Schulanfang in Korschenbroich Lotsen begleiten die Kinder auf dem Schulweg
Glehn · Morgen fängt wieder die Schule an. Viele Kinder gehen nun zum ersten Mal den Weg dorthin. Ehrenamtliche Lotsen helfen dabei.
Morgen ist die schöne Ferienzeit vorbei. Damit alle Kinder sicher in den Unterricht kommen, insbesondere die Schulanfänger, gibt es Schülerlotsen in der Stadt. In Glehn organisiert Viola Kames den Lotsendienst, den ihre Tochter Alema (8) „ganz toll“ findet. Da ihre Mutter besonders auf Verkehrssicherheit achtet, weiß Alema inzwischen ganz genau, wie sie sicher eine Straße überqueren kann, wenn sie ganz alleine ist. „Dann gehe ich dorthin, wo ich gut sehen kann, ob Autos kommen.“
Viola Kames organisiert die Einsätze der Schülerlotsen. „Wir haben hier zwölf aktive Lotsen, jeweils sechs für zwei Stellen, wo wir diese Dienste machen müssen.“ Die zwei Stellen in Glehn sind zum einen an der Bachstraße mit dem Heckenend und zum anderen an der Schloss-Dyck-Straße mit dem Schwohenend. Dort haben die insgesamt zwölf Glehner Lotsen ihren Einsatz. „Aber die Zahl ist nur statistisch zu sehen,“ sagt Viola Kames, „weil nicht jeder immer zur Verfügung stehen kann.“ Daher wäre es schön, wenn noch mehr mitmachen würden.
Meist sind die Lotsen Eltern von Kindern, die in die Grundschule gehen. Bei Daniel Bresser ist das so, seit dessen Sohn Noah Matteo (7) in die Schule kam. Auch Claudia Paulus ist dabei, seit Enkelin Anna (10) in der Schule ist. Ganz anders ist es bei Ingrid Boderke: „Ich habe keine Kinder. Vor zwei Jahren habe ich beim Metzger einen Aufruf gefunden, hier Lotsendienste zu übernehmen. Und da ich möchte, dass die Kinder zu Fuß in die Schule gehen können, mache ich das gerne.“
Wer Lotse werden möchte, muss nicht viel Zeit investieren. „Einmal in der Woche für eine halbe Stunde“, sagt Ingrid Boderke. Doch bevor die Lotsen mit ihrer neuen Aufgabe auf die Straße dürfen, müssen sie erst einmal wissen, was sie dürfen und was nicht. Das alles hat ihnen der Verkehrssicherheitsberater der Polizei, Hubert Jansen, erzählt. Er wird beim Thema Sicherheit im Straßenverkehr von seinem Kollegen Jürgen Steinberg unterstützt. Die zehnjährige Anna kennt die Polizisten, denn sie leiten das Fahrradtraining, das den Mädchen und Jungen sicheres Radeln im Straßenverkehr vermittelt. Die Lotsen selbst haben von den Polizisten zum Beispiel erfahren, dass sie keine Autos anhalten dürfen, sondern die Lücke im Verkehr für eine sichere Überquerung der Straße aussuchen sollen. Die zweite Regel, die Lotsen beherzigen müssen: „Wir geben Autofahrern keine Zeichen, denn es besteht die Gefahr, dass sie es missdeuten“, sagt Viola Kames.
Angefangen hat der Lotsendienst in Glehn in den 1990er Jahren. „Wahrscheinlich hat damals ein Unfall dazu geführt, dass sich Lotsen zusammengefunden haben“, sagte Claudia Paulus. Seit es die Lotsen gibt, habe es jedenfalls keine Unfälle gegeben. Denn natürlich wirken alle Lotsen auch als Verkehrserzieher für die Kinder, so dass die Mädchen und Jungen schnell lernen, wie sie sicher in die Schule und zurück kommen.
Die Lotsen sind sofort zu erkennen: Sie tragen eine auffällige Weste und eine Kelle mit rotem Kreis auf weißem Grund, ein Warnsignal. „Weste und Kelle werden von der Verkehrswacht gestellt. Dort können wir für die kalte Jahreszeit auch eine Jacke bekommen“, sagt Viola Kames.
Zwar sind die Eltern begeistert, wenn sich die Lotsen bei Elternabenden vorstellen und um Mitstreiter werben, „aber bei 30 Kindern mit 60 Vätern und Müttern sowie den Großeltern, finden sich kaum fünf Leute, die bei uns mitmachen“, sagt Claudia Paulus. Für viele sei es der Beruf, der einen Einsatz verhindert. „Ich habe flexible Arbeitszeiten, daher kann ich das einmal in der Woche machen“, sagt Daniel Bresser.
Wer Lotse ist, hat ein Ehrenamt übernommen, und das wird auch entsprechend honoriert. Die Stadt Korschenbroich etwa organisiert über die Gemeindeunfallversicherung den Versicherungsschutz für die Lotsen, und die örtliche CDU überrascht die Lotsen jedes Jahr mit einem Päckchen zum Nikolaustag. „Da ist Kaffee und Marmelade drin, ich finde es toll“, sagt Claudia Paulus.
Derweil wirbt Viola Kames mit Flyern für den Fortbestand des Lotsendienstes. Sie weiß, dass ihre Kinder bald in eine weiterführende Schule in Mönchengladbach gehen und sie den Lotsendienst in Glehn aufgeben wird. Aber so geschieht es schon seit Jahren; neue Eltern rücken bisher nach. Eine Regelmäßigkeit daraus zu machen, indem etwa die Eltern der ersten Klassen, zum Lotsendienst verpflichtet werden, hält Kames für falsch. Ebenso den Einsatz von älteren Schülerinnen und Schülern: „Sie können diese Verantwortung doch noch gar nicht tragen.“