Start im Kulturbahnhof Korschenbroich Lebenswerk von Hebamme Helene Overzier bei Themenroute

Korschenbroich · Am Sonntag beginnt im Kulturbahnhof die Themenroute „Frauen.Land.Leben“ im Fokus auf Frauen mit bedeutendem Lebenswerk. Standortvertreterin ist Helene Overzier.

Als Textilkünstlerin, Fotografin, Psychoanalytikerin, Hebamme und Kochbuchautorin hinterließen Helly Driesen, Lisel Haas, Hilde Bruch, Helene Overzier und Lovica von Pröpper ein bedeutendes Lebenswerk. Die fünf am Niederrhein geborenen Frauen sind in der Geschichte der Region jedoch weitgehend vergessen. Die Themenausstellung „Frauen.Land.Leben“ dokumentiert ihre Leistungen.

 Hebamme Helene Overzier aus Korschenbroich.

Hebamme Helene Overzier aus Korschenbroich.

Foto: Stadtarchiv Korschenbroich

Ziel ist es, an ihrem Beispiel den weiblichen Teil niederrheinischer Geschichte stärker ins Bewusstsein zu rücken und zu würdigen. Die Präsentation ist eingebunden in das Themenjahr „Provinz“ der kulturhistorischen Museen am Niederrhein und wird vom Verein „Korschenbroich liest“ ausgerichtet.

Ihr sei aufgefallen, dass viele der bisherigen Ausstellungen in der historischen Perspektive sehr männerlastig gewesen seien, sagt Rita Mielke. „In der Geschichtsschreibung aus männlicher Sicht wurden Leistungen und Errungenschaften von Frauen negiert und gerieten so beim Schreiben ein zweites Mal in Vergessenheit“, so die Projektleiterin. Inzwischen sei zwar durch engagierte Gleichstellungsbeauftragte und Geschichtswerkstätten viel geleistet worden beim Aufspüren vergessener weiblicher Biografien. Doch Publikationen, sofern vorhanden, seien selten über den lokalen Kreis hinaus bekannt geworden. „Dass eine Medizinerin weltweit als führende Expertin gilt, aber in ihrer Heimat am Niederrhein niemand ihren Namen kennt, ist unverständlich. Ein solches Schicksal ist kein Einzelfall“, berichtet Mielke am Beispiel der gebürtigen Dülkenerin Hilde Bruch, die am Ende der 1930er Jahre in die USA emigrierte. Standortvertreterin für Korschenbroich ist Helene Overzier, die fast 50 Jahre lang im Stadtgebiet als Hebamme tätig war. Von ihr werden Dokumente aus dem Stadtarchiv gezeigt.

Zum Auftakt am Sonntag, 12. Juni, um 11 Uhr im Museum Kulturbahnhof liest die inzwischen in Goch lebende Monika Benndorf aus ihrer Autobiografie. Das Programm bietet zwei begleitende Lesungen an: Am 29. Juni, 19.30 Uhr liest Jürgen Wiebicke aus seinem Buch „Sieben Heringe. Meine Mutter. Das Schweigen der Kriegskinder und das Sprechen vor dem Sterben“. Steffen Schröder stellt am 14. Juli, 19 Uhr Lovica von Pröpper als eine der prominentesten Kochbuchautorinnen des 19. Jahrhunderts vor.

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