Interview mit Korschenbroichs Kulturamtsleiterin „Wir haben über ein Autokino nachgedacht“

Korschenbroich · Die Corona-Pandemie hat die Kulturszene größtenteils stillgelegt. Michaele Messmann, Korschenbroicher Kulturamtsleiterin, spricht über Absagen in der Corona-Krise und wie es bald weitergehen kann.

 Michaele Messmann leitet das Kulturamt der Stadt Korschenbroich.

Michaele Messmann leitet das Kulturamt der Stadt Korschenbroich.

Foto: Stadt Korschenbroich

Es sind besondere Zeiten. Auch für Michaele Messmann, die Kulturamtsleiterin der Stadt Korschenbroich. Während Geschäfte, Restaurants und Kirchen unter strengen Auflagen wieder öffnen dürfen, liegt der Kulturbetrieb noch weitestgehend brach. Der ansonsten so vollgetaktete Kulturkalender der Stadt ist leer. Veranstaltungen wurden entweder verschoben oder gleich ganz abgesagt. Künstler sind plötzlich beschäftigungslos.

Wie Messmann die Corona-Pandemie erlebt hat und wie sie das städtische Programm derzeit wieder auf andere Zeiten vorbereitet, verrät sie im Interview.

Ein schwieriges Jahr für die Kultur. Erinnern Sie sich an einen bestimmten Moment, an dem sie dachten: Das wird ein Reinfall?

Michaele Messmann Ab dem 16. März war klar, dass einiges abgesagt werden muss. Comedy, Jazz-Café, Kabarett, der Kunstfrühling, die internationale Orgelwoche. Es sind zahlreiche Veranstaltungen, die in dieser Zeit stattgefunden hätten.

Die Kulturarbeit bestand nur noch aus Verschieben und Absagen?

Messmann Ja, da war zunächst mal nur der Lockdown. Wir dürfen ja jetzt auch nur Veranstaltungen mit maximal 100 Personen stattfinden lassen. Das ist äußerst schwierig zu realisieren. Wir prüfen gerade, ob eine Veranstaltung bis zum 31. August möglich ist und stimmen uns dabei eng mit dem Ordnungsamt ab, um alle Vorgaben einhalten zu können.

Sollen darüber hinaus bis zum 31. August noch weitere Kulturveranstaltungen in Korschenbroich stattfinden?

Messmann Nein, voraussichtlich nicht Das letzte Kabarett ist abgesagt. 500 Personen, die da kommen würden, könnten auch kaum mit Abstandsregeln untergebracht werden.

Das heißt, es geht vor allem darum, was sich möglicherweise im Herbst noch realisieren lässt?

Messmann Richtig. Wir überlegen, in welche Räumlichkeiten man ausweichen kann, um den nötigen Abstand zu gewährleisten. Es bleibt allerdings abzuwarten, wie groß die Einschränkungen noch sein werden. Wir versuchen aber die Veranstaltungen, die für den Herbst geplant waren, tatsächlich stattfinden zu lassen.

Kann „AvantGarten“ dieses Jahr stattfinden? Das Konzert ist ja für den 6. September geplant.

Messmann Das ist noch unklar. Das hängt mit der Musik-Biennale des Kulturraum Niederrhein zusammen. Wenn dann müsste die komplette Biennale abgesagt werden. Das hängt nicht ans uns. Wobei das Konzert, wenn das Wetter gut ist, am wenigsten problematisch ist. Es soll ja als Open-Air stattfinden.

Wird es 2021 ein „normales“ Kulturprogramm geben?

Messmann So planen wir derzeit. Es bleibt natürlich abzuwarten, wie sich die Regeln bis dahin entwickeln. Wenn wir das wissen, können wir dementsprechend den Vorverkauf steuern und gegebenenfalls weniger Karten anbieten.

Gab es in der Krisenzeit die Überlegung, auch in Korschenbroich andere Formate zu entwickeln, beispielsweise ein Autokino einzurichten, wie es viele Städte in der Region getan haben?

Messmann Wir haben auch überlegt, ob ein Autokino möglich wäre. Aber so einen großen Platz, der sich anbietet und alle Voraussetzungen erfüllt, haben wir nicht. Auch mit meinem gedeckelten Kulturbudget ist das äußerst schwierig.

Wird das Budget denn gerade überhaupt genutzt?

Messmann Bis jetzt haben wir für abgesagte oder verschobene Veranstaltungen noch keine Gagen gezahlt. Ansonsten kriegen die Leute natürlich ihr Geld zurück. Das wollen wir auch in diesem Jahr noch abwickeln. Uns sind noch keine Kosten entstanden, ohne das etwas stattgefunden hat.

Wenn wir vom Finanziellen einmal weggehen, was ist das für ein Gefühl, wenn Kultur nicht mehr stattfindet?

Messmann Ein trauriges. Ich gehe gerne ins Theater, in Kunstmuseen. Das fehlt mir und das fehlt sehr vielen Menschen. Wenigstens der Museumsbesuch ist jetzt wieder möglich. Kultur lenkt ja auch ab. Ich denke schon, dass das gerade in diesen Zeiten hilfreich sein kann.

Können Sie nachvollziehen, dass sich viele Kunstschaffende von der Politik vergessen fühlen?

Messmann Ein Stück weit, ja. Da muss man sich etwas überlegen, wie man unterstützen kann. Das halte ich für sehr wichtig. Auch angesichts der Bedeutung, die Kultur für unser Leben und unseren Alltag hat.

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