Korschenbroich Priestermangel: Keine Einzeltaufen mehr

Korschenbroich · hochneukirch/Otzenrath Achtung: Baustelle! Wer auf die Internetseite der Pfarre Pantaleon Hochneukirch klickt, wird unter dem Punkt Pfarrer keine Angaben finden. Den Link „Hans-Peter Jeandrée“ kann man nicht mehr aufrufen. Das spiegelt ganz gut die derzeitige Situation der Gemeinde wieder: „Pastor Jeandrée fehlt uns an allen Ecken und Kanten“, bedauert Magdalene Paffen vom Pfarrgemeinderat. Er hat vor wenigen Tagen seinen neuen Posten in Mönchengladbach-West angetreten.

Zurück bleibt eine Gemeinde, die nicht genau weiß, wie sich ihr kirchliches Leben zukünftig in der Praxis gestalten wird. „Ich sehe das Problem weniger in den Messen, als im seelsorgerischen Bereich“, erklärt Hans-Günter Rüttgers aus dem Kirchenvorstand. Eine feste Bezugsperson werde vor allem dann fehlen, wenn es Gemeindemitgliedern schlecht gehe.

Die ersten Einschnitte sind bereits zu spüren. Als es in der vergangenen Woche gleich vier Beerdigungen gab, gerieten die Priester unter Druck. „Wir waren froh, dass Pastor Jeandrée noch zwei Beerdigungen übernommen hat“, berichtet Rüttgers. Bei Taufen wird es wahrscheinlich so aussehen, dass mehrere Kinder auf einmal getauft werden. „Vielleicht fünf oder sechs Familien gemeinsam in der Kirche die Taufe ihrer Kinder feiern.“

Regionaldekan Ulrich Clancett versichert indes, dass auf Trauungen, Taufen und Beerdigungen niemand verzichten müsse. Lediglich käme es manchmal zu terminlichen Verschiebungen. „Es ist so, als ob der Pastor im Urlaub wäre“, erklärt Clancett. Kaplan Thomas Faltyn wird einige Messen übernehmen, genau wie Clancett selbst, Pater Ring und ab 1. November Pfarrer Dr. Peter Dückers, der die Pfarre unterstützen soll.

Der Regionaldekan gewinnt der Situation auch etwas Positives ab: „Die Gemeinde ist sehr selbstständig von Pastor Jeandrée erzogen worden. Ich denke, sie werden die Zeit für sich zu nutzen wissen“. Paffen sagt: „Wir haben jetzt erst festgestellt, was Jeandrée alles geleistet hat“. Wenn es um die Maiandacht ging, die Frauenmessen oder den Kapellenverein, „er war zur Stelle“. Die Pfarre ist erstmalig in ihrer Geschichte ohne eigenen Priester.

Clancett, Rüttgers und Paffen sind sich einig, dass die Zeit ohne eigenen Pastor keine Dauerlösung sein kann. „Wir hoffen, dass wir bald wieder einen Pfarrer bei uns begrüßen dürfen“, sagt Rüttgers. Er ist sich allerdings bewusst darüber, dass sich ein junger Kaplan, der in Zeiten des Priestermangels sozusagen eine Pfarre auswählen kann, nicht unbedingt für die ihre entscheiden wird. „Es gibt sicherlich schönere, als unsere Pfarre in Grubenrandlage. Aber wir sind eine gewachsene Gemeinde mit festen, gut funktionierenden Gruppen.“ Das Pfarrhaus bleibt vorerst unvermietet, damit dort irgendwann der neue Pastor einziehen kann.

(RP)
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