Korschenbroich Mit Leib und Seele Pfarrer und Lehrer

Korschenbroich · Als Lothar Wingender aufwuchs, lag die Welt um ihn herum in Trümmern. "Das war in der Nachkriegszeit", sagt der 68-Jährige. "Damals hat die Kirche es geschafft, die Herzen der Menschen anzusprechen.

 Lothar Wingender ist seit 40 Jahren Priester.

Lothar Wingender ist seit 40 Jahren Priester.

Mit bunten Prozessionen brachte sie außerdem Farbe in den grauen Alltag", erinnert sich der gebürtige Krefelder, der seit 1982 die Gemeinde Neuenhoven betreut. Kirche bedeutete für den jungen Mann Moral und Umbruch – auch Aufbruch in seine persönliche Zukunft. Wingender begann, in Bonn Theologie zu studieren.

"Jetzt hast du fünf bis sechs Jahre Zeit zu probieren, ob du ohne Freundin auskommst", dachte er sich damals. Danach stand für ihn fest, dass er Geistlicher werden wollte. Genau 40 Jahre ist es jetzt her, seit Lothar Wingender zum Priester geweiht wurde.

Jede Stunde begann mit Gebet

Drei Jahrzehnte lang unterrichtete er zudem am Gymnasium Odenkirchen Religion. "Ich bin mit Leib und Seele Pfarrer, und ich war mit Leib und Seele Lehrer", sagt Wingender. Nie hätte er auf eines der beiden Aufgabenfelder verzichten wollen. "Mir war immer daran gelegen, mit einem Bein in der Pfarre zu sein. Damit ich nicht den Kontakt zur Basis verliere."

Bis heute hält Wingender Messen, tauft, traut und beerdigt Gemeindemitglieder. Einmal im Monat feiert er in der Odenkirchener Kirche St. Laurentius mit den Gymnasiasten den Schulgottesdienst. "Ich habe bis zum Schluss jede Unterrichtsstunde mit einem Vater Unser begonnen", erzählt der 68-Jährige. Manch ein Schüler habe in seinen Stunden den Weg zur Kirche gefunden, "andere merkten: Das ist nichts für mich".

Mit den Jugendlichen über Religion zu diskutieren, hat Lothar Wingender viel Spaß gemacht. Thematisch habe sich im Lauf der Jahre viel verändert seit der Anfangszeit 1975, erinnert er sich. "Erst ging es um Dinge wie Rauschgift und Sexualität. Später eher um Werte- und Glaubensfragen."

Von Hause aus hätten die Schüler in den letzten Jahren immer weniger Wissen über Religion gehabt. Damit er auf dem neuen Stand der Theologie ist, bildet sich der Geistliche weiter. "Ich lese sehr viel", erzählt er. Zum Vergnügen darf es auch mal ein Buch über Kirchenkunst, Burgen oder ein Werk von Hanns Dieter Hüsch sein.

(naf)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort