Korschenbroich Niederrhein-Klinik ringt mit steigenden Kosten

Korschenbroich · Die Belegungszahlen stimmen, die Arbeit wird gut bewertet - und trotzdem kämpft die Niederrhein-Klinik langfristig ums Überleben.

Als die Niederrhein-Klinik vor 18 Jahren in Korschenbroich als stationäre Rehabilitationseinrichtung ihren Betrieb aufnahm, hieß der Geschäftsführer Reinhard Strauch. Er war von dem Konzept überzeugt. Dass, was der ehemalige Stadtdirektor Willi Esser und der damalige AOK-Vorstandsvorsitzende Wilfried Jacobs angestoßen hatten, war vielversprechend. Rückblickend betont Strauch: "Die beiden Väter dieser Reha-Klinik haben alles richtig gemacht." Dass ihm hingegen mittlerweile "die Kosten weglaufen", quält Strauch sehr. Und so beklagt er offen: "Wenn sich an unseren Rahmenbedingungen nichts verändert, steht der dauerhafte Weiterbetrieb auf der Krippe."

An ein mögliches Aus der Reha-Klinik will Strauch aktuell nicht denken. Er spricht das Wort nicht aus. Dabei sind die Sorgenfalten auf seiner Stirn unübersehbar "Ich möchte hier gerne weitermachen", sagt er und gibt sich kämpferisch. Für ihn ist klar: "Das geht nur, wenn sich das Unternehmen langfristig tragen kann." Strauch arbeitet zurzeit am Jahresabschluss 2014: "Wenn ich mit einer schwarzen Null abschließe, bin ich schon zufrieden." Die Belegungszahlen ("Wir sind gut ausgelastet") und die Patienten-Bewertungen geben dem Geschäftsführer Recht: "Hier in Korschenbroich wird richtig gute Arbeit geleistet." Doch mit seinen Kalkulationen kommt Strauch auf keinen grünen Zweig: "Die Erlöse sind auf dem Niveau von 2006. Für die jährlichen Kostensteigerungen gibt's kein Polster." Was ihn dabei am meisten schmerzt: "Die Mitarbeiter sind die Leidtragenden. Die Klinik konnte die Tariferhöhungen nicht realisieren." Es gab viele Jahre nichts. Die erste Tarifanpassung für die 123 Mitarbeiter nach zwölf Jahren reißt mit 600 000 Euro direkt eine große Lücke ins Budget. "Wir sind ein katholisches und gemeinnütziges Unternehmen. Das heißt aber nicht, dass wir nicht auch kostendeckend arbeiten müssen", erklärt Strauch mit Blick auf die Hauptgesellschafter, die Augustinus-Kliniken und Maria Hilf MG.

Strauchs Hoffnungen liegen im neuen Versorgungsstärkungsgesetz. Es sieht - analog zur freien Arztwahl - auch die freie Wahl der Reha-Kliniken für Patienten vor. Zudem hofft Strauch auf eine gerechtere Vergütung. "Der Tagessatz der Kassen liegt im Durchschnitt bei 110 Euro. Das entspricht gerade mal einem Mittelklasse-Hotel. Bei uns gibt es dafür zur Unterkunft den Arzt, die Therapie, die Pflege, die Medikamente, die Verpflegung und den Fahrdienst." Aber auch an der Miete muss sich aus Strauchs Sicht etwas ändern. Der Vertrag mit der 100-prozentigen Stadttocher - der Rehabilitationsklinik GmbH - läuft 2017 aus. Erste Gespräche mit der Stadt gibt's schon. "Wir müssen rechtzeitig eine tragbare Vereinbarung finden", sagt Geschäftsführer Bernd Dieter Schultze. Er setzt ein klares Signal: "Wir halten auf jedem Fall an der Niederrhein-Klinik fest."

(NGZ)
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