Gesprächskreis in Korschenbroich Ein Glaubensstammtisch auch für Zweifler

Korschenbroich · Sie sprechen über Alltagsfragen oder Probleme wie eine schwere Krankheit, haben aber auch Spaß miteinander: In Kleinenbroich trifft sich regelmäßig eine Runde zu Glaubensfragen.

 Pfarrer Gernot Wehmeier bietet den Glaubensstammtisch an.

Pfarrer Gernot Wehmeier bietet den Glaubensstammtisch an.

Foto: Friedhelm Ruf

Wer einen Stammtisch aufsucht, so wussten es Jacob und Wilhelm Grimm schon vor etwa 200 Jahren in ihrem Wörterbuch zu notieren, ist ein Stammgast, der regelmäßig in seine Stammkneipe kommt, um sich dort mit anderen zu treffen, um zu essen, zu trinken und zu debattieren. Heute verbinden viele damit hitzige Debatten um alles, was die Welt bewegt. Und dazu gehört für Pfarrer Gernot Wehmeier vom Martin-Luther-Haus in Kleinenbroich auch der Glaube und die Frage, wie man ihn sprachlich umsetzbar machen könne. „Viele sagen, der Glaube sei Privatsache. Daher kann kaum jemand darüber sprechen.“ Um das aber möglich zu machen, hat Wehmeier in seiner Gemeinde einen Glaubensstammtisch ins Leben gerufen.

„Ich war vor mehr als 15 Jahren mit Eltern von Konfirmanden auf einem Glaubenskursus. Als er zuende war, haben wir darüber nachgedacht, ob wir uns nicht regelmäßig treffen sollten.“ Aus dieser Keimzelle ist der Stammtisch entstanden, bei dem „Glaubens- und Lebensfragen“ behandelt werden – und das in einer lockeren, vertrauensvollen und freundschaftlichen Atmosphäre.

So kommen an jedem zweiten Montag im Monat, 20 Uhr, acht bis zehn Menschen im Martin-Luther-Haus zusammen. Sie bringen Essen und Getränke mit. Das Thema des Abends wird vom Pfarrer oder den Teilnehmern benannt. Und über was wird gesprochen? „Etwa über biblische Fragen wie über Hiob oder Judas.“

Aber am Stammtisch geht es auch um den Alltag der Menschen: Etwa wie eine schwere Krankheit das Leben verändert, wie der Start in den Ruhestand gelingen kann oder wie Kinder und Enkel gut begleitet werden. Die Teilnehmer sind in der Regel zwischen 50 und 80 Jahre alt. „Das ist ein Alter, in dem sich die Menschen den letzten Fragen stellen“, sagt Wehmeier. Auch wenn es also zuweilen schwierige Themen sind: „Es ist ein Kreis, in dem wir zumeist fröhlich miteinander umgehen“, sagt der Pfarrer. Bei manchen Fragen werden Experten zum Stammtisch hinzugebeten. „Wir schauen nicht auf die Konfession“, sagt Wehmeier. Kommen dürfe jeder, ob er nun glaube oder zweifle.

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