Kleinenbroich Krankenprojekt am Kirchturm

Kleinenbroich · Neben St. Dionysius in Kleinenbroich sollen Wohnungen für Menschen mit Depressionen oder Angststörungen entstehen, die den Weg zurück in den Alltag suchen. Hinter dem Projekt stehen die St. Augustinus-Kliniken Neuss.

Muss ich als Nachbar eines Wohnprojekts für psychische Erkrankte Sorge haben? Diese Frage ist Wilfried Graul, Geschäftsführer der Neusser St. Augustinus-Behindertenhilfe, gewohnt. Seine beruhigende Antwort lautet: „Die kranken Menschen, die zu Ihnen kommen, haben mehr Sorgen.“

Es handelt sich um Menschen, die wegen chronischer Depressionen, Angststörungen oder Psychosen in Behandlung waren. Die von ihren Erkrankungen fürs Leben gezeichnet sind – durch Ängste, Traurigkeit, Konzentrationsprobleme –, aber die so weit wie irgendmöglich den Weg zurück in den Alltag suchen. Niemand, der eine Gefahr für sich oder andere bedeute, wie Wilfried Graul bekräftigt. Er fügt hinzu: „Wir dürfen diese Menschen nicht stigmatisieren. Sie gehören in die Mitte der Gesellschaft, nicht an den Rand.“ Deshalb freut Graul, dass die Pfarre ihr Wohlwollen und ihre Unterstützung erklärt habe.

Wohlwollen bei der Pfarre

In der Mitte der Gesellschaft, in diesem Fall an der Dionysius-Kirche, sucht die Behindertenhilfe deshalb die Standorte für ihre Wohnprojekte. In Kleinenbroich werden fünf Appartements für 16 Menschen entstehen, die darin zu zweit oder zu viert in familienähnlichen Gruppen leben.

Die Behindertenhilfe ist eine Tochter der St. Augustinus-Kliniken Neuss, zu der auch die Niederrhein-Klinik Korschenbroich und das Krankenhaus Neuwerk gehören. Die gemeinnützige Gesellschaft wird in das Kleinenbroicher Projekt rund 1,5 Millionen Euro investieren. Der Bau soll im kommenden Jahr beginnen. Den Einzug erhofft sich Geschäftsführer Graul für die erste Jahreshälfte 2010. Der Fortschritt ist auch abhängig vom Planverfahren in Korschenbroich. Am Donnerstagabend wird der Planungsausschuss informiert.

Die Behindertenhilfe betreut im Rhein-Kreis Neuss schon mehrere Wohnprojekte für psychisch Kranke. In dieser Woche öffnet ein neues Haus in Grevenbroich. Die oberste Maxime in der Betreuung beschreibt Wilfried Graul so: „Es soll Normalität pur herrschen in unseren Häusern.“ Das heißt: Wer morgens mit Antriebsstörungen kämpft, bekommt Hilfe. Wen Konzentrationsprobleme daran hindern, die Einkäufe für den Kühlschränke zu erledigen, der bekommt Hilfe. Wer Hemmungen hat, seine Freizeit zu gestalten, dem erleichtern die Betreuer den Kontakt zu Sportangeboten oder zur Volkshochschule zum Beispiel.

Das Betreuerteam werden diplomierte und examinierte Fachkräfte bilden, hinzu kommen Mitarbeiter für die Hauswirtschaft. Es werden immer Betreuer vor Ort sein, betont Geschäftsführer Graul, auch als Ansprechpartner für die Bevölkerung.

Für den Neubau wird die ehemalige Bäckerei (Hochstraße 25) neben der Kirche abgerissen. Das neue Gebäude wird sich farblich an die denkmalgeschützte Kirche anpassen. Die Zufahrt soll rückwärtig über den Stichweg von der Maternusstraße aus erfolgen.

(RP)
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