Korschenbroich Politisches Votum gegen Klose

Korschenbroich · Nach 44 Jahren haben die Korschenbroicher Protestanten Dr. Hans-Ulrich Klose nicht mehr in ihr Presbyterium gewählt. Er vermutet einen politischen Hintergrund. In Gemeindekreisen wird das Thema Grundwasser genannt.

Am Sonntag ist eine Ära unfreiwillig zu Ende gegangen: Seit 1964 saß Dr. Hans-Ulrich Klose durchgängig im Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde. Diesmal aber entfielen nicht genügend Stimmen auf ihn. Klose argwöhnt, dass politische Gegner ihm die Niederlage beigebracht haben. „Es gab eine auffällig hohe Briefwahlbeteiligung, vermutlich aus einer bestimmten Ecke“, analysierte Klose gestern auf Anfrage der Rheinischen Post. Seines Erachtens stehen politische Gründe dahinter. Eingehender wollte er seinen Verdacht aber nicht darlegen.

In Gemeindekreisen, die dem CDU-Politiker kritisch gegenüberstehen, fällt zu seiner Niederlage ein Stichwort: Grundwasser. Ein Vorwurf lautet, Klose habe die Evangelische Kirche in der Grundwasserthematik mit „zurückgepfiffen“; die Stellungnahmen der Kirche wären sonst fordernder ausgefallen. Darüber hinaus wird ihm anscheinend angekreidet, dass er auf die Eigenverantwortung der betroffenen Hausbesitzer pocht.

„Ich bin niemandem Gram“

Hans-Ulrich Klose äußerte sich nüchtern zu seinem Ausscheiden aus dem Presbyterium: „Ich bin nicht begeistert. Aber das ist ein demokratisches Ergebnis, das ich zu respektieren habe. Ich bin auch niemandem Gram.“ Seine Aufgaben in dem Verwaltungsgremium habe er immer gut erfüllt, „ich kann mir keine Vorwürfe machen.“

Eine erneute Kandidatur in zwei Jahren erwägt Hans-Ulrich Klose nach eigener Aussage aus Altersgründen nicht. Am 29. März wird er 73 Jahre alt. „Ich wollte zwei Jahre noch im Amt bleiben, vor allem wegen der Festschrift“, sagte Klose. Die Evangelische Kirchengemeinde Korschenbroich besteht seit 50 Jahren. Ihr will er auch weiterhin die Treue halten und nach Kräften mitarbeiten, so zum Beispiel an der Jubiläumsschrift.

„,Macht eure Sache allein’ ist nicht meine Lebensphilosophie“, betonte Klose. Außerdem sei sein gesamtes Leben mit der Kirche verbunden. Klose hat in der DDR die Repressalien des Staates gegen die Kirche erlebt und später in Kirchenrecht promoviert.

Die schlechte Nachricht am Sonntag hatte Pfarrer Peter Grotepaß telefonisch übermittelt. „Hans-Ulrich Klose stand für eine beispiellose Kontinuität im Presbyterium. Ich hätte gerne noch weitere Jahre mit ihm zusammengearbeitet. Das ist kein angenehmer Abgang“, sagte Grotepaß gestern. Zu den Umständen der Niederlage bemerkte er: „Es ist nicht auszuschließen, dass einzelne politisch entschieden haben.“ Die Vermengung von Kirche und Politik bei der Presbyterwahl hält der Pfarrer für fragwürdig. Dass Klose die Kirche in der Grundwasserfrage zurückgepfiffen habe, „kann ich nicht bestätigen“.

(RP)
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