Korschenbroich Liedbergs größter Gewölbekeller
Liedberg · Unter dem Liedberger Landgasthaus lagerte früher eine Brauerei ihre Fässer.
Die Wände sind gut einen Meter dick, und die Decke soll auch zuverlässig massiv sein. „Da hätte ein Panzer drüberfahren können“, kommentiert Gerd Busch die kompakte Bauweise in den Grundfesten des Liedberger Landgasthauses. Es verwundert nicht, dass der Keller im Zweiten Weltkrieg als Schutzraum genutzt wurde. Doch ursprünglich gehörte das Tiefgeschoss zur Produktionsstätte einer Brauerei. Im hohen Gewölbekeller lagerten Bierfässer. Heute ist der Boden plan, doch einst führte eine Rinne zu einer Sickergrube und einem unterirdischen Sandfloß, damit Kondenswasser abfließen konnte. Die Räume weiter hinten wurden als Kühlräume genutzt. Gerd Busch lässt in seinen Erzählungen die Vergangenheit aufleben. Abendliche Führungen durch Liedberg beschließt er im Gewölbekeller.
Immer im August lädt Busch zur Führung ein. Der Abstieg über die Stufen vom Gasthaus und der Zugang zum Gewölbekeller sind bequem erreichbar. Doch wer in alle Winkel vordringen möchte, muss sich auch durch einen niedrigen Durchgang vorbei an dicker Mauer zwängen. Alle Besucher sollten beim Besuch im Gewölbe achtgeben, dass sie sich in tief gebückter Haltung nicht Kopf und Rücken stoßen. Am äußersten Ende liegen Brocken von Liedberger Sandstein aufgetürmt, der am Niederrhein seit der Römerzeit als Naturwerkstein verwendet wurde. Busch verweist auf einen zugemauerten Durchgang. „Früher führte ein Tunnelgang von hier nach draußen, um so wenig Wärmeverlust wie möglich zu haben“, erklärt der Gästeführer.
Die hinteren Räume sind schlicht. Die dreidimensionale Malerei des Grevenbroicher Künstlers Patrick Schmitz vertieft an einer Wand optisch einen von zwei Eiskellern. Als Bildeinstieg erinnert eine Holztafel an die frühere Brauerei Schieffer, die 1894 Konkurs anmeldete. Damals habe es eine große Brauereischwemme gegeben. Allein im heutigen Stadtgebiet soll es 19 Brauereien gegeben haben, berichtet Busch. Er zeigt eine seinerzeit übliche dunkle Bierflasche - nicht aus Liedberg, aber von einer Mönchengladbacher Brauerei, die im gleichen Jahr schließen musste. Die Flasche wurde noch mit einem Korkzapfen verschlossen und nicht über den später üblichen Bügelverschluss. Busch weiß um die geheimnisvolle Ausstrahlung alter Keller und unterstreicht die Wirkung durch Laternenlicht und Kerzen auf metallenen Leuchtern. Im November organisiert er im Gewölbekeller einen Adventsmarkt.
Informationen unter www.llgh.de. Telefon: 02166/ 872 94.