Analyse Wie grün ist Korschenbroich?

Korschenbroich · Auch in Korschenbroich waren die Grünen die großen Gewinner der Europawahl, in drei Wahlbezirken lagen sie sogar vor der CDU.Spannend wird sein, ob der Ortsverband stark genug ist, um künftig auch auf kommunaler Ebene näher heranzurücken.

 Zunächst einmal ist es nur eine technische Spielerei: Das Rathaus Korschenbroich in Grün.

Zunächst einmal ist es nur eine technische Spielerei: Das Rathaus Korschenbroich in Grün.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Die positiven Nachrichten reißen nach der Europawahl für die Grünen nicht ab – und das auf allen Ebenen. Während die Partei beim neuen „Deutschlandtrend“ in der Sonntagsfrage als stärkste Kraft hervorgeht, berichtet der Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen im Rhein-Kreis Neuss von einem Mitgliederrekord. Wie es um die Euphorie der Korschenbroicher Grünen bestellt ist, war zunächst indes nicht zu erfahren. Die Ortsverbands-Spitze, deren Mitglieder alle berufstätig sind, konnte keine Auskunft erteilen.

Gut möglich, dass die Korschenbroicher Grünen künftig auch politisch noch stärker gefordert sein werden. Denn das Ergebnis der Europawahl kann ihnen im Stadtgebiet neue Perspektiven bieten. In drei Korschenbroicher Wahllokalen ist es vor knapp zwei Wochen bereits passiert: Im Gymnasium Korschenbroich sowie in der Maternus-Grundschule und in der Kita Auf den Kempen in Kleinen­broich lagen die Grünen knapp vorne – vor der CDU, die in Korschenbroich bislang eine Vormachtstellung besitzt.

Doch was bedeutet das Ergebnis für die Kommunalwahl im kommenden Jahr? Wie grün kann Korschenbroich werden? Nun kann eine Europawahl nicht eins zu eins auf die kommunale Ebene übersetzt werden. Doch kann der bundesweite Trend ein Fingerzeig sein – und für die Korschenbroicher CDU ein Warnschuss. „Natürlich muss das Ergebnis unsere Sinne schärfen. Doch man kann da keine monokausalen Zusammenhänge herstellen. Auf kommunaler Ebene entscheiden viel stärker die Personen und die lokalen Themen, auf die man natürlich auch einen ganz anderen Einfluss hat“, sagt der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Ansgar Heveling.

Die CDU könne einige Stärken für die Kommunalwahl einbringen, sie sei die größte und gestaltende Kraft im Stadtrat – und sie stelle den Bürgermeister. Marc Venten hat bereits angekündigt, dass er nochmals kandidieren werde. Der Bürgermeister nennt auch das stabile Bündnis mit der SPD als wichtigen Faktor: „Die Kooperation zwischen CDU und SPD funktioniert bei uns seit mittlerweile zehn Jahren sehr gut. Dies sieht man auch daran, wie viel sich in Korschenbroich während dieser Zeit trotz der Einschränkungen durch den Stärkungspakt getan hat.“

Dieses Bündnis aufzubrechen, dürfte nicht einfach sein, noch schwerer ist es, die Hausmacht der CDU in Gefahr zu bringen. Immerhin: Bei der Europawahl lagen die Grünen in zwei Kommunalwahlbezirken nur knapp hinter der CDU. Somit können sie einzelnen Ratsmitgliedern, wenn es kommendes Jahr um die Direktmandate geht, gefährlich werden. Die Grünen seien lokalpolitisch schon immer eine ernstzunehmende Kraft gewesen, sagt Heveling und verweist auf eine Kooperation, die es in früheren Jahren bereits mit der CDU gegeben hat. Utopisch muss ein neues Bündnis für die Zukunft also nicht sein – zumal Grünen-Themen wie der Klimawandel und der Umweltschutz sicher auch die Korschenbroicher Bürger interessiert. Bleibt nur abzuwarten, wie die Grünen – bei der vergangenen Kommunalwahl noch vierte Kraft hinter CDU, SPD und Die Aktive – sich personell und strukturell aufstellen können, um den bundesweiten Trend auch in Korschenbroich zu bestätigen.

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