Vollbesetzter Pfarrsaal in Korschenbroich Seitenhiebe bei der „Ladies Neit“ über ausgeschlossene Frauen
Korschenbroich · Mit einer hinreißenden Mischung aus Witz, kritischen Tönen und kölschen Liedern begeisterten die Mundart-Ladies ihr Publikum im voll besetzten Pfarrzentrum. Stichelnde Kritik gab es daran, dass an „Unges Pengste“ die Frauen weniger willkommen sind.
Zur „Ladies Neit“ sind Herren herzlich willkommen. Doch was ist mit „Unges Pengste“? Da ist und bleibt es Tradition, dass Frauen ausgeschlossen sind, murrte Andrea Otten in schönster Mundart.
Nach dem gemeinsam gesungenen Pfingstlied rechnete die Korschenbroicherin mit spitzen Seitenhieben aus „Sicht einer Frau“ ab, dass „Europa-Horst“ trotz Abwesenheit die Ohren geklungen haben dürften. Die Damen sollten doch mal auf Pfingstmontag „Maria 2.0“ feiern, so Otten zur „Ladies Neit“ im voll besetzten Pfarrzentrum. Der Beitrag mit hohem Wiedererkennungswert punktete zum Abend des „Vereins zur Pflege und Mundart im Rhein Kreis Neuss“ mit Lokalkolorit pur.
Bestens aufgelegt servierten die Mundart-Ladies Otten, Uschi Knoche, Martina Golombek, Susanne Zandonella und Andrea Kowalewski gemeinsam wie auch solistisch eine mitreißende Mischung aus heiteren und kritischen Texten gewürzt mit kölschen Liedern. Aus der Stammbesetzung fehlten ausnahmsweise Sabine Stefes und Uschi Jansen. Knoche verpackte köstliche Pointen zur Begegnung mit Kunst und dem Sehnen nach „guter“ Butter in betont trockener Manier. War der Genuss einst zu teuer, ist er für reifere Jahrgänge bedenklich, seufzte Knoche. Zandonella und Golombek reizten die Lachmuskeln unter anderem als unverwechselbares Paar Hiltrud und Karl-Heinz. Kowalewski erntete viel Beifall als zurückhaltender Ehemann einer umtriebigen Frau und zur erweiterten Version von „Wallrath, Pitters“ Loblied auf Korschenbroich.
Neben dem Heiteren thematisierten die Damen Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung. Josef Nowak begleitete die Lieder im stimmigen Spiel. Unter den zahlenmäßig unterlegenen Männern amüsierten sich auch Achim Thyssen, Leiter des Mundartarchivs, und der frühere Kulturamtsleiter Peter-Josef Stefes. „Die Mundart stirbt nicht aus, solange wir solche Mädches haben“, sagte Stefes. Das Publikum feierte die Beiträge mit langem Beifall und lauten Rufen nach Zugaben.