparende Solar- und Passivbauten.

Das Grundstück, das sich Dieter Haas am Waldfriedhof ausgeguckt hat, liegt in einem Gewerbegebiet. Um Lärmkonflikte mit Betrieben auszuschließen, lasse das Baugesetzbuch maximal eine Betriebsleiter-Wohnung zu. So erklärt es Planungsdezernent Rudolf Graaff. Eine solche Wohnung dürfte dem Architekten Lenschen zufolge 130 Quadratmeter messen. Dieter Haas braucht für sich und seine Frau, die beiden Söhne und die Familien, die sie vielleicht bald gründen werden, rund 360 Quadratmeter. Wegen dieser Diskrepanz hat Haas seinen Bauantrag bei der Stadt vorerst auf Eis gelegt.

Die Kampfsporthalle soll auf gut 1000 Quadratmetern Platz bieten für Training, Lehrgänge mit Übernachtung, Tagungen, Treffen der Vereinsmitglieder, ein Bistro. Vor allem will Dieter Haas, der gelernte Bankkaufmann, seinen Söhnen eine Existenzgrundlage schaffen. Benjamin und Dieter junior haben sich als Trainer selbstständig gemacht. Das Unternehmen, das Haas senior vorschwebt, böte Arbeitsplätze für Trainer zusätzlicher Sportarten, für einen Hausmeister, einen Gärtner, für Putzfrauen und Kellnerinnen im Bistro.

Für den Zuschlag hat nun erst einmal die Nachbarstadt die besseren Karten. "Ich würde mir wünschen, dass wir in Korschenbroich so willkommen wären, wie bei den Entscheidungsträgern in Kaarst", sagt Architekt Detlef Lenschen.

(RP)
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