Korschenbroich Kuli leer, Papier stinkt? Ein Fall für Aschenbroich

Korschenbroich · Der Anruf klang nach einem echten Notfall: "Unser Kopierpapier stinkt nach Fisch", beschwerte sich eine Korschenbroicher Schule, kaum dass Monika Aschenbroich, die Frau am anderen Ende der Leitung, ihren neuen Job in der Stadtverwaltung übernommen hatte.

Die 56-Jährige ist zwar seit 14 Jahren in Diensten der Stadt und hat unter anderem in den Vorzimmern des früheren Stadtdirektors, des Kämmerers und des Bürgermeisters den Stadtspitzen zugearbeitet — doch einen derart anrüchigen Fall hatte auch sie noch nicht erlebt. Aber als frisch ernannte Beschaffungsmanagerin für Papier, Kugelschreiber, Bücher, Zeitschriften, Batterien und allerlei anderes Büromaterial der Korschenbroicher Stadtverwaltung war klar: Stinkendes Papier ist jetzt ein Fall für Monika Aschenbroich.

Gelöst hat ihn die Korschenbroicherin auf zupackende Art. "Ich bin hingefahren, hab' einen Schnuppertest gemacht — und das Papier stank tatsächlich schlimm", erzählt sie. Das sah dann auch der einbestellte Vertreter der Lieferfirma ein — und es gab neues, geruchsneutrales Papier. Wer Aschenbroich eine Viertelstunde lang über ihre 14 Jahre in der Stadtverwaltung erzählen hört, zweifelt nicht: Einsätze wie der Fisch-Fall sind ganz nach ihrem Geschmack. "Hier ist viel Action", hat sie nach gerade mal vier Wochen als Beschafferin festgestellt — und als sie das sagt, strahlt die 56-Jährige.

Action als Verwalterin von Papier und Kugelschreibern? Durchaus. Denn Aschenbroich hat so nicht nur Kontakt mit Kollegen aus sämtlichen Ämtern und Schulen der Stadt, die auch ins zentrale Beschaffungssystem eingebunden sind. Sie ist überdies zuständig für die Bearbeitung aller Benzinrechnungen, die für städtische Fahrzeuge vorgelegt werden — in ihrer Eigenschaft als zentrale Benzinbeschafferin sozusagen.

Viel zu telefonieren hat sie auch, wenn an öffentlichen Gebäuden geflaggt werden muss — so wie neulich, zum Gedenken an die Opfer der Loveparade-Katastrophe. Zwei Ordner mit der Aufschrift "Banner und Flaggen" stehen im Regal. Darin befinden sich nicht nur Listen aller Flaggen, welche die Stadt besitzt. Es sind auch die Rufnummern der Ansprechpartner in Verwaltungsgebäuden und Schulen drin, denen Aschenbroich mitzuteilen hat, an welchem Termin was an den Fahnenmast zu hängen ist. Gleich sechs Ordner mit der Aufschrift "Büromöbel" stehen auf dem Brett. "Die werden wohl nicht ganz so schnell voll", schwant Aschenbroich. Denn angesichts der leeren Stadtkasse wird mit Amtsmobiliar knapp gewirtschaftet.

Dabei ist Aschenbroich den Umgang mit größeren Beträgen durchaus gewohnt. Als Mitarbeiterin von Kämmerer Bernd-Dieter Schultze hat sie früher die Überweisungen der Stadt verbuchen müssen. "Das waren manchmal Millionenbeträge", sagt sie, "ich weiß noch, als ich das erste Mal 500 000 Euro überweisen sollte, war das schon ein komisches Gefühl."

(RP)
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