Überflutungen auch in Korschenbroich So ist die Stadt auf Starkregen vorbereitet

Korschenbroich · Der Städtische Entsorgungsbetrieb kennt bestimmte Gefahrenpunkte. Wo Wassermassen nicht abfließen und die Kanalisation nicht ausreicht, zeigt eine Überflutungsanalyse. Für Anwohner in gefährdeten Bereichen gibt er Tipps.

 Thomas Kochs erläutert die Starkregengefahrenkarte für die Stadt Korschenbroich.

Thomas Kochs erläutert die Starkregengefahrenkarte für die Stadt Korschenbroich.

Foto: Friedhelm Ruf

Starkregen und Überschwemmungen: Das – so sagen es die Experten – komme nur alle 100 Jahre vor. Doch durch den Klimawandel häufen sich die Unwetter mit Extrem-Regen. Welche verheerenden Folgen das haben kann, wurde im vergangenen Sommer an den Flüssen Ahr und Erft deutlich. Doch wie sieht es in Korschenbroich aus? Ist die Stadt vorbereitet, wenn der Himmel seine Schleusen öffnet? „Starkregen und Hochwasser treten oft plötzlich auf. Sie können kurzfristig gar nicht vorhergesagt werden“, sagt Thomas Kochs. Er ist Technischer Betriebsleiter beim Städtischen Entsorgungsbetrieb (SEK) und damit zuständig für alle Starkregen- und Hochwasserereignisse in Korschenbroich.

Wie sehr der Regen für große Gefahren sorgen kann, zeigte sich 2018, als ein Fahrzeug in die von einem Starkregen überflutete Unterführung in Kleinenbroich gesteuert wurde und fast völlig im Wasser versank. Kochs hat inzwischen eine Sammlung von kurzen Videos, die ihm Bürger von überfluteten Straßen und Kellern geschickt haben. Etwa aus Glehn vom 15. August 2020, als das Wasser über die gesamte Breite der Kirchstraße bis an die Häuser heranfloss. Die Kanäle konnten die Flut nicht aufnehmen, das Wasser hob die Kanaldeckel an. „Manchmal fliegt ein Deckel einfach weg. Das zeigt, mit welcher Kraft und Wucht das Wasser arbeitet“, sagt Kochs. „Wer so etwas nicht erlebt hat, kann es sich einfach nicht vorstellen.“

Das sei eine der Schwierigkeiten, mit denen die Stadt arbeiten müsse. Daher sei es wichtig, den Menschen die Gefahren deutlich zu machen und ihnen zu zeigen, was geschehen kann. Etwa in einem Videofilm aus Scherfhausen, wo sich Regenwasser gewaltig durch das Dorf einen Weg zum Jüchener Bach bahnt. Doch woher kommt das Wasser und warum fließt es in einer ländlich geprägten Stadt nicht einfach ab?

 Die Starkregengefahrenkarte mit einem Starkregen, der alle 100 Jahre vorkommen soll.

Die Starkregengefahrenkarte mit einem Starkregen, der alle 100 Jahre vorkommen soll.

Foto: Karte: Städtischer Abwasserbetrieb Korschenbroich

„Am 15. August 2020 hatten wir eine lang anhaltende Trockenheit“, sagt Kochs. Die habe dazu geführt, dass die Ackerflächen ausgetrocknet waren. „Der lehmige Boden hatte eine Abflussfläche wie eine Asphaltdecke. Kein Wasser wurde aufgesaugt.“ Normalerweise seien Ackerflächen sehr wichtig, um Wasser abzuspeichern. Dies sei aber nach der langen Trockenphase nicht der Fall gewesen. Das Wasser floss von den Feldern ab, rauschte durch Scherfhausen mit dem Ziel Jüchener Bach.

Kochs kann inzwischen genau sehen, wo in der Stadt solche Gefahrenpunkte sind. 2016 übertrug ihm die Politik den Auftrag, im Zuge eines Generalentwässerungsplans zu ermitteln, wo der Regen gefährlich werden kann. „Wir haben mit einer Überflutungsanalyse die gesamte Stadt überprüft, ob die Abwasserkanäle ausreichen und wie das Wasser durch die Stadt fließt.“

 Die Starkregengefahrenkarte mit einem Starkregen, der alle 500 Jahre vorkommen soll.

Die Starkregengefahrenkarte mit einem Starkregen, der alle 500 Jahre vorkommen soll.

Foto: Städtischer Abwasserbetrieb Korschenbroich

Dazu nutzt Kochs die digitalen Geländehöhen einer Karte des Landes NRW und kann so die Oberflächen für die Stadt abbilden. „Wir können die Flächen mit einem Computerprogramm digital beregnen und können so alle Mulden und Tiefpunkte ermitteln und genau nachvollziehen, wohin das Wasser läuft.“ So gebe es etwa einen Höhenunterschied von mehr als 40 Metern vom höchsten Punkt der Stadt, dem Liedberg, zu den umliegenden Ortschaften, in denen das Wasser herunterrauschen könne. Auch die Bewohner von Lüttenglehn sehen sich in einer Mulde gelegen, gegenüber der Autobahn, die höher liege und Wasser in den Ort spülen könne.

Wer in einem gefährdeten Bereich sein Haus habe, könne einiges tun. Kochs nennt Beispiele: Aufkantungen, Anrampungen, Bodenschwellen, ebenerdige Gebäudeöffnungen vermeiden, Schutztore und -wände, druckwasserdichte Fenster und Türen. Hinzu komme ein wasserdichter Außenputz für ein Gebäude sowie eine Rück-Stausicherung, wenn das Wasser aus der Kanalisation ins Haus drückt.

Die Bäche und kleinen Flüsse in Korschenbroich wie der Jüchener Bach, der Trietbach und der Flöthbach können auch Gefahrenpunkte bilden. Zwar seien die Bäche nicht durch ein Tal beengt. „Aber ich hüte mich davor zu sagen, es könnte nichts passieren“, sagt Kochs.

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