Korschenbroich Schloss Liedberg hat eine neue Turmspitze
Korschenbroich · Liedberg Seit 1270 ist der Turm des Liedberger Schlosses nahezu unverändert geblieben – bis gestern. Da wurde in luftiger Höhe eine neue Turmspitze montiert. Passend zum Barockturm hat der neue Schlossbesitzer Peter Overlack eine 3,60 Meter hohe Turmkrönung aus Edelstahl anfertigen lassen. "Historische Dokumente hatten gezeigt, dass die alte Turmkrönung nicht typisch für die Entstehungszeit des Schlosses war", erzählte Overlack.
Vor den Mitgliedern des Heimatvereines im Liedberger Sandbauernhof präsentierte der neue Schlossherr seinen Baubericht. Die ausrangierte Spitze lande aber nicht auf dem Schrott, sondern erhalte einen besonderen Platz im Turm, versicherte Overlack.
Mit einer Spende von 10 000 Euro hatte der Heimatverein die Arbeiten am Schoss unterstützt, die im Mai 2008 begannen. "Der Verein schwimmt nicht im Geld und hat unbürokratisch geholfen", freute sich Overlack. Er sei offenherzig und lade Menschen mit Interesse am Liedberger Hochschloss ein, sich für Rundgänge an den Heimatverein zu wenden. Von 1991 bis 1994 hatte Peter Overlack mit seiner Familie an der Liedberger Mühlgasse gelebt. Der Turm und das Schloss faszinierten ihn. "Besonders wenn Gewitter um die Turmspitze zuckten", erinnert sich der 51-Jähirge.
Zwölf Jahre führte er mit der Familie des letzten Bewohners, Gottfried Fix, Gespräche, ehe im Mai 2007 der lang gehegte Wunsch, Besitzer des Schlosses zu werden, in Erfüllung ging. "Bist du verrückt?", sei die Reaktion vieler Freunde gewesen, die das marode Schloss sahen. Trotzdem wirkt Overlack, der selbst dort einziehen wird, beim Erzählen begeistert: "Fachkundige Maurer widmeten sich ein halbes Jahr den Grundmauern unter dem ehemaligen Rittersaal". Zimmermänner tauschten Teile des Dachstuhls aus. Das allein kostete rund 80 000 Euro.
Dachdecker und Maurer machten sich an die Nachbildung kleiner Gauben und die Errichtung eines Kamins. Der historische Treppengiebel sei saniert und Klinkerfugen erneuert worden. Eine neue Fachwerk-Bauhütte (am Platz der alten Zehntscheune) soll Platz für Parkflächen, die Haustechnik und eine Hackgutheizung bieten. Die Sanierungskosten lägen im siebenstelligen Bereich, schätzt Overlack. "Er ist der erste Eigner, der sich richtig kümmert. Für das Schloss und Liedberg ist das ein Glücksfall", meint der Geschäftsführer des Heimatvereines, Ralf Frommen. Zehn Jahre werden laut Overlack ins Land ziehen, ehe die Sanierung ganz abgeschlossen sei.