Korschenbroich Neue Grube wird ein neuer See

Korschenbroich · Noch haben die Bagger erst einen Meter tief ins Erdreich gegraben. Doch aus der Grube, die neben dem Baggersee an der Grenze zu Willich entsteht, will die Firma Cemex jährlich 450 000 Tonnen Kies und Sand fördern. Sie wird mit Grundwasser volllaufen und gut 30 Meter tief sein.

Wolfgang Wagner mag Korschenbroicher Sand. Feinkörniges Material sei nahe der Grenze zu Willich ebenso zu finden wie Kies in unterschiedlicher Körnung, sagt der Technische Leiter des Bereichs Mineralische Rohstoffe NRW beim Baustoffhersteller Cemex. "Klasse", lautet das Urteil des Experten. Deshalb wird im Korschenbroicher Norden schon seit den Siebziger Jahren Sand und Kies abgebaut.

Und deshalb ist Cemex gerade dabei, auf einer Fläche von zehn Hektar eine neue Grube zu erschließen. 450 000 Tonnen Quarzsand- und Kies sollen dort jährlich abgebaut werden. Die neue Grube sorgt dafür, dass Cemex seine Produktion nahtlos fortsetzen kann, wenn in vier Monaten der Abbau an der alten Lagerstätte beendet wird.

Die alte Grube reicht bis zu 32 Meter tief ins Erdreich und hat sich dank des Zustroms von Grundwasser längst in einen von Bäumen gesäumten See verwandelt. Sechs Mitarbeiter schürfen, sieben und reinigen das Material, das je nach Größe der Körner in Sandkästen und auf Reitplätzen oder als Kiesbett bei Deponien und zur Betonherstellung verwendet wird. Insgesamt, so Wagner, hängen gut 70 Arbeitsplätze an der Korschenbroicher Kiesförderung.

Auch wenn die Konjunktur in der Baubranche derzeit nicht gerade heiß läuft, will Cemex die Förderung an dem mit gutem Sand gesegneten Standort fortsetzen. Deshalb erschließt das Unternehmen gerade neben dem See die neue Grube. Bagger sind dabei, zehn Hektar Ackerboden zu räumen. Schon nach einem Meter beginnt die 30 Meter dicke Sand- und Kiesschicht.

"Das ist eine ziemlich mächtige Schicht und darum ist auch der Flächenverbrauch verhältnismäßig gering", freut sich Wagner — der Landschaft wegen, aber auch, weil das Schürfen dann besonders wirtschaftlich ist.

Die neue Grube soll sechs Jahre lang Material liefern. Was die Bagger aus dem Loch holen, transportiert ein Förderband zur Aufbereitungsanlage. Es wird entlang der alten L 361 zum Nordkanal, nördlich des Gewerbegebietes "Am Hasseldamm" laufen. Dieser Weg ist bis zum 28. Februar auch für Fußgänger und Radfahrer gesperrt, weil darüber das Erdreich der neuen Grube abtransportiert wird.

Eine Wasserverbindung zwischen den beiden Seen wird es nicht geben. "Dazwischen liegt eine ökologisch wertvolle Moorschleife", sagt Wagner. Diese soll nicht angetastet werden. Am Rande des alten Sees hat das Unternehmen Tümpel angelegt, die Amphibien und Insekten Lebensraum bieten sollen. Weitere Öko-Inseln, etwa mit Schilf bepflanzt, sollen folgen.

Der neue See wird von Bäumen und Gehölzen umgeben sein. Dieses Konzept, so Dr. Theo Verjans von der Korschenbroicher Stadtverwaltung, wurde während der Diskussion um eine Verlängerung der Startbahn am Mönchengladbacher Flughafen entwickelt. Die Bäume sollen dafür sorgen, dass Wasservögel, die den Luftraum der Flieger stören könnten, den See als Start- und Landebahn nicht zu attraktiv finden.

Kleinere Vögel können sich aber dort tummeln. "Ich denke, der See hat am Ende eine höhere ökologische Qualität als der Ackerboden", meint Verjans.

(RP)
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