Bürgermonitor zum ÖPNV in Kleinenbroich Wenn der Weg zum Bahnhof zu beschwerlich wird

Korschenbroich · Helga Greil und Hanna Winkler wohnen an der Schiefbahner Straße in Kleinenbroich. Die beiden Rentnerinnen beklagen die schlechte ÖPNV-Anbindung in den Außenlagen des Stadtteils. Die Stadt verweist auf laufende Prozesse.

 Der Bahnhof in Kleinenbroich. Von hier aus fahren regelmäßig S-Bahnen in Richtung Düsseldorf und Mönchengladbach.  Archiv-Foto: jaba

Der Bahnhof in Kleinenbroich. Von hier aus fahren regelmäßig S-Bahnen in Richtung Düsseldorf und Mönchengladbach. Archiv-Foto: jaba

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Helga Greil und Hanna Winkler sind Rentnerinnen, wohnen an der Schiefbahner Straße in Kleinenbroich und haben beide das gleiche Problem. Sie leben in einem Stadtteil mit S-Bahn-Anschluss, der ihnen im Alter immer weniger bringt. Der Fußweg ist zu weit, die Anbindung zu schlecht.

„Als wir vor sechs Jahren nach Kleinenbroich in die Schiefbahner Straße gezogen sind, hatten wir schon kein Auto mehr“, sagt Greil. „Aber wir haben uns damit getröstet, dass Kleinenbroich ja einen S-Bahn-Anschluss hat. Dass man irgendwann den Weg von der Schiefbahner Straße bis zur S-Bahn nicht mehr schaffen könnte, haben wir damals nicht bedacht.“ Außerhalb dessen aktueller Corona-Pause sei der Bürgerbus zwar werktags eine halbwegs gute Alternative. Aber das Konzert in Korschenbroich oder das Theater in Mönchengladbach sei abends und am Wochenende nur erreichbar, wenn Kinder oder Nachbarn einspringen.

Ähnliches beklagt Hanna Winkler, die anders als Greil bereits seit Jahrzehnten in Kleinenbroich lebt. „Zum Bahnhof laufen wir 35 bis 40 Minuten“, sagt sie. Gerade für ihren Mann sei diese Strecke nicht mehr zu bewältigen. Winkler und Greil haben ihr Leid bereits vielfach beklagt, doch nichts hat sich verändert. Ein Anschluss an das Verkehrsnetz in Neuss oder Mönchengladbach wäre ihr Wunsch.

Und so wie ihnen geht es nicht nur den Anwohnern an der Schiefbahner Straße, sagt Greil. Die Oststraße, Teile der Nordstraße, ein Teil der Rhedung und die Straße Am Hallenbad seien ebenso betroffen. Greil richtet eine Frage an „unsere Stadtverordneten“: „Sind wir Rentner nur ein lästiges Übel, die besser aus Korschenbroich abwandern sollten oder gibt es irgendeine Lösung, die es auch uns ermöglicht, einen Arzt aufzusuchen, ohne dafür viel Taxigeld auszugeben, oder dass man zum Beispiel mal zum Friedhof fahren kann, ohne die Kinder zu belästigen?“

„Seniorinnen und Senioren erfahren in unserer Stadt große Wertschätzung“, teilt eine Sprecherin der Stadt auf Anfrage mit. Es sei traurig und schade, wenn Frau Greil das Gefühl habe, als „lästiges Übel“ betrachtet zu werden. Es gebe jedoch viele Kinder, die gerne den ein oder anderen Fahrdienst übernähmen. Darüber hinaus sei die ÖPNV-Situation kein seniorenspezifisches Problem, sondern ein Thema, dass alle Altersgruppen beschäftige.

Zu einer Verbesserung der Anbindung verweist die Stadt auf eine aktuell stattfindende Gesamtüberprüfung aller Bahn- und Busverbindungen. „Die S-Bahn-Anbindung im 20-Minuten-Takt stellt eine hervorragende Anbindung von Kleinenbroich nach Neuss und Mönchengladbach dar“, teilt die Stadt mit. Ob es daher zusätzliche Busverbindungen in die gleiche Richtung geben solle, sei fraglich.

Zur öffentlichen Mobilität in den Abendstunden und am Wochenende verweist die Stadt auf auf private Initiativen wie Nachbarschaftshilfe, Fahrgemeinschaften und Sammeltaxis. Diese könnten eine kurzfristige Lösung sein. Andere Städte würden zudem Kleinbusse testen, um die Anbindung der Randbezirke zu verbessern.

„Wir sind für solche Lösungen offen und begrüßen entsprechende Ideen und Vorschläge, die umsetzbar sind“, teilt die Stadt mit. Die innerstädtische Mobilität spiele auch im Rahmen der „Werk-Stadt“ eine große Rolle. „Wir werden sehen, was man aus diesem Prozess heraus entwickeln kann“, heißt es hierzu. Konkrete Ideen, wie sich die Situation der Rentnerinnen verbessern lässt, liefert die Stadt nicht.

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