Lesung in Korschenbroich Mörderische Nacht im Kampfkunstzentrum
Korschenbroich · Autor Arnold Küsters und die Band „Hier geht was“ präsentierten im Dojo Sandokan eine unterhaltsame Mischung aus kurzen Krimis und Blues-Musik.
Warum findet eine Lesung mit Musik in einem Kampfkunstzentrum? Stephan Schwiers, Kopf des Quartetts „Hier geht was“, behauptete, Bandmitglied und Krimi-Autor Arnold Küsters habe es in drei Jahren Karate nur bis zum weißen Gürtel geschafft. Mit dem Auftritt therapiere Küsters sein sportliches Trauma. Unabhängig vom Wahrheitsgehalt dieser Begründung fanden Band und Autor auf der Bühne im gut besuchten „Dojo Sandokan“ für die Kombination von Songs und Krimi einen idealen Ort in direkter Nachbarschaft ihrer Wohnorte „unter dem Radar zwischen Himmel und Äd“.
Hausherr Dieter Haas betonte in der Begrüßung, dass weitere Kulturveranstaltungen folgen sollen. Dieses Mal gab es also statt fairer Kampfkunst Mord und Totschlag in Varianten von verschmitzt bis schaurig. Dazu lieferte die Band Musik mit Blues, Folk und Popelementen, geschrieben und getextet von den Mitgliedern. Mitunter drang das Verbrechen sogar in die Songs mit deutschen Texten ein. Dabei bewies Frontsänger und Gitarrist Schwiers einen Hang zu schrägen Nuancen und Typen, gern serviert mit einer gewissen Lässigkeit.
In Liedern über „Jott und die Welt“ bekannte sich die Band zum bluesigen Herzschlag und zur niederrheinischen Seele mit Sehnsuchtsorten zwischen Mönchengladbach und Kevelaer. Küsters spielte Blues Harp und Percussion. Dirk Rütten bewies Minimalismus am Schlagzeug. Manno Meurer würzte den Auftritt mit stimmungsvollen Gitarrensoli.
Für die zwischen den Songs eingebetteten Lesungen wärmte sich Küsters zunächst mit Mini-Krimis im Zweizeiler-Format auf. Zum Temposünder las er lakonisch: „Sie nahm die Kurve wie ein Wiesel und überfuhr ihn mit dem Diesel“. Im folgenden Gedicht aus zwei Versen erfuhren die Zuhörer, wie mörderisch gefährlich ein Aufsitzmäher sein kann. An diesem Abend verzichtete der Autor auf eine Auswahl seiner an Seiten umfangreichen Kriminalromane. Zu vorgelesenen Kurzgeschichten erfuhr das Publikum immer auch das Ende.
Küsters punktete mit Blickkontakt zum Publikum als hervorragender Vorleser der eigenen Texte. Die Sprechpausen saßen perfekt. Seine Stimme fing auch akustisch Erstaunen, Schrecken und lähmende Angst der Protagonisten ein. Zum Krimi „Der Tod kommt auf Socken“ gab es nach Nervenkitzel eine überraschende Auflösung. Für „Emma beinhart“ mit Schauplatz im niederrheinischen Nebel habe er ein selbst erlebtes, nächtliches Abenteuer verarbeitet, verriet der Autor. Der Abend sollte zum „Klammerblues“ enden. Doch so schnell mochte das Publikum die Gäste nicht ziehen lassen. Also wurde nochmals fiktiv gemordet und tatsächlich musiziert.