Liedberg/Damm Mit Stützstrümpfen ins Schnauferl

Liedberg/Damm · Rund 50.000 Besucher kamen nach ersten Schätzungen zu den Classic Days auf Schloss Dyck. Vor allem am Samstag war es voll, die Oldtimer-Fans warteten zwischenzeitlich eine Stunde auf einen Parkplatz. Dafür war es in den umliegenden Dörfern leerer – aber laut.

Oldtimer-Parade "Classic Days" rund ums Schloss Dyck in Jüchen
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Oldtimer-Parade "Classic Days" rund ums Schloss Dyck in Jüchen

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Rund 50.000 Besucher kamen nach ersten Schätzungen zu den Classic Days auf Schloss Dyck. Vor allem am Samstag war es voll, die Oldtimer-Fans warteten zwischenzeitlich eine Stunde auf einen Parkplatz. Dafür war es in den umliegenden Dörfern leerer — aber laut.

Alexander Schock sah richtig schmuck aus. In braun-karierter Knickerbocker, beigem Hemd und farblich passenden Hosenträgern saß er gestern Vormittag hinterm Steuer seines weißen Pierce Arrow, Baujahr 1925. Auf dem Kopf trug der Stuttgarter einen grau-karierten Hut, an den Füßen braune Lederschuhe — und um die Waden herum beigefarbene Damenstützstrümpfe. "Von Kaufland, für 2,99 Euro im Doppelpack", rief der Schwabe und lachte.

Zum ersten Mal besuchte er am Wochenende die Classic Days auf Schloss Dyck, gekleidet wie in der Zeit, in der sein Pierce Arrow gebaut wurde. Schocks Urteil zu den zwei Tagen Oldtimer-Festival mit geschätzten rund 50 000 Zuschauern: "Tip top!", meinte er. Seinen Wagen hatte der Stuttgarter auf der Picknick-Wiese in der Nähe des Schlosses geparkt, so wie etliche andere Oldtimer-Besitzer in historischen Kostümen. Die "Schirmchen und Hütchen-Wiese" nennt Eicke Schüürmann, stellvertretender Vorsitzender des Vereins Classic Days, diese Grünfläche. "Aber das soll nicht abwertend klingen", fügte er gestern an.

Rund um das Schloss präsentierten sich die größtenteils fahrtüchtigen Schnauferl. Unter jedem lag eine Pappe, die dafür sorgen sollte, dass kein Öl auf die Wiese tropfte. "Das ist die Pampers fürs Auto", sagte Schüürmann und lachte. Auf der Orangerie-Halbinsel hatten die Veranstalter den Concours d' Elegance angelegt, eine Schönheitskonkurrenz für 60 seltene und hochwertige Fahrzeuge etwa von Bentley oder Rolls Royce. Einige davon seien Einzelstücke, erzählte der zweite Vorsitzende.

80 "Racing Legends", also Wagen mit Renn-Vergangenheit, knatterten außerdem vom Schloss aus in verschiedenen Gleichmäßigkeitsfahrten über eine knapp drei Kilometer lange Strecke. An den Start gingen neben Tagesschausprecher Jan Hofer und Koch Horst Lichter ehemalige Rennfahrer wie Jochen Mass, Hans Herrmann und Jochen Berger. Im Fahrerlager stellten die Promis ihre Wagen ab, wo sie von den Oldtimer-Fans fotografiert wurden. Susanna Schulte durfte sich sogar in einen Silberpfeil von 1934 setzen, "das war nicht so bequem", meinte die Sechsjährige. Mit ihren Eltern Veit und Heidi, den Geschwistern Franziska und Andreas war sie von Bad Honnef nach Jüchen gekommen — jedoch nicht im Oldtimer. "Wir hätten uns gerne von meiner Schwägerin das 1979er Käfer-Cabrio geliehen, aber da passen nur vier Personen rein", erzählte Veit Schulte. Den Käfer hätte die Familie in Schlossnähe abstellen können, denn auf dem Miscanthusfeld durften nur Besucher mit betagten Wagen parken. "Grob geschätzt standen da allein am Samstag 6500 bis 7000 Oldtimer", sagte Eicke Schüürmann.

Weil der Andrang so groß war, habe das Feld am Samstag zwischenzeitlich für ankommende Wagen geschlossen bleiben müssen, erzählte Wolfgang Titze, Einsatzleiter der Polizei des Rhein-Kreises Neuss. Gestern hätten ein paar Parkplätze für die Nicht-Oldtimer zu bleiben müssen, weil sie wegen des Regens zu matschig waren. In diesem Jahr habe es keine Unfälle und Auto-Diebstähle gegeben, sagte Titze außerdem.

(RP)
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