Korschenbroich Ein Pfarrer radelt auf anderen Wegen

Korschenbroich · Marc Zimmermann macht viele Termine in seiner großen Gemeinde mit dem Fahrrad. Er möchte als Priester erkennbar sein und Präsenz zeigen. Das Stadtgebiet von Korschenbroich beschreibt er als Brauchtumsinsel. Ihm ist bewusst, dass die Kirche für viele nicht mehr die einzige Institution ist, um nach dem Sinn des Lebens zu suchen.

 Pfarrer Marc Zimmermann legt viele Strecken in seiner Gemeinde mit dem Fahrrad zurück. Das erleichtere auch die Begegnungen mit Menschen.

Pfarrer Marc Zimmermann legt viele Strecken in seiner Gemeinde mit dem Fahrrad zurück. Das erleichtere auch die Begegnungen mit Menschen.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

In der heutigen Zeit muss man oft unkonventionell sein. Das gilt auch für die Kirche, wenn sie Menschen erreichen möchte. „Wenn es nicht gerade in Strömen regnet, bin ich mit dem Fahrrad unterwegs“, sagt Pfarrer Marc Zimmermann. Das Rad ist ein Geschenk seiner fünf Pfarrgemeinden. Radfahren ist für den Pfarrer eine gute Sache, „weil man eine ganz andere Präsenz hat.“ Diese „andere Präsenz“ erleichtert auch die Begegnung mit den Menschen in seiner Pfarrei. Auch wenn er ein flächenmäßig recht großes Gebiet zu betreuen hat, so sind die Wege dennoch nicht lang. „Mit dem Fahrrad bin ich ja auf anderen Wegen unterwegs als mit dem Auto. Und die fünf Kilometer vom Pfarrhaus St. Andreas in Korschenbroich bis nach Kleinenbroich sind schnell zurückgelegt.“ Für den Pfarrer ist das Radeln auch ein sportlicher Ausgleich.

Was bedeutet es für ihn, Pfarrer in Korschenbroich zu sein? Natürlich spürt auch er die wachsende Distanz vieler Menschen zur Religion, aber: „Ich wirke hier auf einer Brauchtumsinsel.“ Das bedeute viele Gottesdienste mit bruderschaftlichem Hintergrund, etwa die Fronleichmansprozession, die Festgottesdienste zum Schützenfest oder der Empfang der Trierpilger. Im Übrigen seien die Schützengottesdienste in seinen fünf Gemeinden gut über das Jahr verteilt. „Da ist die Kirche immer gut besucht, aber auch wenn der Chor singt.“

Ansonsten stimmt den Pfarrer die Distanz zur christlichen Religion traurig. Die Gesellschaft habe sich gewandelt. „Beim Deutungsangebot für Sinn im Leben sind wir nicht mehr die einzigen.“ Den Wandel hat er besonders in Duisburg erlebt, wo er geboren wurde. „Meine Heimatkirche existiert nicht mehr als Gotteshaus. Sie ist heute ein Gebäude der Caritas.“

Seine Aufgabe in Korschenbroich sieht er nicht als Verwalter. Vieles übernimmt inzwischen Claudia Riße als Koordinatorin der Verwaltung der Kirchengemeinden. „Meine Aufgabe sehe ich eher als Brückenbauer, deshalb bin ich auch als Priester für alle erkennbar.“

Zunächst strebte Zimmermann einen ganz anderen Beruf an. Er studierte Architektur in Aachen. „Nebenbei war ich Domführer. Ich merkte, dass ich nicht nur kunsthistorischer Begleiter, sondern ein Verkünder war.“ Nach dem Abschluss seines Architekturstudiums beschloss er, noch einmal Student zu werden, diesmal in Theologie. Nun liegt das alles hinter ihm. Heute ist er Pfarrer und sieht das Radeln als einen Teil seiner Freizeit, auch wenn er zu einem Termin unterwegs ist. Der andere Teil der Freizeit gehört dem Skizzenbuch, das er oft bei sich hat, um etwa im Urlaub in den Dolomiten besondere Gebäude zu zeichnen. So ganz hat ihn die Architektur und vor allem die Baugeschichte von besonderen Gebäuden auch als Pfarrer nicht verlassen. Vom Pfarramt am Kirchplatz in Korschenbroich hat er einen Blick auf ein besonderes Gebäude mit großer Geschichte. Und so kann Pfarrer Marc Zimmermann auch über die Pfarrkirche und ihre Baugeschichte fachkundig Auskunft geben.

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