Korschenbroich Kritik an Altenheim-Planung

Korschenbroich · Der Bau einer Senioren-Residenz an der Friedrich-Ebert-Straße sorgt für Aufregung. Bürger halten den Standort zwischen Bahnlinie und Landstraße nicht für geeignet. Die Handballer würden dort lieber eine neue Halle bauen.

 Blick aufs Planungsamt: Kann sich die Politik durchsetzen, soll dort in naher Zukunft ein Investor ein Seniorenpflegeheim und Altenwohnungen errichten.

Blick aufs Planungsamt: Kann sich die Politik durchsetzen, soll dort in naher Zukunft ein Investor ein Seniorenpflegeheim und Altenwohnungen errichten.

Foto: L. Berns

Zu laut, zu verkehrsträchtig, zu gefährlich: Die Liste der Kritikpunkte lässt sich aus Sicht vieler Bürger fortsetzen. Sie wettern gegen die Pläne der Ratsfraktionen, an der vielbefahrenen Friedrich-Ebert-Straße (Landesstraße 381) in Korschenbroich Altenwohnungen und ein Seniorenpflegeheim genehmigen zu wollen. Nachdem sich in der Vorwoche der frühere CDU-Fraktionschef Friedel Herten nach mehr als zehn Jahren Pause mit einer vernichtenden Stellungnahme zurückgemeldet hatte, häufen sich die kritischen Stimmen zum geplanten Seniorenprojekt aus der Bürgerschaft.

Bürger sind empört

Den Bedarf weiterer Pflegeplätze stellt Dr. Joachim Heinz (68) nicht infrage, allerdings kann er sich mit der Örtlichkeit überhaupt nicht anfreunden: "Mich stört die Lage — und das extrem." Für ihn sind Bahnlinie und Durchgangsstraße klassische K.-o.-Kriterien: "Die beidseitige Lärmbelästigung ist keinem Menschen zuzumuten."

Wesentlich deutlicher wird Marga Bungert (59). Sie und ihr Mann Heinz -Josef (64) sind empört: "Die Pläne sind eine Unverschämtheit." Die Korschenbroicherin wettert weiter: "Das Gelände an der Bahnlinie wird zum Abstellgleis für alte Leute. Das ist menschenunwürdig." Aus ihrer Sicht sollte die Stadt die 8000 Quadratmeter große Fläche für weitere Firmenansiedlungen nutzen.

Martina Golombek (54) betreibt seit 38 Jahren eine Reinigung an der Hindenburgstraße 59 — also vis á vis des jetzigen Verwaltungsgebäudes: "Mit entsprechendem Schallschutz können Investoren die Belästigung durch die Bahn reduzieren. Das ist heute kein Problem mehr." Den Knackpunkt sieht die 54-Jährige dafür im Kreuzungsbereich. "Wenn die Ampelanlage zum Kreisverkehr wird, haben ältere Menschen mit und ohne Rollator keine Chance mehr, in den Ortskern zu kommen." Selbst Verkehrsinseln stuft Martina Golombek für Fußgänger aller Altersgruppen als "beängstigend" ein. Ihre große Sorge: "Der Kreisverkehr wird zum Problem für das Seniorenheim."

Lebensqualität sieht für Reinhard Beumers (62) anders aus. Der Vorsitzende der Sterbenotgemeinschaft Engbrück ist entsetzt: "Hier sollen alte Menschen direkt von drei Seiten beschallt werden — von der Bahn, der L 381 und vom Gewerbe." Für ihn ist dort das Gefahrenpotenzial für Senioren einfach zu groß. Sein Vorschlag: Die Stadt möge das Areal mit einer anderen Zielsetzung vermarkten.

Die entsprechende Idee dazu liefert jetzt Dr. Peter Irmen (59). Der Geschäftsführer des Handball-Zweitligisten TV Korschenbroich sucht seit Monaten nach einem geeigneten Gelände für eine Multifunktionshalle. "Ich würde im Alter auch nicht gerne in eine solche Region abgeschoben werden", hadert der Chirurg mit den Altenheimplänen der Stadt. "Aber ein Hallenbau mit Geschäftspassagen wäre in Bahnhofsnähe passend", sagt Irmen. "Die Machbarkeitsstudie vom Kreis Neuss weist einen Hallenbedarf mit gut 4000 Plätzen aus."

(RP)
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