Festival für Neue Musik in Liedberg So war „AvantGarten“ 2020

Korschenbroich · Das Festival für Neue Musik musste sich auf die Gegebenheiten der Corona-Pandemie einstellen. An vier Open-Air-Stationen in Liedberg erlebten die rund 100 zugelassenen Zuschauer besondere Klänge und Darbietungen.

Akkordeonist Krisztián Palágyi (r.) und Tänzer ISaAc Espinoza Hidrobo bei ihrem Auftritt im Garten von „AvantGarten“-Gründerin Brita Heizmann.

Akkordeonist Krisztián Palágyi (r.) und Tänzer ISaAc Espinoza Hidrobo bei ihrem Auftritt im Garten von „AvantGarten“-Gründerin Brita Heizmann.

Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

Die Ouvertüre gehörte Fans des „AvantGarten“. Sie hatten im Vorfeld eigene Tanzeinlagen zu Christoph Maria Wagners Komposition „RemiX III“ eingesandt. Ein Zusammenschnitt der Ergebnisse von Eleven und Laien zeigte tänzerische Eleganz wie auch spielerische, witzige Einlagen. Der am Treffpunkt Sandbauernhof installierte Auftakt bot perfekte Einstimmung auf den diesjährigen „AvantGarten – The Power of New Music + Dance“. Auf die Einleitung folgte die Begegnung von Instrumentalmusik, Gesang, Tanz und Performance an vier Stationen. Wegen der aktuellen Hygienevorschriften war die Besucherzahl auf 100 Personen beschränkt.

Die Besucher erlebten vielfältige Eindrücke in Verbindung mit einer Begehung des historischen Ortskerns. Für die erste Musikstation stellte „AvantGarten“-Gründerin Brita Heizmann den eigenen Garten zur Verfügung. Am Eingang standen hölzerne Klappstühle zur Mitnahme als Sitzplätze bereit. Auf einem von Blumen eingefriedeten Rasenstück warteten bereits Akkordeonist Krisztián Palágyi und Tänzer iSaAc Espinoza Hidrobo. Der Tänzer schien zu verharren, symbolisierte aber in minimaler Bewegung Wasserschöpfen und Nachsinnen. Die Stille der Szenerie übertrug sich auf die Besucher, die schweigend beobachteten und bald zunächst kaum hörbare Töne des Akkordeons vernahmen. Zu Macarena Rosmanichs eigens für das Event geschriebenen Komposition jonglierte der Musiker virtuos mit Ton und reiner Luftvibration. Der Tänzer reagierte mit geballter Körperspannung.

An der Remise beim Schloss standen abermals Klappstühle bereit. Hier intonierte das Ensemble „Kollektiv3:6Koeln“ Vladimir Guicheff Bogacz’ für Liedberg geschriebene Komposition. Der sich sachte entwickelnde Auftakt glich einem Spiel mit sanften Windgeräuschen und Vogelstimmen. Kontrabassist Moritz Baerens stand in der Remise auf Augenhöhe der Besucher, Schlagzeuger Ramón Gardella saß indessen halb verborgen unter dem Dach. Der sanfte Einstieg schärfte die Wahrnehmung und ließ ein Flötenspiel außerhalb des einsehbaren Terrains hören. Das Quartett eroberte den Raum nicht nur über Musik, sondern beging ihn tatsächlich. Die Holzdielen der Remise wurden ergänzend zum Klingen gebracht. Von der oberen Remise fallengelassene Tischtennisbälle gaben den abschließenden Rhythmus vor.

Im Garten des Kunsthauses Dreho erlebten die Besucher Kunst Tanz, Performance und Gesang zu Kompositionen von Carlie Schoonees und Martin Letelier. In Wechseln mit dramatisch gelesenen Zeitungstexten inszenierte Sara Escribano Maenza Ausdruckstanz in wiederkehrenden Folgen. In Gesangsdarbietungen kontrastierten Maria Portela Larisch und Elena Plaza Cebrián ätherisch und dramatisch anmutende Momente, melodische Bögen und bis ins Sprachlose gesteigerte Sprechfolgen.

Am alten Mühlenturm vorbei und über schmale Pfade geleitet, fanden die Besucher schließlich zur vierten Musikstation, der mit Holzfiguren bestückten Pongelzstation. Hier beschloss Komponistin Helena Cánovas i Parés mit Flötistin Camila Moukarzel-Ortega und Sängerin Elena Plaza Cebrián in gewitzt heiterer Performance mit Wort, Klang und Choreographie den „AvantGarten“. An dieser Station stellte dann auch Heizmann die junge Komponistin Cánovas i Parés als ihre Nachfolgerin vor.

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