Caritas-Kleiderstube in Pesch Ausstattung für den Neuanfang

Korschenbroich · Ursula Johnen ist seit drei Jahrzehnten die gute Seele der Caritas-Kleiderstube in Pesch. Menschen die alles verloren haben, erhalten hier Unterstützung. Manche von ihnen bleiben der Einrichtung später selbst als Helfer erhalten.

 Hamid Agkamori und Ursula Johnen beim Treffen in den Räumen der Caritas-Kleiderstube.

Hamid Agkamori und Ursula Johnen beim Treffen in den Räumen der Caritas-Kleiderstube.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

Von Bettzeug über Geschirr und Besteck bis hin zum Babystühlchen ist in der Caritas-Kleiderstube beinahe alles erhältlich, was für die Einrichtung eines ersten Hausstands nötig ist. Die ehrenamtlich geführte Einrichtung hält mehr als ihr schlichter Name verspricht. Hier gibt es nicht nur Anziehsachen – und das nun schon seit 32 Jahren, als die Idee von den Pfarreien Korschenbroich, Herrenshoff und Pesch umgesetzt wurde, um ankommende Flüchtlinge zu unterstützen.

Nach Stationen im inzwischen abgerissenen Elisabeth-Krankenhaus und in einer Halle an der Friedrich-Ebert-Straße ist Pesch der dritte Standort. Initiatorin Ursula Johnen ist seit den Anfängen die gute Seele. Die 83-Jährige will sich auch weiterhin engagieren, „solange ich es kann“. Unterstützung erhält sie von insgesamt 15 ehrenamtlichen Helfern.

Einer von ihnen ist seit etwa 16 Jahren Hamid Agkamori. Er flüchtete aus dem Iran, kam 2002 nach Korschenbroich und arbeitete zunächst ehrenamtlich für die Stadt, deren Angestellter er heute ist. Er kennt die Bedürfnisse der Menschen, die einen Neuanfang wagen müssen, und stattet sie für den Anfang aus. 80 Prozent der benötigten Dinge findet er unter den gespendeten Utensilien in der Kleiderstube. Den Rest kauft die Stadt dazu. „Die Kleiderstube ist schon fast mein Zuhause“, sagt der Iraner. Er kam ohne Deutschkenntnisse, spricht die Sprache aber inzwischen so gut, dass er auch als Übersetzer helfen kann.

„Regale und auch Container sind voll. Ganz Korschenbroich hat aufgeräumt“, sagt Johnen mit Blick auf aufgereihte Trinkgläser, Geschirr, Kinderspielzeug, Bücher und natürlich Kleidung. Die Raumaufteilung erlaubt eine Unterscheidung in verschiedene Abteilungen. Für Kinder stehen Kleidung, Gummistiefel, Hochstühlchen, Plüschtiere, Kinderbücher und mehr bereit. An den ihnen zugedachten Raum schließen sich nebenan die Herren- und wiederum ein Zimmer weiter die Damenabteilung an. „Wer etwas findet, was ihm gefällt, schaut, ob es auch passt“, erzählt Johnen.

Für einen Sack voller Anziehsachen muss ein symbolischer Wert von zwei bis drei Euro bezahlt werden. Das Geld wird wieder in die Kleiderkammer investiert. „Reich werden wir hier nicht“, betont Johnen. Darauf kommt es den Helfern auch nicht an. Ibrahim Kazim und Akram Kord sind seit zwei Jahren in Deutschland und davon 18 Monate in Korschenbroich. Die Kleiderstube habe ihnen beim Start sehr geholfen, versichern sie. Nun packen sie selber mit an, um das Sortiment zu sortieren.

Das Meiste wird aus privaten Haushalten gespendet. Die Eigentümerin eines Second-Hand-Ladens in Kleinenbroich gibt ebenfalls vieles her. Über einen persönlichen Kontakt gab es oft Spenden des Bekleidungsunternehmens C&A. Üblicherweise frühstücken die Helfer samstags vor der Ausgabe, um dabei auch Informationen auszutauschen. Wegen Corona fallen diese Treffen zurzeit aus. Johnen vermutet, dass es wegen der Corona-Krise und der Ferien in der Kleiderstube derzeit stiller ist als gewohnt. „Sonst kamen an einem Samstag 50 bis 60 Leute hierhin. Davon sind viele jetzt vielleicht etwas bang und denken, es ist ohnehin wegen der Ferien geschlossen“, sagt die vierfache Mutter, vielfache Oma und Uroma.

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