Serie Mein Korschenbroich Kleiner Stadtteil mit viel Eigeninitiative

Neersbroich · Die Backsteinkapelle St. Anna sowie das Honschaftskreuz werden in Neersbroich liebevoll von Nachbarn gepflegt. Ein Blickfang ist auch die Brauerei, ein Unternehmen mit großer Tradition.

 Hermann-Josef Kronen, Ehrenpräsident der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft, steht vor der Bolten-Brauerei in Neersbroich.

Hermann-Josef Kronen, Ehrenpräsident der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft, steht vor der Bolten-Brauerei in Neersbroich.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Einst tönte von der Kapelle St. Anna das Läuten einer schlichten Blechglocke. Die ist gut aufgehoben, wurde aber im Türmchen über dem Giebel durch eine Bronzeglocke mit wärmerem Klang ersetzt. Zu verdanken ist dies der Kapellengemeinschaft, die sich Erhalt und Pflege des kleinen Gotteshauses zur Aufgabe gemacht hat. Die Kapellenfreunde organisierten eine Spendensammlung und setzten mit der Neuanschaffung eine Idee um, die während der Dankmesse zum 750-jährigen Bestehen der Bolten-Brauerei geboren wurde.

Für die Neersbroicher beginnt ihr Ortsteil genau dort: „Am Tömp“, wo die Gaststätte „Poseidon“ ihren Standort gegenüber der Kapelle hat. Ein Treffpunkt für Schützen und Vereine ist das Gasthaus „Zur guten Quelle“. „Zu Neersbroich gehört alles im Westen von Korschenbroich. Bis in die 1960er Jahre gab es die heutigen Straßenbezeichnungen nicht, sondern nur ,Neersbroich’ und eine Hausnummer dazu“, sagt Michel Manns.

 Die Kapelle St. Anna steht am Ortseingang.

Die Kapelle St. Anna steht am Ortseingang.

Foto: Thomas Grulke

Der Neersbroicher erinnert sich an die Zeit, als es im Ortsteil noch sieben Bauernhöfe gab und das ganze Jahr über Kühe auf den Wiesen standen. Über die Lektüre des Romans „Das Findelkind von Mönchengladbach“ lernte Manns die Geschichte des Gladbachers Vith Gilles kennen, nach dem die „Gilleshütte“ benannt ist: Es heißt, der Schmied habe sich im Dreißigjährigen Krieg auf der Flucht vor den Hessen in einem bis heute erhaltenen Fachwerkhaus an der Bruchstraße versteckt.

Dort liegen auch Fußballplatz und Vereinsheim der Sportfreunde Neersbroich, die als engagierte Gemeinschaft geschätzt werden. „Es ist schon toll, was die in der Kinder- und Jugendarbeit leisten, und die organisieren einen einmaligen Karnevalsumzug“, erzählt Hermann-Josef Kronen, Ehrenpräsident der St. Sebastianus-Schützenbruderschaft. Der 82-Jährige freut sich, dass der von Nachbarschaft und Verein durchgeführte Veedelszug Kultstatus erreicht hat. Auf der Homepage wirbt der Sportverein auch in diesem Jahr für Kostümparty und Umzug an den tollen Tagen.

 Das Honschaftskreuz mit seinem Gärtchen.

Das Honschaftskreuz mit seinem Gärtchen.

Foto: Thomas Grulke

Als Herzstück von Neersbroich bezeichnet Kronen die Bolten-Brauerei. Deren Geschichte reicht zurück in das Jahr 1266, als die Herrschaft von Myllendonk das Recht verlieh, auf dem Kraushof Bier zu brauen. Michael Hollmann, geschäftsführender Gesellschafter, hat dem einst schwächelnden Betrieb zu neuer Blüte verholfen. „Nicht nur hier, sondern im ganzen Rhein-Kreis-Neuss sieht man jetzt wieder überall Bolten Alt“, sagt Kronen, erfreut über den Erfolg der heimischen Biermarke. Unbedingt zur Heimat gehört für ihn ebenso der Familienbetrieb der Landbäckerei, die von Klaus und Jeannette Huppertz in sechster Generation geführt wird. „Die Kunden kommen nicht nur aus Korschenbroich, sondern auch aus Mönchengladbach“, sagt Kronen, der oft auswärtige Autokennzeichnen vor der Bäckerei sieht.

Nicht weit davon entfernt steht auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein neugotisches, geschlämmtes Sandsteinkreuz mit Nische für eine Madonnenfigur, eingefriedet in einem Gärtchen. „Das ist ein Honschaftskreuz“, sagt Hans Scheufeld. Vor etwa 40 Jahren übernahm er von Großonkel und Schwiegervater die ehrenamtliche Pflege. „Ich mache das gerne und werde es solange tun, wie ich es irgendwie kann“, versichert der 80-Jährige.

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