Serie Bauernhöfe in Korschenbroich Mit Tulpen den Frühling anbauen

Grevenbroich · Seit mehr als 60 Jahren hat sich Familie Wappenschmidt auf den Anbau von Tulpen spezialisiert. Die Blumenzwiebeln halten den Familienbetrieb im Haus Glehn das ganze Jahr über auf Trab. Mehr als 3,5 Millionen Tulpen verlassen jede Saison den Hof.

Glehn Sie ist die Königin unter den Frühjahrsblühern und der Inbegriff des Frühlings: die Tulpe. Sie stammt ursprünglich aus der Türkei, gelangte Ende des 16. Jahrhunderts in die Niederlande und avancierte dort zu einem begehrten Spekulationsobjekt an der Börse. Als der Börsenhandel mit Tulpen 1637 abrupt einbrach, bedeutete das für viele Spekulanten den Ruin. Das braucht Philipp Wappenschmidt (38) nicht zu befürchten - obwohl auch er sich der Tulpe verschrieben hat: Der Schwerpunkt seines landwirtschaftlichen Betriebs, den er gemeinsam mit seinem Vater Wolfgang Wappenschmidt, dem Vorsitzenden der Kreisbauernschaft, führt, liegt auf dem Anbau und der Vermehrung von Tulpenzwiebeln.

Wobei er differenziert: "Wir haben uns auf Schnittblumen spezialisiert. Wir züchten nicht die Tulpenzwiebeln, die Gartenliebhaber im Herbst in die Erde setzen." In der vierten Generation ist die Familie im Besitz von Haus Glehn, einer Wasserburg aus dem 16. Jahrhundert, die auch unter dem Namen Fleckenhaus bekannt ist. Schon sein Großvater Günter Wappenschmidt hatte 1955 begonnen, Tulpen anzubauen und damit weitsichtig gehandelt: Denn damals konnte er noch nicht ahnen, dass sich der Rhein-Kreis Neuss einmal zum größten Anbaugebiet für Tulpen in Deutschland entwickeln sollte. Während Wolfgang Wappenschmidt den Betrieb stetig erweiterte, bauen Vater und Sohn heute rund 30 verschiedene Tulpensorten auf Freiflächen und in Gewächshäusern an.

Mehr als 3,5 Millionen Tulpen verlassen den Hof in der Saison - von einfach blühenden, langstieligen Tulpen bis hin zu den bunten Papageientulpen. "Wer ein Bund Tulpen kauft, ahnt gar nicht, wie viel Arbeit damit verbunden ist. Bis wir eine Tulpe verkaufen, haben wir ihre Zwiebel vier- bis fünfmal in die Hand genommen", sagt er. Besonders faszinieren ihn die Tulpen, wenn sie im Frühjahr wieder auf den Feldern blühen. "Die Tulpenfelder ziehen auch viele Spaziergänger und Fotografen an", weiß er aus Erfahrung.

Diese Tulpen werden jedoch nicht gepflückt, sondern geköpft. Die Pflanze soll sich auf das Wachstum der Zwiebel konzentrieren und Tochterzwiebeln ausbilden. Ist ihr Laub verwelkt, werden die Zwiebeln geerntet, gereinigt, sortiert und eingelagert. Im Oktober kommen dann die kleineren Zwiebeln wieder in den Boden, während aus den größeren in den Gewächshäusern die Schnittblumen gezogen werden. "Die werden dann ab Januar zweimal täglich per Hand gepflückt und zu einem Bund von zehn Tulpen gepackt", sagt Wappenschmidt.

Anders als die Spekulanten im 17. Jahrhundert verlassen sich Vater und Sohn nicht allein auf die Tulpen. Sie bauen auch Rüben, Weizen und Pfingstrosen an. Die blühen, kaum dass die Tulpensaison eine Pause einlegt. Doch den Frühling anzupflanzen bedeutet auch eine Herausforderung: "Wir müssen Trends nachspüren, was Form und Farbe der Tulpen anbelangt und unsere Anlagen immer wieder modernisieren", betont Wappenschmidt.

(NGZ)
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