Firma Hintzen aus Korschenbroich Kostümproduktion im Wartestand

Korschenbroich · Die Firma Hintzen aus Korschenbroich hat sich nach dem Insolvenzverfahren der Produktionssparte deutlich verkleinert. So will das Traditionsunternehmen trotz Karnevalsabsage die Corona-Zeit überstehen.

 Der Sitz der Hintzen OHG an der Hindenburgstraße in Korschenbroich.

Der Sitz der Hintzen OHG an der Hindenburgstraße in Korschenbroich.

Foto: Isabella Raupold

Sie waren ein frühes Opfer der Corona-Pandemie. Ende März 2020 stellte die Hintzen GmbH, die Produktionssparte des Korschenbroicher Uniform- und Kostümhandels, einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Neuss. Die plötzlich in Frage stehende Schützenfestsaison ließ keine Alternative. Seit September wird an der Hindenburgstraße wieder produziert. Mit sechs statt zuvor 30 Mitarbeitern, als Teil der Karl Hintzen OHG. Doch der Umsatz bleibt weiterhin aus. Jetzt, wo zumindest der Straßenkarneval ausfallen wird.

„Wir haben Arbeit genug, aber keine Kundschaft“, sagt Geschäftsführer Thomas Hintzen. Teilweise lägen noch Aufträge aus der Zeit vor dem ersten Lockdown vor. Es werde „quer durch das Sortiment“ produziert. Karnevalskostüme ebenso wie Schützenuniformen. Doch der Verkauf ruht. „Finanziell ist es ziemlich schwer“, sagt Hintzen. Neue Anfertigungen könnten zwar zumindest beim Unternehmen kontaktlos abgeholt werden. Aufträge für Prinzenkostüme habe es in diesem Jahr hingegen logischerweise nicht gegeben. Und auch der lukrative Kostümverleih fällt flach. Die Angst vor einer erneuten Insolvenz geht bei dem Traditionsunternehmen dennoch nicht um.

„Wir haben das so ungefähr einkalkuliert“, sagt Hintzen. Dass das Karnevalsgeschäft größtenteils wegfalle, sei bereits früh klar gewesen. Eigentlich gehören die Monate September bis Dezember zu den umsatzstärksten Monaten des Unternehmens. Die ganze Produktion wäre für Karneval ausgebucht. Die Saison sei jetzt, Mitte Januar, somit auch in normalen Zeiten vorbei. Die Tollitäten der Region wären längst eingekleidet und hätten ihre ersten Auftritte absolviert. Der Blick richtet sich also bereits auf die Schützenfest-Saison. Doch auch dort wird es wohl Ausfälle geben.

 Fabian Hintzen mit Kostümen aus der Unternehmensproduktion.

Fabian Hintzen mit Kostümen aus der Unternehmensproduktion.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

„Im Mai geht es eigentlich so richtig los“, sagt Hintzen. Mit den ganz frühen Festen rechnet er nicht mehr. Auch Unges Pengste dürfte 2021 mehr als fraglich sein. Die Hoffnungen ruhen daher auf Veranstaltungen, die etwas später im Jahr stattfinden sollen. Beispielsweise dem Neusser Schützenfest Ende August. „Ein Null-Geschäft wird es nicht geben“, ist er sich sicher.

Hintzen richtet derweil auch schon den Blick auf die Zeit nach der Corona-Pandemie. „Es wird irgendwann wieder bergauf gehen“, sagt er. „Ich rechne im Herbst damit.“ Vielleicht gebe es dann sogar Nachholeffekte, weil die Menschen merkten, was sie alles in der Corona-Zeit entbehren mussten. Dann kann sich Hintzen vorstellen, dass die Produktionssparte von den derzeit sechs Mitarbeiten auch wieder ausgebaut wird. Wenn auch nicht unbedingt in alte Ausmaße. „Viele unserer Mitarbeiter haben neue Stellen gefunden“, sagt Hintzen. Das alte Personal sei ohnehin schwer wieder zusammenzubekommen.

Doch dass sie dauerhaft mit so wenig Mitarbeitern auskommen, hält Hintzen für unwahrscheinlich. Denn wenn die Karnevalsprinzen und Schützenkönige sich wieder alle neu einkleiden müssen, dürfte auch an der Hindenburgstraße wieder Hochbetrieb herrschen. Die 137 Jahre lange Geschichte des Korschenbroicher Traditionsunternehmens dürfte also auch 2021 nicht enden. Dem Brauchtum sei Dank.

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