Korschenbroich Schüler trainieren ihr Selbstbewusstsein

Korschenbroich · Die Kinder der Gutenbergschule lernen, wie man friedlich miteinander umgeht, Konflikte löst und Zivilcourage zeigt. "Gewaltfrei lernen" heißt das Projekt, in dem soziale Kompetenzen im Mittelpunkt stehen. Den Kindern macht es Spaß.

 Tom liegt am Boden. Anton (rechts) hat ihn geschubst. Marcel, Johanna, Maja und Layan bilden die "liebe Mauer" und stellen sich schützend vor ihren Klassenkameraden. Die Kinder der Gutenbergschule lernen von Robin Christ (Mitte), Konflikte zu lösen.

Tom liegt am Boden. Anton (rechts) hat ihn geschubst. Marcel, Johanna, Maja und Layan bilden die "liebe Mauer" und stellen sich schützend vor ihren Klassenkameraden. Die Kinder der Gutenbergschule lernen von Robin Christ (Mitte), Konflikte zu lösen.

Foto: Ilgner

Auf dem Schulhof geht es nicht immer ohne Rangeleien ab. Manchmal schubst der eine, der andere schubst zurück. Oder man behandelt sich nicht gut, beleidigt sich gegenseitig und verletzt einander. Das muss nicht sein. Viele Eltern bringen ihren Kindern jedoch bei, sich genau so verhalten. Sich nichts gefallen zu lassen und auf gleiche Art zu antworten. Diese Erfahrung macht Sportpädagoge Robin Christ immer wieder. Derzeit bringt er den rund 190 Kindern der Kleinenbroicher Gutenbergschule bei, wie man friedlich und sozial miteinander umgeht. "Gewaltfrei lernen" heißt das Projekt. Weil der Name den Lehrern zu hart war, haben sie es umbenannt in "Fair ist mehr". Klingt vielleicht besser, ändert aber nichts am sinnvollen Inhalt des Projekts.

"Wir sind die erste Schule in Korschenbroich, an der das Projekt umgesetzt wird", erzählt Schulleiterin Jutta Winkler. Das Schulklima sei zwar nie schlecht gewesen und auf dem Schulhof geht es auch nicht gewalttätig zu, doch so ein bisschen Hilfe beim Finden des richtigen Umgangs schadet niemandem. "In Gruppen wird den Kindern spielerisch der Inhalt vermittelt. Wir möchten die Schüler selbstbewusster machen und ihnen zeigen, wie man Konflikte friedlich lösen kann", erzählt Winkler. Das hilft nämlich nicht nur in der Schule, sondern auch auf dem Spielplatz oder im ganz normalen Alltag. Von der Eltern gebe es schon erste positive Rückmeldungen. Bei ihnen wie bei den Kindern kommt das Projekt richtig gut an. Letztendlich fördert es auch den Zusammenhalt der Schüler.

Konfliktsituationen werden bei den Übungen spielerisch trainiert. So zum Beispiel die einer Rangelei. Anton hat Tom zu Boden geschubst. Sein Knie tut weh. Spontan stellen sich Marcel, Johanna, Maja und Layan vor ihren Klassenkameraden. "Lass Tom in Ruhe! Stop!", rufen sie Anton zu und strecken ihm die rechte Handfläche entgegen. Die "liebe Mauer" nennt Sportpädagoge Robin Christ diese Situation. "Stop" ist das zentrale Wort des Projekts. Die Kinder sollen ganz bewusst sagen, wenn sie etwas nicht wollen. Und zwar mit einer selbstbewussten Stimme. Es geht aber nicht nur darum, anderen zu helfen und sich selbstbewusst zu positionieren. Genauso wichtig ist es, Fehler einzusehen und um Entschuldigung zu bitten. "Wiedergutmachung" heißt das im Projekt. Die geschieht aber nicht finanziell oder durch eine Tüte Gummibärchen. Es geht um Gesten. Man kann dem anderen zum Beispiel ein Bild malen, den Tornister tragen oder ihm einen Fußballtrick beibringen.

"Ich war in den vergangenen zwei Jahren an rund 90 Schulen in ganz Deutschland. Dabei habe ich oft bemerkt, dass Kinder zu oft Dinge im Fernsehen sehen, die nicht für sie geeignet sind und sie für Realität halten. Dazu gehören zum Beispiel Reality-Dokus im Nachmittagsprogramm", sagt Robin Christ. Vor allem Beleidigungen seien bei Kindern auf dem Vormarsch. Im Projekt bringt er den Schülern bei, dass das Gegenteil der richtige Weg ist. Denn Gesellschaft funktioniere nicht gegeneinander, sondern nur miteinander.

(NGZ)
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