Herrenshoff Rockkonzert ohne Kippen

Herrenshoff · Beim Korschenbroicher Rockmarathon dürfen die Besucher nur draußen qualmen. Für die jungen Raucher ist das keine große Sache. Sie halten sich an die Vorgabe – und überraschen mit ihrer Disziplin selbst die Veranstalter.

 Im Schiffchen wird bald nicht mehr geraucht.

Im Schiffchen wird bald nicht mehr geraucht.

Foto: AP

Beim Korschenbroicher Rockmarathon dürfen die Besucher nur draußen qualmen. Für die jungen Raucher ist das keine große Sache. Sie halten sich an die Vorgabe — und überraschen mit ihrer Disziplin selbst die Veranstalter.

Der Satz kommt überraschend konsequent daher. "Ich muss hier nicht unbedingt drinnen rauchen. Das kann ich genauso gut vor der Tür", sagt Nick Breuer. Für den 18-Jährigen ist es eine Ehrensache, die Glimmstengel während der Konzerte beim Korschenbroicher Rockmarathon in der Tasche stecken zu lassen. Damit ist er nicht allein. Schon beim Auftakt in der vergangenen Woche zeigten sich die Jugendlichen in Sachen Tabakkonsum ausgesprochen diszipliniert.

Auch beim zweiten Konzert der Rockmusikreihe am Samstag befolgten die Jugendlichen die Nichtraucherschilder im Katholischen Jugendheim Herrenshoff, als sei es die selbstverständlichste Sache auf der Welt. Die klare Devise: Rauchen draußen, Feiern und Musikhören drinnen. Selbst die Organisatoren des Rockmarathons waren ob der jugendlichen Disziplin überrascht. "Wir hätten nicht gedacht, dass es so gut klappen würde", sagt Bezirksjugendpfleger Reinhard Giese.

Keine große Sache

In der Tat hatte es den Anschein, als wollten die jungen Rockfans demonstrieren, dass ein funktionierender Nichtraucherschutz keine große Sache ist. Während in TV-Talkshows noch immer gerne über das Thema gestritten wird und dort vor allem die rigide Handhabung des Gesetzes für Kontroversen sorgt, haben die jugendlichen Raucher die Debatte bereits ad acta gelegt — und zwar in einem eigentlich sensiblen Bereich. Denn über Jahrzehnte schien es, als gehöre die Zigarette zum Rockkonzert wie der Cowboyhut zum Marlboro-Mann. Doch um diese durchaus popkulturelle Verknüpfung scheren sich die Korschenbroicher Rockfans wenig.

"Ohne Zigarettenqualm ist so ein Konzert viel angenehmer", sagt Nick Breuer. "Außerdem raucht man durch das Verbot weniger. Das ist eine gute Sache." Tim Schulz unterstützt seinen Kumpel darin. Der 17-Jährige ist Nichtraucher und genießt das Ende des blauen Dunstes im Konzertraum. "Die Luft ist deutlich besser. Außerdem steht die Musik jetzt noch mehr im Mittelpunkt", sagt er. Denn auch die Raucher können jetzt nach Herzenslust tanzen, ohne auf die Zigarette in der Hand achten zu müssen.

Beim Rockmarathon sah man vor dem Jugendheim in Herrenshoff jedoch auch, dass nach wie vor viele Jugendliche zur Kippe greifen. Immer wieder bildeten sich Grüppchen um die aufgestellten Aschenbecher. Reinhard Giese schätzt den Anteil der Raucher unter den 150 Besuchern des Konzerts auf etwa ein Drittel. Er ist jedoch überzeugt, dass diese Zahl in den kommenden Jahren sinkt.

(RP)
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