Korschenbroich Korschenbroich, wie es liest und tanzt

Korschenbroich · Mit "Leidenschaftlich... Tango" ist das Sommer-Lese-Festival "Korschenbroich liest" gestartet. Die bereits fünfte Ausgabe steht unter dem Motto "Passionen". Insgesamt warten auf 18 verschiedene Veranstaltungen auf das Publikum.

 Tango mit Ilona und Salvador Rios bei "Korschenbroich liest"

Tango mit Ilona und Salvador Rios bei "Korschenbroich liest"

Foto: H.-P. Reichartz

Wenn Ilona und Salvador Rios miteinander Tango tanzen, scheinen sie die Welt um sich herum völlig zu vergessen. Dann legt er ihr fest die rechte Hand auf den Rücken, ihre Linke schmiegt sich um seinen Nacken. Wange an Wange, mit geschlossenen Augen, wirbeln sie über das Parkett. Ab und zu ein flüchtiger Blick, ein Lächeln. Alles wirkt einstudiert — ist es aber nicht. "Die einzige Absprache beim Tango ist die Umarmung. Alles was passiert, entsteht im Moment", sagt Salvador Rios. Es geht um Leidenschaft, um Passionen.

"Passionen" — das ist auch der Titel des fünften Sommer-Lese-Festivals "Korschenbroich liest". Bei der Auftaktveranstaltung am Freitagabend in der Alten Schule standen der "Tango argentino" sowie die Mönchengladbacher Ilona und Salvador Rios im Mittelpunkt. Rita Mielke, Initiatorin von "Korschenbroich liest", führte durch den Abend. "Der Tango argentino ist in einzigartiger Weise Ausdruck leidenschaftlicher Hingabe", sagte sie. Er sei "Ausdruck für Wehmut, für Melancholie, für Schmerz. Und er steht für jene leidenschaftliche Unbedingtheit, ohne die es keine Kultur, keine Kunst, keine Literatur gäbe".

Drei verschiedene Tänze führten Ilona und Salvador Rios vor, dazwischen erzählte Rita Mielke den rund 80 Zuschauern Geschichten über den Ursprung und die Philosophie des Tangos. Natürlich ging es auch ums Lesen: Sie trug Passagen aus zwei Romanen vor, in denen der Tango eine Rolle spielt: Henning Mankells "Die Rückkehr des Tanzlehrers" und Vincenzo Todiscos "Der Bandoneonspieler", hatte sie ausgesucht. Letzteres noch aus einem weiteren Grund: Das Bandoneon, das Instrument des Tangos, entwickelte der Krefelder Heinrich Band. Das sei "die Brücke vom Tango zum Niederrhein", erklärte Rita Mielke. "Schnarrend, seufzend, weinend" klinge das Bandoneon — das seien genau die richtigen Töne für den Tango.

Einen Bandoneonspieler gab es beim Auftakt von "Korschenbroich liest" zwar nicht, dafür aber stimmungsvolle südamerikanische Musik aus dem CD-Spieler. "Wir haben noch mehr dabei", sagte Salvador Rios nach der letzten Tangoeinlage und forderte die Zuschauer auf, selbst aufs Parkett zu kommen. Die begnügten sich aber dann doch lieber damit, im Foyer miteinander zu plaudern.

Mit der Resonanz auf den ersten Programmpunkt von "Korschenbroich liest" war Rita Mielke sehr zufrieden. Die Zahl der Besucher bei den Auftaktveranstaltungen werde von Jahr zu Jahr größer: "Ich glaube, das ist ein gutes Zeichen". Bürgermeister Heinz Josef Dick (CDU) nannte das Sommer-Lese-Festival in seinem Grußwort "einen wichtigen Baustein des Kulturprogramms" der Stadt, der Zukunft habe. Über einen Programmpunkt freue er sich ganz besonders: Die literarische Herrenrunde "Buch zum Bier" am 21. Juni.

(RP)
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