Zehn Jahre Augenhilfe Afrika in Korschenbroich Augenarzt aus Kamerun per Schalte im Hannenhaus
Korschenbroich · Zum zehnjährigen Bestehen der Augenhilfe Afrika hatte Raoul Cheuteu, Augenarzt aus Kamerun, gerne vor Ort dabei sein wollen. Seine Grüße konnte er aber telefonisch übermitteln.
Eigentlich wollte er an Unges Pengste dabei sein, hatte das zehnjährige Bestehen der Augenhilfe Afrika mitfeiern und bei den Paraden als Schütze im Zug „Pappköpp“ mitmarschieren wollen. Doch Raoul Cheuteu, der Augenarzt aus Kamerun, konnte aus beruflichen Gründen dann doch nicht nach Deutschland fliegen. Und so war er zu der kleinen Jubiläumsfeier im Hannenhaus per Telefon aus Kameruns Hauptstadt Yaoundé zugeschaltet.
„Wir würden liebend gerne mit dir hier feiern“, sagte Hausherr Horst Thoren. Cheuteu schickte via Lautsprecher Grüße an seine Freunde in Korschenbroich, von denen etliche im Hannenhaus am Mittag des Pfingstsonntags zusammengekommen waren. Unter ihnen Franz Thoren. Der promovierte Ingenieur ist Vorsitzender der Augenhilfe Afrika. Sein Stellvertreter Peter Holzenleuchter war ebenso gekommen wie Geschäftsführer Ralf Heinrichs, Schirmherr und Bundestagsabgeordneter Ansgar Heveling und natürlich der Architekt Fritz Otten, dessen Familie Cheuteus Ausbildung zum Augenarzt gefördert hatte. Im Jahr 2012 ist Cheuteu nach Studium, Ausbildung zum Augen-Facharzt und Berufstätigkeit in München nach Kamerun zurückgekehrt und hat in Yaoundé eine Augenklinik eröffnet.
„Ohne Familie Otten gebe es auch den Kontakt zu Raoul Cheuteu nicht“, erklärte Horst Thoren. Wie so vieles in Korschenbroich, was gut sei, habe auch die Augenhilfe Afrika einst an der Theke angefangen, sagte Thoren schmunzelnd und ließ dann die Entstehung des sozialen Vereins Revue passieren. Die Idee dazu war vor zehn Jahren an der Theke im Festzelt zu Unges Pengste entstanden. Denn der Augenarzt aus Kamerun hatte seine Freunde in Korschenbroich wissen lassen, dass er mehr Operationen für die Menschen in seinem Heimatland durchführen möchte, die am Grauen Star erkrankt sind und dadurch nach und nach erblinden.
Nachdem an der Theke die ersten Ideen dazu ausgetauscht und anschließend diverse Vorbereitungen getroffen worden waren, wurde im September 2013 die Augenhilfe Afrika gegründet. Seinerzeit waren 18 Leute dabei, heute seien es 28, wie der Vorsitzende Franz Thoren erklärte. Die erste OP-Kampagne gab es bereits 2014 in Mora, einer Stadt im äußersten Norden Kameruns. 50 Menschen wurden operiert. Inzwischen haben sich die Zahlen vervielfacht: 11.000 Untersuchungen, 1600 Augenoperationen und 600 maßgeschneiderte Brillen konnten ermöglicht werden, berichtete Franz Thoren.
Vier Operationskampagnen gebe es inzwischen pro Jahr an unterschiedlichen Orten in Kamerun. Dafür stehen die Betroffenen dort mittlerweile Schlange, seit sich herumgesprochen hat, dass Menschen, die am Grauen Star erkrankt sind, durch entsprechende Behandlungen ihre Sehkraft zurückerhalten können. Der Ansturm hilfesuchender Menschen zu den Operationskampagnen der Augenhilfe habe alle Rekorde gebrochen, sagte Franz Thoren.
Die Kosten für die OP-Kampagnen seien gar nicht so teuer. „Eine Kampagne kostet 7500 Euro im Schnitt. Bei vier Kampagnen im Jahr rechnen wir mit 30.000 Euro“, rechnete Franz Thoren vor. In Mora konnte dank der Stiftung „Lichtblicke in der Welt“ eine dritte Augenklinik gebaut werden, deren Grundsteinlegung die beiden Brüder Franz und Günter Thoren Ende 2022 bei ihrer Reise nach Kamerun miterlebt hatten.
Bereits im März 2021 hatte der Korschenbroicher Verein mit Inbetriebnahme einer Augenklinik im ländlichen Ambam sein bis dahin größtes Projekt abgeschlossen. Bauherr war – wie zuvor auch in Ambam – die kamerunische Fondation Médicale Kacheu als Partnerin der Augenhilfe. Die Fondation wurde von den beiden in Deutschland ausgebildeten Augenärzten Raoul Cheuteu und Professor Giles Kagmenie vor gut fünf Jahren gegründet.
Prinzip der OP-Kampagnen ist im Übrigen, dass bedürftige Menschen unentgeltlich behandelt werden und wohlhabende Menschen entsprechend zu zahlen haben.