Korschenbroicher Theaterspieler nach dem Krieg Ein altes Foto und seine Herrenshoffer Geschichte

Korschenbroich · Ein altes Foto, Menschen in Kostümen aus einer anderen Zeit, aus einem anderen Leben: Viel war nicht bekannt zu dem Motiv, das unsere Redaktion veröffentlicht hatte. Doch zwei ältere Damen wissen genau, wie der Theaterverein hieß und wo er auftrat.

 Agnes Hoppenkamps (l.) und ihre Schwester Marianne Delbos.

Agnes Hoppenkamps (l.) und ihre Schwester Marianne Delbos.

Foto: Friedhelm Ruf

Ihren Bruder sowie ihre Schwester hatte sie sofort erkannt auf dem alten Foto, das unsere Redaktion vor Weihnachten zu den Krippenspielen in den Nachkriegsjahren veröffentlicht hatte. Agnes Hoppenkamps wusste daher auch: „Die Aufführung dieses Krippenspiels war in der Herz-Jesu-Kirche in Herrenshoff, die damals noch nicht erweitert war.“

Hoppenkamps kann somit aufklären über die Fotos, die unsere Redaktion veröffentlicht hatte mit dem Hinweis, dass es kaum Informationen dazu gebe. Denn sie war dabei, als der Theaterverein Myrthenkranz nach dem Krieg in Herrenshoff wieder gegründet wurde.

Hubert Naus hatte die Idee, im kleinen Dorf große Theaterstücke aufzuführen, mit Menschen direkt aus der Nachbarschaft. „Es war ja eine Zeit, in der es sonst keine Freizeitmöglichkeiten gab“, erinnert sich Agnes Hoppenkamps. Eine öffentliche Verkehrsverbindung zum Kino nach Mönchengladbach gab es nicht und auch Korschenbroich war nicht so leicht zu erreichen. „Wir mussten selbst etwas tun.“

 Krippenspiel in der Herz-Jesu-Kirche in Herrenshoff.

Krippenspiel in der Herz-Jesu-Kirche in Herrenshoff.

Foto: Stadtarchiv Korschenbroich

Hoppenkamps Schwester Marianne Delbos erinnert sich, dass das Theaterspielen für sie mit einem Märchenspiel angefangen hat. „Es war der Teufel mit den drei goldenen Haaren.“ Das Stück wurde auf einer Wiese vor einem Wald gespielt, den alten Herrenshoffern noch unter dem Namen „Eschet“ bekannt. Dort wurde geprobt, dort wurde das Stück aufgeführt, dort gab es auch den großen Applaus. „Das ging natürlich alles nur bei gutem Wetter“, sagt Marianne Delbos.

Sie und ihre Schwester sind Herrenshoff ihr ganzes Leben lang verbunden geblieben, haben geheiratet und machen in der Dorfgemeinschaft mit. „Ich singe immer noch im Kirchenchor“, sagt Marianne Delbos. Sie hat nach dem Besuch der Volksschule beim Unternehmen Irmen gearbeitet, hat dort Stoffe geprüft und Löcher gestopft, damit später aus den Stoffen Anzüge und Kleider geschneidert werden konnten. Agnes Hoppenkamps hat die Hauptschule in Korschenbroich besucht, die während der NS-Zeit in der Alten Schule an der Steinstraße untergebracht war. Nach ihrer Heirat 1955 war sie Hausfrau.

Die erste Anlaufstelle für Freizeit bot nach dem Krieg der Kirchenchor. Gesellig wurde es zudem beim Karneval. „Wir haben richtige Sitzungen abgehalten“, sagt Agnes Hoppenkamps. Und dann natürlich der Theaterverein Myrthenkranz.

Gespielt wurden damals bekannte Stücke, etwa die Geierwally, der Meineidbauer und Wilhelm Tell. „Hubert Naus hat die Texte besorgt“, sagt Hoppenkamps. „Es gab aber auch Reclam-Hefte, in denen es um die Aufführungen ging und in denen der Text stand.“ Gelernt habe sie zu Hause, geprobt wurde dann mit allen Mitspielern, bis es schließlich die Aufführungen gab. Hoppenkamps: „Die fanden ein oder zwei Mal im Jahr statt, und der Saal war immer voll.“

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