Korschenbroich So managen Klubs ihre Sportstätte

Korschenbroich · Vereine kümmern sich in eigener Regie um eine Sporthalle oder einen Platz – diese Idee des Korschenbroicher Stadtsportverbands-Vorsitzenden ist Bürgermeister Heinz Josef Dick sympathisch. In Jüchen machen es Clubs schon lange vor: Sie betreiben Schwimmbäder und Fußballplätze selbst.

 Oberbürgermeister Heinz Josef Dick.

Oberbürgermeister Heinz Josef Dick.

Foto: Michael Reuter

Vereine kümmern sich in eigener Regie um eine Sporthalle oder einen Platz — diese Idee des Korschenbroicher Stadtsportverbands-Vorsitzenden ist Bürgermeister Heinz Josef Dick sympathisch. In Jüchen machen es Clubs schon lange vor: Sie betreiben Schwimmbäder und Fußballplätze selbst.

Die Stadtkasse ist leer, der Bürgermeister gesprächsbereit: "Wir würden uns grundsätzlich nicht sperren, wenn ein Verein käme und sagte: Wir wollen eine Sporthalle übernehmen", sagt Korschenbroichs Bürgermeister Heinz-Josef Dick. Allerdings sei ein solcher Wunsch bislang noch nicht an die Stadt herangetragen worden.

Zumindest für August Gabelmann, Vorsitzender des Stadtsportverbands, ist ein stärkeres Engagement von Klubs für eine Sportanlage bedenkenswert. "Warum werden Sportstätten nicht stärker in die Verantwortung der Vereine übertragen — und zwar auch in die finanzielle", so Gabelmann jüngst gegenüber der Rheinischen Post.

Die Idee: In Zeiten desolater öffentlicher Finanzen könnten sich Klubs bis zu einem gewissen Grad selbst um Pflege und Erhalt von Sportplätzen und Hallen kümmern, die ihnen die Stadt zur Verfügung stellt. Ein Modell, das Sportvereine in der Nachbargemeinde Jüchen seit Jahren praktizieren. Für sie bedeutet das mehr Aufwand, aber auch weitgehende Hoheit über "ihre" Anlage. Die Gemeinde spart vor allem Personalkosten.

Beispiel Schwimmbäder Das Hallenbad in Jüchen läuft unter der Regie des Turnvereins; um das in Hochneukirch kümmert sich die DLRG. Die Vereine halten die Bäder in Schuss, sind für kleinere Reparaturen verantwortlich — vom leckenden Duschkopf bis zur kaputten Fliese. Größere Schäden sind Sache der Gemeinde. Die Vereine bekommen Zuschüsse der Kommune und einen Großteil des Eintritts, den Badbesucher zahlen. Damit müssen die Klubs haushalten. Sie stellen Aufsichtspersonal und beschäftigen eigene Reinigungskräfte.

In Hochneukirch ist die Arbeit in einem größeren Team verteilt; in Jüchen sind es vor allem Ralf und Petra Segschneider aus der Schwimmabteilung des Turnvereins, die das Bad an der Stadion-straße managen. "Man muss sich mit der Aufgabe identifizieren", sagt Ralf Segschneider. Will heißen: Ein Verein muss Arbeit und Zeit investieren. Der Gewinn für die Gemeinde: Sie spart Personalkosten.

Der Gewinn für den Klub: "Mit Ausnahme des Schulschwimmens kann der Verein selbst die Zeiten festlegen, wer wann das Bad nutzt", sagt Jüchens Bürgermeister Harald Zillikens, der zugleich Geschäftsführer der DLRG Hochneukirch ist. "Das gibt uns Freiheit." Unabdingbare Voraussetzung für einen Erfolg des Modells ist nach Ansicht Zillikens: "Es muss klar geregelt sein, wer für was verantwortlich ist."

Nicht ganz so einfach für die Klubs: Sie müssen Personal finden, das geeignet und willens ist, die Aufsicht im Bad zu führen. Auch wenn die Aufseher versichert sind — ein bisschen Unsicherheit bleibt, sollte es bei einem Unfall ein juristisches Nachspiel geben, meint Ralf Segschneider. Eine Kommune könne mit Rechts-Auseinandersetzungen professioneller umgehen.

Beispiel Fußballplatz Die Kicker des VfL Jüchen/Garzweiler betreiben eine Anlage mit Rasenplatz, Kleinspielfeld und Kunstrasen. Die Energiekosten trägt die Gemeinde, überdies gibt sie dem Klub einen Zuschuss. Weitere Einnahmen können Sponsoren und die 600 Mitglieder liefern — oder andere Klubs, die Miete für die Nutzung der Anlage zahlen.

Die Zeiten, wann etwa der FSV Jüchen spielen darf, legt der VfL fest. Mit einem Teil des Geldes werden drei Platzwarte bezahlt. Reinigung, Grünschnitt und kleinere Reparaturen sind Sache des Vereins. Auf das Ergebnis ist Vorsitzender Christoph Sommer stolz: "Da steckt Herzblut drin. Die Anlage ist in Top-Zustand — eine Vorzeigeanlage im Kreis Neuss." Und noch eines freut Sommer: "Wir können selbstständig planen und sind unabhängig."

Früher habe beispielsweise die Gemeinde Regenierungsphasen für den Rasen festgelegt, heute mache das der Klub — effizienter und bedarfsgerechter. Ohne einen Zuschuss der Gemeinde gehe es nicht, betont Sommer: "Wenn da immer weiter gekürzt würde, müssten wir uns überlegen, den Vertrag zu kündigen."

(RP)
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