Korschenbroich Sehnsucht nach dem Meer

Korschenbroich · Von Kolumbien nach Korschenbroich führte Gabriela Drees-Holz ihr Lebensweg. Längst hat die Lehrerin in Deutschland ihre Heimat gefunden – nur eines vermisst sie in Liedberg: die Nähe zum Meer.

 Ein Gefühl der Enge beschleicht Gabriela Drees-Holz nicht in Liedberg – obwohl sie schon in Kolumbien, Venezuela und Madrid lebte.

Ein Gefühl der Enge beschleicht Gabriela Drees-Holz nicht in Liedberg – obwohl sie schon in Kolumbien, Venezuela und Madrid lebte.

Foto: L. Berns

Von Kolumbien nach Korschenbroich führte Gabriela Drees-Holz ihr Lebensweg. Längst hat die Lehrerin in Deutschland ihre Heimat gefunden — nur eines vermisst sie in Liedberg: die Nähe zum Meer.

Gabriela Drees-Holz zieht nichts zurück nach Südamerika. Dort hatte ihr Vater als Ingenieur gearbeitet. Geboren wurde Drees-Holz 1955 in Cali am Fluss Cauca gelegen, in Kolumbien. Die Stadt hatte damals rund 500 000 Einwohner (heute sind es deutlich mehr) und stand im Ruf, dass dort die schönsten Frauen der Welt leben.

Erinnerungen an Kolumbien hat die Wahl-Liedbergerin nicht — kein Wunder, war sie doch erst zwei Jahre alt, als sie mit ihren Eltern nach Venezuela zog. Es sollten ein Jahr Essen, ein Jahr Siegen, sechs Jahre Madrid und vier Jahre Venezuela folgen. Die Zeit in Südamerika und Madrid hat sie geprägt: Sie spricht Spanisch fast genauso gut wie Deutsch und unterrichtet diese Sprache am Neusser Marienberg-Gymnasium.

"Ich liebe die Spaziergänge"

Studiert hat Gabriela Drees-Holz in Köln. Ihre erste Anstellung als Lehrerin fand sie in Neuss. Ihre beiden Kinder — der Sohn ist 26 Jahre alt, die Tochter 24 — wuchsen in der Quirinusstadt auf. Dass es ihr in Liedberg so gut gefällt, liegt zum Teil auch daran, dass sie nach ihren Auslandserfahrungen Vieles zu schätzen weiß, das für andere normal ist. Gabriela Drees-Holz erinnert sich noch vage an das ständige Verkehrschaos in Venezuela: "So weit war der Weg zur Schule nicht, aber meine Mutter brauchte mit dem Auto immer rund eine Stunde."

Vergleichsweise frei von Hektik sei das Leben hier — und deutlich sicherer als in Südamerika mit der exorbitanten Kriminalität. "Mitmenschlichkeit", hat die Wahl-Liedbergerin feststellen müssen, "wird in Venezuela ganz klein geschrieben". In Liedberg beschleiche sie kein Gefühl der Enge — im Gegenteil: "Ich liebe die Spaziergänge hier mit dem weiten Blick über die Felder ebenso wie mein geschütztes Nest."

Dieses "Nest" liegt zwischen Mühlenturm und Kapelle und ist ein beneidenswertes Idyll. Gabriela Drees-Holz hat Wurzeln geschlagen: Sie gehört der Gruppe "Künstler in Korschenbroich" (KiK) an. Zu den Proben des Gospelchores im Sandbauernhof sind es nur wenige Schritte. Die Liedberger — das hat die 57-Jährige immer wieder festgestellt — verstehen auch ohne südamerikanisches Blut in ihren Adern vortrefflich zu feiern.

Dass in Liedberg immer mal wieder ein Krimi gedreht wird, sei zwar mit Einschränkungen für die Bewohner verbunden: "Es zeigt aber, wie positiv das Ambiente beurteilt wird", sagt Drees-Holz. Sie weiß es zu schätzen, dass Korschenbroich sehr zentral gelegen ist: "Man kann hier die Fühler ausstrecken, Großstädte wie Köln und Düsseldorf sind schnell zu erreichen." Ein Defizit gibt es jedoch für sie: "Was mir fehlt, ist die Nähe zum Meer."

(RP/rl)
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