Veranstaltung zum 27. Januar in Korschenbroich Realschüler gedenken der NS-Opfer

Korschenbroich · Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Soldaten die wenigen Überlebenden im KZ Auschwitz. Auch wenn diese Zeit für viele Jugendliche unendlich weit zurückzuliegen scheint, berührte die Beschäftigung damit junge Kleinenbroicher.

 Mit Wortbeiträgen und einem eingespielten Film gestalteten die Realschüler das Gedenken an die Opfer des Holocaust.

Mit Wortbeiträgen und einem eingespielten Film gestalteten die Realschüler das Gedenken an die Opfer des Holocaust.

Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

Auf die Rückwand der Bühne war ein Zitat des Holocaust-Überlebenden Max Mannheimer projiziert: „Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber, dass es nicht wieder geschieht, dafür schon“. Acht Schüler der Geschichtswerkstatt an der Realschule hatten diese mahnenden Worte offenbar verinnerlicht. Im Forum gestalteten sie mit Geschichtslehrerin Eva Hermanns ein Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und schlugen eine Brücke zur Gegenwart. Sie forderten eindringlich auf, sich der Vergangenheit zu stellen, um Gegenwart und Zukunft gestalten zu können.

Schulleiterin Marion Wittig betonte im Dank an die Akteure die Notwendigkeit, Bewusstsein für die geschehenen Gräueltaten zu bewahren und Wissen weiterzutragen. Zum Auftakt informierten die Jugendlichen über die Bedeutung des Gedenktages am 27. Januar. Es werde an die vielen Opfer des Nationalsozialismus erinnert, erklärte der dreizehnjährige Paul Orosam zum Auftakt.  Mit verteilten Rollen erinnerten er und die Mitstreiter an die Konzentrationslager „für Menschen, die die Nationalsozialisten aus dem Weg räumen wollten“. Sie berichteten, dass in den Lagern Juden, Sinti und Roma sowie Kriegsgefangene verschiedener Nationen ermordet wurden. Sie erzählten vom entsetzlichen Bild, das sich den Befreiern von Auschwitz darbot, die abgemagerte Menschen neben Leichen kauern sahen. Seit 1996 werde der 27. Januar als Tag der Befreiung von Auschwitz durch sowjetische Soldaten als Gedenktag begangen.

Ein Film ergänzte den historischen Rückblick.  Beim Blick auf die Opfer konzentrierten sich die Jugendlichen im Verweis auf das jüdische Sprichwort „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, auf Korschenbroich. Sie nannten die Namen jüdischer Mitbürger, die dem Rassenwahn zum Opfer fielen und entzündeten eine Kerze für ein stilles Besinnen, ehe sie sich in einem Dialog über „Stammtischparolen“ der eigenen Zeit zuwandten und Erwiderungen darauf gaben. Dem Satz: „Ich möchte nicht mehr auf die schlimme Vergangenheit zurückblicken, sondern diese zurücklassen und mich auf die Zukunft konzentrieren“ hielt Angelina Lohrig entgegen:  „Um sich auf die Zukunft zu konzentrieren, muss man wissen, was in der Vergangenheit passiert ist, damit sich die Fehler nicht wiederholen.“

Vor dem Abgang versicherten alle Beteiligten: „Wir sind gegen das Vergessen.“ Aus dem Wunsch heraus, mehr über die Zeit des Zweiten Weltkrieges zu erfahren, habe er sich der Geschichtswerkstatt angeschlossen, erzählte Paul nach dem Auftritt. Die Auseinandersetzung mit den Hintergründen des Gedenktages sei belastend, aber doch wichtig, so der Dreizehnjährige. Die intensive Beschäftigung habe ihr bewusst gemacht, dass die schrecklichen Geschehnisse gar nicht so weit weg seien, ergänzte Jette Karzell.

Die Geschichtswerkstatt hatte wegen Corona bedingter Planungsunsicherheit das Gedenken in nur sechs Stunden vorbereitet. Über die regelmäßige Teilnahme an der Veranstaltung „Gegen das Vergessen“ am 9. November ist das Thema in der Gruppe allerdings präsent. „Wir merken, dass uns ein kälterer Wind entgegenschlägt. Darum ist es wichtig zu fragen, wo sind Strömungen, die wir schon einmal hatten. Es darf nicht vergessen werden, wie Menschen sein können – im Schlechten wie im Guten“, plädierte Hermanns.

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