Korschenbroich Neuer Doppel-Hof auf altem Fundament

Korschenbroich · Irgendwann zwischen dem 6. und 11. Jahrhundert gründete das Damenstift St. Quirinus Hof-Hof in Raderbroich. Seit 1934 ist das Anwesen im Besitz der Familie Otten, die auf altem Grundriss eine kleine Burg errichtete.

 Hof-Hof ist seit 1934 im Besitz der Familie Otten. Der landwirtschaftliche Betrieb wurde 1970 eingestellt.

Hof-Hof ist seit 1934 im Besitz der Familie Otten. Der landwirtschaftliche Betrieb wurde 1970 eingestellt.

Foto: Detlef Ilgner

Raderbroich Einen schicken Konferenzraum hat sich Fritz Otten in seinem Architekturbüro in Raderbroich eingerichtet. Hell, lichtdurchflutet, mit Bildern und Skizzen an den Wänden. Doch als Otten am langen Konferenztisch Platz nimmt und flott seine Unterlagen über Hof-Hof ausbreitet, ist so ziemlich das erste, das er sagt: "Wir sitzen hier übrigens mitten im Mist." Genau an dieser Stelle habe früher die Mistscheune gestanden, erläutert er und ergänzt: "Wo meine Mitarbeiter sitzen, war der Kuhstall." Weitere Kommentare dazu verkneift er sich und lächelt.

Seit 1934 ist Hof-Hof im Besitz der Familie Otten. Fritz Ottens Großvater Karl Josef kaufte das Anwesen, dessen erste urkundliche Erwähnung auf das Jahr 1280 zurückgeht, für 121 500 Reichsmark der Familie Hauser ab. Von der ursprünglichen Anlage ist nicht mehr viel zu sehen. "Mein Großvater hat Hof-Hof 1935 bis 1937 neu gebaut", sagt Fritz Otten. "Er war ein Selfmade-Man, ein Gladbacher Textilindustrieller." Karl Josef Otten ließ den alten Fachwerk-Vierkanthof abreißen und — teilweise auf den alten Fundamenten — einen Hof im fränkischen Stil errichten. Unter anderem ein paar dicke Mauern aus früheren Zeiten gebe es noch, sagt Fritz Otten, außerdem einen kleinen Jauchekeller. An eine Burg erinnert das viereckige Ziegelstein-Anwesen mit zwei gegenüberliegenden Rundbogentoren, Satteldächern und Türmen.

"Von meinem Schlafzimmer aus sehe ich eins der Türmchen. Das fasziniert mich bis heute", schwärmt Fritz Otten. Der 58-Jährige ist auf Hof-Hof aufgewachsen, 1985 eröffnete er dort die Otten Architekten GmbH, deren Mitinhaber er ist. Derzeit schreibe er an einem Buch über Hof-Hof, sagt er. Mit der Recherche beauftragte er eigens Historikerin Ursula Gechter, die für ihn Akten, Urkunden und Bücher wälzte.

"Sie geht davon aus, dass Hof-Hof einer der ältesten Höfe in der Region ist", erzählt Otten. Irgendwann zwischen dem 6. und 11. Jahrhundert sei er gegründet worden. Ein Rätsel bleibt jedoch, warum die Anlage Hof-Hof genannt wird: Möglich sei, dass sie nach dem Pächter Houffz benannt sei, der um 1545 dort gelebt habe, sagt Fritz Otten. Denkbar ist auch, dass der Hof so alt ist, dass er früher keinen Eigennamen benötigte, weil es der einzige Hof in der Umgebung war. Eigentümer war lange das Neusser Damenstift St. Quirin, das Hof-Hof bis ins frühe 19. Jahrhundert an Großbauern verpachtete. Nachdem das Anwesen kurz in französischem und preußischem Besitz war, kaufte Franz Hauser 1818 den Hof.

Fritz Ottens Großvater ließ dann später einen fortschrittlichen gekachelten Kuhstall und einen Pferdestall mit Parkettboden anlegen. Fritz Ottens Vater Heinz führte den Hof dann als Landwirt. 1970 stellte Familie Otten den Betrieb jedoch ein.

(RP)
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