Korschenbroich Literatur und Natur begegnen sich auf dem "Holz-Weg"

Korschenbroich · Das Wetter spielte am Ende noch mit und gewährte den 40 Besuchern, die sich im Rahmen des "Korschenbroich-liest"-Programms auf den "Holz-Weg" begeben wollten, einen trockenen Abstecher zum Alten Friedhof. "Wer redensartlich ,auf dem Holzweg' ist, hat sich verrannt, ganz real oder in seinen Gedanken", erläuterte Rita Mielke zu Beginn. "Heute sind wir auf diesem Weg genau richtig." Mit der Holzkünstlerin und Baumschulmeisterin Sonja Kreutzer aus Raderbroich hatte sich die "Korschenbroich liest"-Projektleiterin eine Fachfrau zum Thema Holz an die Seite geholt. Gemeinsam präsentierten beide ein Programm, das eine Reihe unterschiedlicher Fäden miteinander verknüpfte: Es ging um zeitgenössische Literatur, in der sich eine neue Sehnsucht nach Naturnähe in Figuren offenbart, die sich für Bäume begeistern oder für die Arbeit mit Holz.

 Baumgeschichten auf dem Alten Friedhof an der Pescher Straße.

Baumgeschichten auf dem Alten Friedhof an der Pescher Straße.

Foto: Küster

Ein lebender Beweis für diese Faszination ist Sonja Kreutzer, die schon vor Jahren die hohe ästhetische Qualität von Hölzern entdeckte und Kunstwerke schafft, in denen Holz, mit unverwechselbaren Strukturen, Maserungen oder Narben Geschichte(n) erzählt. Einige Beispiele ihres Schaffens hatte sie für den Abend ausgewählt, darunter eine Arbeit, die sie aus einem 200 Jahre alten Eichenholz aus dem Raderbroicher Wald fertigte. Bei der Begehung des Friedhofs machte Kreutzer auf einen Schnurbaum, einen Tulpenbaum, ein Silberahorn, eine Schwarz- und eine Flügelnuss aufmerksam, die in der Zeit ihrer Anpflanzung vor mehr als 100 Jahren in hiesigen Gefilden ausgesprochen exotisch waren. Wie die Bäume Ende des 19. Jahrhunderts auf den Friedhof kamen und ob es möglicherweise einen Bezug zum Arboretum von Schloss Dyck gibt, werde man weiter recherchieren, versprach Mielke. Zur Überraschung aller Besucher schlug sie noch eine weitere Brücke zu einem völlig in Vergessenheit geratenen Korschenbroicher "Holzkünstler", einem sog. Ebenisten, der es im 18. Jahrhundert in Paris zu internationaler Reputation brachte: Kommoden und Schränke von Adam Weisweiler stehen heute in Museen in New York, Minneapolis, London und Paris und wechseln bei Möbelauktionen für Millionenbeträge den Besitzer.

(lke)
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